Effiziente Grazer retten Punkt gegen pressenden LASK [Spiel-Analyse]

In einem Spiel, das von vielen Umschaltmomenten geprägt war, konnte der LASK einen 0:3 Rückstand gegen Sturm Graz aufholen. Durch das hohe Pressing und das direkte Spiel nach vorne übten die Athletiker über das ganze Spiel viel Druck auf die Grazer aus.

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Nachdem für den LASK auch das sechste Gruppenspiel in der Europa League erfolgreich war, hätten sie mit einem Sieg am Sonntag mit Red Bull Salzburg gleichziehen können. Dennoch rotierte Valerien Ismael die Startelf ein wenig. Im Vergleich zum Spiel am Donnerstag startete gegen die Grazer Markus Wostry als Innenverteidiger, Stefan Haudum spielte statt James Holland und in der Offensive begannen diesmal neben Dominik Frieser Marko Raguz und Samuel Tetteh. Der Linzer ASK blieb bei der gewohnten 3-4-3-Formation, beim hohen Pressing und direktem Spiel nach vorne nach einem Ballgewinn. Sturm Graz spielte in einem asymmetrischen 5-4-1. Die Grazer hatten sehr wenig Ballbesitz und versuchten immer wieder mit hohen Bällen nach vorne zu spielen. Besonders nach einem Ballgewinn wurde so schnell wie möglich nach vorne gespielt/gedribbelt, um die Unordnung der Linzer auszunutzen. Durch die Effektivität im Konter und im Abschluss konnten sie bereits nach 25 Minuten 3:0 führen.

 

Graz kontert, Linz spielt

Der LASK hatte von Beginn an mehr Ballbesitz und versuchte auch immer wieder zuerst das anfangs hohe Pressing der Grazer flach zu überspielen. Allerdings stellte die gegnerische Defensive die Linzer vor größere Problemen. Immer wieder mussten die Innenverteidiger versuchen mit einem hohen Ball zu den Stürmern das Pressing zu überspielen, vor allem bis zur ersten gelb-roten Karte für Sturm Graz. Allerdings gab es in der ersten Hälfte ein paar Szenen, in denen der LASK das Pressing der Gäste flach überbrücken konnte. Wie zum Beispiel in der elften Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: LASK überbrückt das Pressing mit einem diagonalen Pass in den Zwischenlinienraum

Tetteh und Frieser bewegten sich sehr viel in den Halbräumen und agierten selten am Flügel. Die Seiten besetzten dann meistens die Außenverteidiger Rene Renner und Reinhold Ranftl. Durch das Positionieren der Offensivspieler im Halbraum gab es bei den Linzern beinahe immer eine Anspielstation von der Flügelposition nach vorne. Auch Raguz bewegte sich oft entgegen und dabei wurde von einem anderen Mitspieler versucht, die Stürmerposition wieder zu besetzen. Wie in dieser Situation. (Abbildung 1).

Petar Filipovic bekam den Ball von Gernot Trauner und dribbelte nach vorne. Kurz vor der Mittellinie wurde der Innenverteidiger von Phillip Huspek unter Druck gesetzt. In dem Moment, während sich die Grazer Verteidigung fallen ließ, bewegte sich Raguz in den Zwischenlinienraum und konnte vom Innenverteidiger angespielt werden. Der Stürmer konnte sich in der Anschlussaktion aufdrehen und auf den Flügel spielen. So konnten die Linzer zwei Pressinglinien der Grazer überspielen. Allgemein war das Timing vom Abspiel und von der Bewegung des Offensivspielers in den freien Raum zwischen den Reihen sehr gut. Durch einen Schulterblick wusste Raguz zudem, dass er sich aufdrehen konnte. Er hätte auch nicht gleich auf den Flügel spielen müssen, da er viel Platz gehabt hatte und ein Dribbling auf die gegnerische Abwehr wäre auch eine Möglichkeit gewesen. Vor allem über die linke Seite versuchte es der LASK mit solchen ähnlichen Passabfolgen. Über die rechte Seite versuchten die Linzer eher Ranftl viel weiter vorne einzubinden. Entweder kam der Außenbahnspieler schon früh aus dem Halbfeld zum Flanken oder er wurde mit einem Chipball über die Abwehr in die Tiefe geschickt.

 

Linzer Pressing

Im Pressing agierten die Linzer sehr hoch und versuchten über das ganze Spiel Druck auf die Grazer auszuüben. Durch die selbe Formation konnten sie die Gäste auch mannorientiert attackieren und gaben ihnen keine Chancen flach herauszuspielen. Allerdings gab es auch keine Anzeichen, dass Sturm Graz das Spiel wirklich flach aufbauen wollte. Auf der anderen Seite presste Graz die ersten 15 bis 20 Minuten die Gastgeber hoch an und versuchten schon in der gegnerischen Hälfte den Ball zu gewinnen. Die Grazer attackierten im Pressing in einem asymmetrischen 5-4-1. Auf der rechten Seite agierte Huspek beim Pressen etwas höher und versuchte möglicherweise dadurch den Spielaufbau auf Wostry zu lenken.  Meist war der „Trigger“ zum Anlaufen ein Pass zum äußeren Innenverteidiger. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Das Pressing der Grazer

Trauner spielte den Pass auf Wostry. Otar Kiteishvili antizipierte diesen Pass bereits und lief schon vor dem Abspiel auf den Innenverteidiger zu. Dadurch konnte er Wostry unter Druck setzen und ihn gleich zu einer Entscheidung zwingen. Zwar hatten die Grazer in dieser Situation keinen Ballgewinn, allerdings sah man in dieser Szene das Anlaufverhalten in diesem Spiel. Sturm Graz hatte kaum lange Ballbesitzphasen. Beinahe jeder Ball wurde hoch nach vorne gespielt. Nach Ballgewinnee versuchten sie so schnell wie möglich in das letzte Drittel zu gelangen, entweder durch ein Dribbling oder einem tiefen Pass hinter die Abwehr.

 

Wie versuchte LASK den tiefen Abwehrblock der Grazer zu knacken?

In der 61. Minute bekam Juan Dominguez eine gelb-rote Karte. Somit waren die Grazer einen Spieler weniger und Nestor El Maestro reagierte gleich auf den Ausschluss. Für Huspek wurde Bekim Balaj eingewechselt und die Grazer agierten daraufhin in einem 5-3-1. Auch das Pressing der Gäste warnicht mehr so hoch und die Verteidigung ließ sich sehr tief fallen. Daraufhin stellte die Verteidigung von Graz LASK vor einigen Problemen. Wie knacken die Linzer aber diesen tiefen Abwehrblock?

Bereits in der Halbzeitpause brachte Ismael Dominik Reiter für Filipovic und Ranftl rückte in die Dreierkette. Dadurch war die rechte Seite der Linzer offensiver und - vor allem nach dem Ausschluss - war das offensivere Verhalten auch zu sehen. Ranftl bewegte sich als rechter Innenverteidiger immer sehr weit nach vorne und sie versuchten dadurch Überzahlsituation am Flügel zu schaffen. Dadurch kamen sie vor allem über die rechte Seite immer wieder zu Flanken. Um zu Torchancen zu kommen versuchten es die Linzer auch mit schnellen Seitenwechsel. Allerdings spielten sie dann oft nur bis zum linken Halbraum und von dort versuchten sie vertikale Pässe in den Zwischenlinienraum zu spielen. Jedoch schossen die Gastgeber nach einem Elfmeter das 3:3, hatten aber danach auch einige Chancen noch in Führung zu gehen.

 

Fazit

Sturm Graz spielte beinahe nach jedem Ballgewinn direkt nach vorne und im ganzen Spiel kamen sie in wenige längere Ballbesitzphasen. Zwar konnten sie die wenigen Chancen nutzen um 3:0 zu führen, allerdings gabs es dann nach dem dritten Treffer nur wenige Möglichkeiten im letzten Drittel und konnten auch kaum Gegenwehr zeigen. Der LASK konnte das ganze Spiel viel Druck auf die Grazer ausüben. Immer wieder konnte sie gefährlich in die Nähe des Sechzehners kommen und auch in den Schlussminuten waren sie knapp davor den Führungstreffer zu erzielen. Auch im Pressing und im Gegenpressing konnten sie immer wieder Bälle erobern beziehungsweise zurückerobern. Aber somit endete das Spiel mit einem 3:3 und der LASK bleibt zwei Punkte hinter RB Salzburg.

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