Foto: © Screenshot Sky Sport Austria

Rapids Probleme gegen den LASK [Spiel-Analyse]

In Minute 95 erzielte Marko Raguz noch den Siegtreffer für die Oberösterreicher, die Rapidler waren am Boden zerstört. Der Fußballfan hatte da viele Gedanken, die man sich im Stadion gegenseitig zuraunt. 90minuten.at analysiert diese genau.

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Eine Spiel-Analyse von Simon Giogitzer

 

Es war wohl frustrierend für den SK Rapid Wien, hielt man doch das 1:1 lange, trotz zwei früher Wechsel essentieller Spieler (Thorsten Schick und Richard Strebinger). Die formstarken Linzer konnten jedoch mit drei Punkten zufrieden nach Hause fahren. Der Fußballfan findet meist selbst Gründe, warum „Mannschaft A“ vs „Mannschaft“ B verloren hat. 90minuten.at hat anhand vom Spiel SK Rapid vs LASK typische Fan-Aussagen mit Szenen unterlegt und aus taktischer Sicht analysiert.

 

„Die spielen nur zurück“

Abbildung 1: LASK presst im 5-2-3. Gegen einen Dreiersturm empfiehlt es sich meistens mit flacheren Außenverteidigern sowie zwei Sechsern, positioniert in den Schnittstellen des Dreiersturms, aufzubauen. Die Stürmer müssen sich dann entscheiden: Bleiben wir eng? Dann spielt Rapid über den Außenverteidiger. Stellen wir die Außenverteidiger zu? Dann ist die Schnittstelle offen. Rapid ist hier im Moment schwach gestaffelt, der Linzer Dreiersturm muss nichts hinter seinem Rücken verteidigen und kann pressen. Rapid schlägt vor und verliert den Ball.

 

„Wieso ist der schon wieder frei?“

Abbildung 2: Aliou Badji attackiert Peter Michorl nicht, es scheint keine klaren Pressingtrigger in Verbindung mit dem gegnerischen Sechser zu geben. Da Michorl sich etwas fallen lässt, zieht er zwar Thomas Murg raus, doch auch der hat als Bezugsspieler primär den gegnerischen Außenverteidiger. Michorl hat also Zeit. Taxiarchis Fountas ist auf dem Sprung nach vorne und will pressen, jedoch ohne Grund. Er erkennt einen Pressingtrigger wo keiner ist. Folge: Thomas Goiginger ist frei und kann einfach angespielt werden.

 

„Wir haben keine Durchschlagskraft“

Abbildung 3: Meist wird dies in Verbindung mit fehlenden Dribblern oder „ 1-gegen-1-Spielern“ genannt. Durchschlagskraft kann jedoch auch das Kollektiv generieren. Maximilian Ullmann dribbelt in den Raum an, die LASK- Kette fällt. Er wartet, bis ein Gegenspieler aus der Abwehr heraussticht und sich Raum öffnet. Hier attackiert ihn Reinhold Ranftl, Fountas will den Raum dahinter anlaufen. Dies ist an sich keine schlechte Idee, jedoch auch nicht optimal. Denn Fountas läuft nämlich vom Tor weg, Markus Wostry kann ihn mannorientiert verfolgen und abdrängen. Der eigentliche Schlüssel: Fountas ist die einzige Anspielstation von Ullmann. Mit einer Doppelbewegung von Phillip Schobesberger (also zwei kurze Schritte in die Tiefe und dann entgegenkommen) könnte er sich Raum schaffen und gleichzeitig eine weitere Option für Ullmann bieten. Wird auch Schobesberger mannorientiert verfolgt, gibt es Raum in der Tiefe, den Schobesberger selbst, aber auch Fountas oder Badji, ausnützen könnten.

Abbildung 4: Phillipp Wiesinger dribbelt an, Badji muss zuerst die Mitte schließen und kann ihn dann attackieren. Durch die breite Positionierung Wiesingers hat Badji einen weiten Weg. Wiesinger ist bereits in der Dynamik, während Badji diese erst aufnehmen muss.

 

„Wir sind zu weit weg vom Mann! Die spielen uns mit drei Pässen durch die Abwehr!“

Abbildung 5: Wiesinger ist vorbei, keiner der Mittelfeldspieler attackiert ihn, alle weichen zurück. Jedoch stellen sie auch keine Spieler im Zwischenlinienraum zu und die beiden grün-weißen Ketten halten große Abstände. Wiesinger spielt zu Raguz, der gleich mit Dominik Frieser kombiniert.

Abbildung 6: Wiesinger ist währenddessen weitergelaufen und kommt mit dem Pass von Frieser in den Rapid-Strafraum. Er kommt jedoch nicht zum Abschluss. Durch zu große Abstände und Passivität wird Rapid innerhalb von drei Pässen ausgespielt.

 

„Die stehen nicht nah genug beim Mann“

Abbildung 7: Christopher Dibon hat eine sehr schwacher Körperposition und Orientierung bei der Flanke. Deswegen sieht er Raguz nicht, der sich in seinem Rücken davonstiehlt. Dies ist die Situation des Gegentors.

 

„Tor in der Nachspielzeit? Nicht konzentriert genug!“

Abbildung 8: Dies ist aus der Ferne jedoch nicht zu beurteilen. Zu beurteilen ist: Rapid steht mit fünf Männern in der Raumdeckung und vier in der Manndeckung um den Elfmeterpunkt. Der LASK läuft mit fünf Spielern ein und hat eine Überzahl. Also ist ein Spieler zwangsläufig frei.

Abbildung 9: Zufälligerweise macht genau der freie Mann das Tor. Marko Raguz löst sich am langen Eck. Den Rapidlern muss im Vorfeld bekannt gewesen sein mit wie vielen Spielern der LASK einläuft. Wenn es nur vier Manndecker gibt, muss den Raumdeckern bewusst sein, dass ihr Raum vermutlich von einem freien Gegner angelaufen werden kann. Orientierung und Suche nach diesem Mann ist essentiell. In diesem Fall ist es der letzte Mann in der Raumdeckung am langen Eck, der dies verschlafen hat.

 

Fazit

Fans und Analysten müssen sich nicht immer uneinig sein, jedoch kann man aus der taktischen Sicht Dinge oft klarer und verständlicher erklären.

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