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Effektives Umschalten war Salzburgs Vorteil [Spiel-Analyse]

Der FC Red Bull Salzburg und der Wolfsberger AC können sehr gut Gegner anpressen und sind auch in Umschaltphasen effektiv. Die Salzburger beherrschen das aber besser, weshalb die Bullen auch drei Punkte erzielen konnten.

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Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Red Bull Salzburg startete gegen den WAC mit der gewohnten 4-2-2-2-Formation. Die Wolfsberger, die das letzte Spiel als bessere Mannschaft knapp gegen den SK Sturm Graz verloren hatten, spielten im gewohnten 4-1-2-1-2. Die Kärtner spielten anfangs eher gezielte hohe Bälle nach vorne. Daraufhin versuchten sie, den zweiten Ball zu gewinnen und schnell umzuschalten. Die Salzburger hatten zwar mehr Ballbesitz, kamen aber selten über lange Ballstafetten nach vorne. Die Gastgeber spielten sich eher durch ihr schnelles Umschalten mehrere Chancen heraus.

 

Der WAC lässt Salzburg keinen Platz

Gleich in der ersten guten Aktion des Spieles wurde gezeigt, dass der WAC den Gegner gut anpressen und ihn zu einem hohen Ball zwingen kann. Allerdings zeigte Salzburg auch, dass sie durch gezielte hohe Bälle das Pressing überspielen können. In der zweiten Minute bekam Cican Stankovic den Ball: Durch die Raute im Mittelfeld der Wolfsberger konnte man Salzburg zunächst mannorientiert anpressen. Dabei half auch, dass sich bei den Bullen anfangs meist nur ein Spieler in der Sechserposition befand und Michael Liendl diesen zustellen konnte. Anderson Niangbo lief Stankovic in einem Bogen an und stellte dabei Andre Ramalho zu. Jedoch konnte der Salzburger Goalie mit einem Chipball auf den linken Flügel die erste Pressinglinie überspielen. Daraufhin kam Andreas Ulmer bis zum Sechzehner und konnte auf Erling Haaland, der sich gut vom Gegenspieler absetzte, aufspielen. Der junge Stürmer traf in der ersten Chance des Spieles gleich die Stange.

Der WAC presste in seinem 4-1-2-1-2 die Salzburger ansonsten gerne hoch an. Durch die beiden Stürmer konnten die Kärntner immer mannorientiert attackieren. Falls der Außenverteidiger angespielt wurde, schoben die äußeren Achter hinaus. Die funktionierte über das ganze Spiel sehr gut, da die beiden Achter Marcel Ritzmeier und Romano Schmid kurze Pässe auf die Außenverteidiger antizipierten. Dadurch kamen sie auch immer wieder in Zweikämpfe und konnte auch einige Male den Ball gewinnen. Beispielsweise in der 6. Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Das Pressing des WAC

Auch im Gegenpressing agierten die Wolfsberger schnell und intensiv. Der Ballführende wurde meist von zwei Spielern attackiert und auch falls die erste Gegenpressinglinie überspielt wurde, waren sie oft gut abgesichert. Durch das intensive Pressing kam der WAC auch in der siebten Minute zur ersten Chance und erzielten das 1:0. 

 

Was machte Salzburg gegen das Pressing der Wolfsberger?

Anfang der ersten Halbzeit kippte Antoine Bernede in den Halbraum neben den beiden Innenverteidiger ab und Salzburg baute somit in einer Dreierkette auf. Durch das Abkippen konnte auch der Außenverteidiger weiter nach vorne schieben. Diese Bewegung zog den Achter meist ein wenig aus der Formation, wodurch vertikale Pässe nach vorne möglich waren. Wie zum Beispiel in der neunten Minute. (Abbildung 2)

 

Abbildung 2: Das Abkippen von Bernede bildet eine Dreierkette. Bernede kippte in den linken Halbraum ab und bekam auch den Ball. In den Moment schob Ulmer bist auf die Seitenoutlinie und bewegte sich höher. Dadurch wurde Schmid ein wenig hinausgezogen und öffnete den Passweg zu Patson Daka, der sich aus der Stürmerposition fallen ließ.

Die Innenverteidiger hatten jedoch oft wenige Anspielstation und mussten auch mehrere Male den Ball hoch nach vorne schlagen. Die Außenverteidiger waren selten anspielbar, da sie meistens sehr hoch standen und falls sie sich als kurze Anspielmöglichkeit anboten, war es zu spät. Das Abkippen der Sechser wurde dann auch nach 20 Minuten nicht mehr praktiziert, da Salzburg eher im Mittelfeld Überzahl schaffen wollte. Im Aufbau konnte man dann eher auch die Sechser anspielen, da Liendl nicht zwei Spieler zustellen konnte. Dies funktionierte vor allem auch, wenn sich Takumi Minamino aus der rechten Zehnerposition mehr in die Mitte fallen ließ und mit den Sechsern ein Dreieck bildete.

 

Was machte der WAC im Ballbesitz?

Die Roten Bullen sind ebenfalls dafür bekannt, den Gegner hoch anzupressen. Daher ließ sich der WAC selten auf lange Ballbesitzphasen in der ersten Hälfte ein und spielte schon früh einen gezielten hohen Ball auf den Stürmer. Danach versuchten sie in die Nähe des Stürmers zu schieben, falls der Offensivspieler den Pass nicht annehmen konnte, um den zweiten Ball zu gewinnen. Manchmal „zockten“ auch die Mitspieler auf ein gewonnenes Kopfballduell oder einen möglichen Abpraller. Das heißt, dass die Mitspieler spekulierten, wo der Ball am ehesten hinkommen könnte und somit sich einen Vorteil gegenüber dem Gegenspieler verschaffen wollten. Wie zum Beispiel in der 35. Minute. Da konnte der WAC gleich den zweiten Ball gewinnen und war im Konter auch in Überzahl. Allerdings kam dann zu einem ungenauen Pass und Salzburg hatte wieder den Ball.

Vor allem über Ballgewinne kamen die Kärtner zu ihren Chancen. Die Salzburger Außenverteidiger standen eben meist sehr hoch und der WAC spielte in Umschaltmomenten gezielt auf die offenen Räume, die die Verteidiger aufmachten. Die Stürmer standen daher breit und kamen in Konter immer wieder über die Flügel in das letzte Drittel. Was die Wolfsberger beim Kontern sehr gut machten, ist das Miteinbinden mehrerer Spieler. Bei einem Ballgewinn schalteten sich gleich vier oder fünf Spieler in den Konter mit ein und sprinteten nach vorne.

 

Dem WAC gelingt der Anschlusstreffer

Die zweite Halbzeit war ähnliche wie die erste Hälfte. Der WAC presste weiterhin vorne an und ließ den Salzburgern kaum Platz im Aufbau. Dadurch kam Salzburg auch sehr selten zu längeren Ballbesitzphasen. Beide Mannschaften kamen immer wieder durch Konter in das letzte Drittel. Vor allem die Gastgeber hatten in der zweiten Halbzeit viele Chancen nach Umschaltmomenten in der Offensive. Beim Stand von 2:1 hatten die Bullen schon mehrere Möglichkeiten die Führung auszubauen. Erst in der 65. Minute gelang es Haaland, wieder einen Treffer zu erzielen. 15 Minuten vor Schluss kam vom WAC eine kurze Druckphase. Die Gäste hatten längere Ballbesitzphasen und auch kamen zu richtigen Torabschlusschancen. In der 78. Minute kam es zum Anschlusstreffer durch Shon Weissmann. Durch die Druckphase verteidigte Salzburg in einem flachen 4-4-2 und attackierte sehr tief. Daraufhin kam es etwas Nachlässigem verteidigen und die Gäste konnten das 2:3 erzielen. Danach versuchte der WAC noch das Unentschieden zu schießen, jedoch gerieten sie ihn mehrere Konter. Haaland ließ die Chance nicht nehmen und erzielte einen Dreierpack.

 

Fazit

Beide Mannschaften sind im Pressing sehr gut und das hat man in diesem Spiel wieder gesehen. Der WAC bereitete den Salzburgen im Aufbau Probleme und die Bullen konnten vor allem im Gegenpressing effektiv sein. Das ganze Spiel war weniger von langen Ballbesitzphasen sondern eher von vielen Umschaltmomenten geprägt. Vor allem in der zweiten Hälfte war dies, durch viele Abspielfehler, deutlicher, da es durch die Müdigkeit und das Risiko vom direkten Spiel nach vorne zu vielen Ballverlusten kam.

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