Schlager pressingresistent und mit geschicktem Anlaufen gegen Hertha [Legionärs-Check]

Xaver Schlager spielte beim VfL Wolfsburg auch im zweiten Bundesligaspiel von Anfang an. In der zweiten Runde spielten sie gegen den Hertha BSC. Durch geschicktes Anlaufen im Pressing und schnellem Umschaltspiel gewannen die Wölfe mit 3:0.

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Ein Legionärs-Check von Simon Goigitzer

 

In seinem zweiten Spiel in der deutschen Bundesliga startete Xaver Schlager wieder als rechter zentraler Mittelfeldspieler in einer 3-4-3-Formation. Neo-Coach Oliver Glasner setzt seine Philosophie, wie in Linz, auch in Wolfsburg fort. Die Niedersachsen pressten die meiste Zeit hoch an und versuchten in den Umschaltmomenten in die Offensive die Unordnung des Gegners auszunutzen. Schlager hat sowohl im Pressing, als auch im Umschaltspiel sehr gute Eigenschaften. Nicht nur ist er pressingresistent und findet oft Lösungen, um das Gegenpressing zu überspielen, sondern kann durch sein geschicktes Verhalten im Pressing den Gegner im Aufbau unter Druck setzen. 

 

Das Pressingverhalten

Der Vfl Wolfsburg presste die Berliner in einem 3-4-3 hoch an. Der „Trigger“ zum Pressen war meist ein Pass zum Außenverteidiger. Dieses Zuspiel war der Auslöser, dass der äußere Stürmer den Ballführenden attackierte. Der Mittelstürmer bewegte sich daraufhin zum ballnahen Innenverteidiger und stellte den Passweg zurück zu. Schlager, der in dieser Formation als Achter agierte, schob einige Male weit nach vorne, um den entgegenkommenden Sechser zuzustellen. Er war viel weiter vorne positioniert als Maximilian Arnold. Die Hertha spielte in einem 4-2-3-1. Die Sechser der Berliner boten sich oft im Raum zwischen dem Angriff und dem Mittelfeld an. Der Österreicher musste deshalb oft viele Meter nach vorne schieben, um den gegnerischen Mittelfeldspieler unter Druck zu setzen. Dabei agierte er aber sehr aggressiv und versuchte dem Gegner kaum Möglichkeiten zu bieten sich aufzudrehen. Wie zum Beispiel in der Szene der Abbildung 1.

Der Sechser der Gastgeber wurde angespielt. Schlager reagierte auf das Zuspiel und sprintete sofort aus seiner Position heraus. Er gab seinem Gegenspieler nicht die Möglichkeit sich aufzudrehen. Somit musste der zentrale Mittelfeldspieler der Hertha wieder zurück zum Tormann spielen.

In der zweiten Halbzeit variierten sie das Pressing und attackierten phasenweise nur ab der Höhe der Mittellinie. Da verteidigte man auch eher in einem 5-4-1. Dadurch konnte man auch bei Ballgewinn viel mehr die freien Räume der gegnerischen Abwehr nutzen. Hertha baute ihr Spiel durch das tiefere Pressing der Wölfe viel höher auf. Bei Ballgewinn ergab sich dann hinter der gegnerischen Abwehr viel mehr Platz für Konter.

 

Schlagers Pressingresistenz

Der ÖFB-Legionär war in diesem Spiel sehr gut am Ball und machte wenige Fehlpässe. Vor allem waren seine Entscheidungen oft passend zur Situation. Besonders in den Momenten, in denen Wolfsburg den Ball gewann und Schlager der Ballführende war, fand er immer Lösungen, um sich aus dem Gegenpressing zu lösen bzw. die erste Pressinglinie zu überspielen. Aber auch in engen Räumen fand er sehr gute Optionen, um sich aus dem engen Raum herauszuspielen. Beispielsweise in der 75. Minute. (Abbildung 2)

William hatte den Ball und spielte zu Schlager. Der Österreicher machte einen Blick über seine linke Schulter, da er beim Entgegenkommen gesehen hatte, dass sich rechts von ihm keine Gegner befanden und er somit nur nach links schauen musste. Mit dem Schulterblick konnte er sich orientieren und sah auch in welche Richtung er sich aufdrehen könnte. Mit einer Drehung nach hinten nahm er den Ball an und spielte weiter zu Arnold. Falls er sich nach links, also in die Richtung des Tores, gedreht hätte, wäre es für den Gegner leichter gewesen ihn zu attackieren und möglicherweise einen Pass abzufangen oder den Ball zu erobern. Ein weitere Beispiel für seine Ruhe am Ball war in der 81. Minute. (Abbildung 3)

Robin Knoche eroberte den Ball und dribbelte nach vorne. Da er von hinten unter Druck gesetzt wurde, spielte er weiter zu Schlager. Der ÖFB-Legionär positionierte sich in einer offenen Körperstellung zum gegnerischen Tor und vor dem Zuspiel blickte er wieder über seine rechte Schulter, um zu sehen, ob er sich aufdrehen könnte oder nicht. Mit der Ballannahme nach vorne versuchte er gleich einen Pass in die Spitze zu spielen. Allerdings gab es keine Anspielmöglichkeit nach vorne, er drehte ab und spielte wieder zu Arnold, der die Seite wechseln konnte.

Hinzu kam, dass er einige Male durch seine Antrittsgeschwindigkeit mit Dribblings viele Meter nach vorne machen konnte. Er wählte die Momente gut, um ein Dribbling zu starten und konnte auch in den freien Raum hinein dribbeln. Vor allem kreuzte er meistens den Laufweg des Gegners im Duell, damit der Gegenspieler keine Chance hatte mit ihm in den Zweikampf zu kommen.

 

In der Rückwärtsbewegung fehlte es noch

In diesem Spiel war es vor allem die Rückwärtsbewegung mit vollem Tempo, die bei Schlager kaum vorhanden war. Besonders in Situationen in denen Berlin über den Flügel in das letzte Drittel kam oder nach verlorenen Gegenpressingsituationen der Wölfe. Die Hertha forcierte das Spiel über die Flügel und kam im mittleren Drittel zwar in Unterzahl, jedoch durch schlechtes Nachschieben von Schlager war meist ein zentraler Spieler bei den Berlinern frei anspielbar. Auch wenn die Gastgeber am Sechzehner in den Rückraum flankten, kam der Österreicher immer zu spät. Der Rückraum war dann oft frei, allerdings konnte Hertha daraus nicht viel machen.

Xaver Schlager machte eine gute Partie. Vor allem im Ballbesitz und im Umschalten in die Offensive traf er gute Entscheidungen. Im Pressing konnte er durch sein geschicktes Anlaufen zwar die Gegner immer unter Druck setzen, aber in der Rückwärtsbewegung fehlte es in diesem Spiel noch ein wenig. Und in den Schlussminuten wurde er auch ausgetauscht.

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