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Auch Salzburg spielt jetzt Dreierkette

Canadis Rapid spielt seit November die Dreierkette ohne Erfolg. Salzburg hat es gegen Altach auch erstmals diese Formation gewählt – mit Erfolg. Von Alex Belinger

Ende November, beim Europa-League-Auswärtsspiel in Genk, packte Damir Canadi erstmals bei Rapid die Dreierkette aus. Seitdem wird viel über die Systemumstellung geredet und die Implementierung des neuen Systems läuft immer noch sehr bescheiden. Dass Oscar Garcia nun auch erstmals auf eine Formation mit Dreierkette setzte, ging beim 0:5-Sieg in Altach medial ziemlich unter und wurde von kaum jemanden wahrgenommen.

 

Im Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer aus Salzburg und dem Tabellenzweiten Altach stellte Oscar Garcia von der zuletzt erfolgreich benutzten 4-2-2-2-Grundformation auf ein 3-4-1-2 um. Miranda übernahm den zentralen Part in der Abwehr, Wisdom halblinks und Schwegler halbrechts agierten als Halbverteidiger, Lazaro spielte wie bereits im Nationalteam als rechter Flügelverteidiger, Ulmer übernahm die Rolle auf der anderen Seite. Die beiden 1997 geborenen Talente Laimer und Schlager spielten davor im Mittelfeldzentrum, Berisha wurde als Zehner hinter Minamino und Wanderson aufgestellt.

 

Martin Scherb dagegen setzte mit Altach auf das übliche 3-5-2. Zwischenbrugger, Netzter und Zech bildeten die Dreierkette, die Flügelverteidiger Lienhart und Sakic hielten sehr breit ihre Positionen, Jäger blieb vor der Abwehr, während Ngwat Mahop und Salomon ihre Positionierungen recht variabel wählten. Ngwat Mahop bewegte sich viel im Zehnerraum, Salomon etwas tiefer und flügellastiger. Davor zeigten die Stürmer Dovedan und Ngamaleu ein recht weiträumiges Bewegungsspiel

 

Hohes Pressing auf beiden Seiten

Das Spiel begann mit einer sehr hohen Intensität und die Ballbesitzphasen waren auf beiden Seiten extrem kurz. Altach eröffnete das Spiel stets mit einem kurzen Pass auf einen der beiden Halbverteidiger, bevorzugt Zwischenbrugger auf der linken Seite. Der zweite Pass landete dann sehr häufig schon direkt bei den Salzburgern oder aber es waren Zuspiele, welche seine Altacher Teamkollegen nicht ordentlich kontrollieren konnten. Dies lag nur bedingt an einem schwachen Spielaufbau der Altacher, sondern eher am guten Salzburger Pressing.

 

Die Salzburger ließen den ersten Pass von Lukse offen, pressten dann aber sehr hoch mit einer sehr guten Intensität. Ein Stürmer lief den ballführenden Halbverteidiger in sehr hohem Tempo an und lenkte ihn dabei nach Außen, der andere Stürmer orientierte sich an Netzer und stellte damit die Rückpassoption auf den zentralen Innenverteidiger zu. Die Sprints von Wanderson und Minamino kamen in sehr hohem Tempo und zu zweit schafften sie es effektiv drei Altacher Aufbauspieler zu pressen, wobei die Mannschaft von Martin Scherb auch kaum Risiko im Spielaufbau nehmen wollte und wohl nicht wirklich an einer Ballzirkulation in der Dreierkette interessiert war. Meistens bekam Zwischenbrugger den Ball und versuchte damit, so weit wie möglich anzudribbeln, wobei er durch das gute Stören der Salzburger Stürmer keine guten Abspiele zustande brachte und auch mangels Anspielstationen viele Bälle einfach hoch Richtung Sturmzentrum spielte.

Salzburgs Pressing mit 2-1-2-Zentrum. Zwischenbrugger dribbelt vor und wird von Minamino und Schlager angelaufen. Man beachte auch die Position von Ulmer auf der linken Defensivseite.

Die Pressingformation war üblicherweise ein 3-4-1-2, welches in tieferen Zonen zu einem 5-2-1-2 wurde. Dadurch hatte Salzburg einen kompakten 2-1-2-Block, mit dem das Zentrum gut versperrt wurde. Lazaro und Ulmer standen meistens leicht höher als die restlichen drei Verteidiger, in tieferen Zonen war es eher dieselbe Höhe, wobei sich Lazaro und Ulmer nicht so stark an den Innenverteidigern orientierten und es kein wirkliches Kettenverhalten gab. Durch die etwas herausgerückten Positionierungen hatten sie kürzere Wege auf die Altacher Flügelverteidiger, die Räume dahinter konnten aber nie genutzt werden. Die drei zentralen Verteidiger orientierten sich stark an Dovedan und Ngamaleu, verfolgten deren Zurückfallen auch bis ins Mittelfeld.

Salzburger Strafraumverteidigung mit einer 5er-Abwehr.

Altach presste ebenfalls sehr hoch, tat dies in einer 5-3-2-Formation, in welcher der ballnahe Flügelverteidiger ins Mittelfeld rückte. Dieses aggressive hohe Pressing führte dazu, das Salzburg Großteils auf einen flachen Spielaufbau aus dem ersten Drittel heraus verzichtete und bereits Torhüter Walke zum langen Ball griff. Kamen die Bullen dann in gesicherten Ballbesitz, so gab es ein 3-4-1-2 mit recht starkem Rechtsfokus zu sehen. Die Seite von Lazaro war etwas aktiver als die linke von Ulmer, wobei die Grundformation der Salzburger schon leicht asymmetrisch war. Lazaro positionierte sich meistens höher als Ulmer, der auf links etwas verhaltener agierte. Zudem zog es Schwegler als Halbverteidiger etwas mehr zur Outlinie als Wisdom. Ausgeglichen wurde diese Struktur ein wenig durch einen der beiden Stürmer, der in Ballbesitz öfters auf die linke Seite auswich.

Salzburgs Dreierkette im Spielaufbau. Ulmer muss nach Ballgewinn erst wieder seine Position am Flügel einnehmen.

Altachs mannorientierte Fünferabwehr mit Dreiermittelfeld davor. Bei Salzburg ist die leicht asymmetrische 3-4-1-2-Formation zu erkennen, Lazaro ist rechts höher positioniert als Ulmer links.

Kampf um zweite Bälle und Gegenpressing

Das Ergebnis des hohen Pressings beider Mannschaften waren viele lange Bälle und ein ständiger Kampf um zweite Bälle. Zudem entwickelte sich ein ordentliches Gegenpressingduell – beide Mannschaften setzten nach Ballverlust kollektiv und intensiv nach, was dazu führte, dass beide Teams den Ball kaum sichern konnten und schnell wieder verloren. Die Salzburger mussten dabei auch zu einigen Fouls greifen, falls die Altacher drauf und dran waren, das horizontal kompakte Zentrum zu überspielen.

Altacher Gegenpressing

Dieses intensive Duell verlief eigentlich recht ausgeglichen, wobei Salzburg aufgrund der höheren individuellen Qualität in der Offensive doch mehr Gefahr ausstrahlte. Das Halbzeitergebnis von 0:3 für Salzburg fiel wohl deutlich zu hoch aus und entstand aus lediglich zwei Torschüssen der Bullen und einem Eigentor. Beim ersten Tor landete der Ball nach einem druckvollen Angriff und einer großen Portion Ballglück irgendwann bei Ulmer, der souverän einnetzte. Später verwertete Ulmer aus wenig aussichtsreicher Position einen Halbvolley ins Kreuzeck. Das dritte Tor resultierte aus einem Ballgewinn im Gegenpressing und einem Stangelpass von Wanderson. Altach dagegen kam nur zu einer einzigen gefährlichen Situation, welche aus einer Unsicherheit von Walke resultierte.

Salzburger Gegenpressing vor dem dritten Tor. Unter hohem Druck verliert Salomon wieder den Ball.

Der Halbzeitstand von 0:3 war zu hoch, doch die Partie dadurch bereits entschieden. Und mit solch einer Führung im Rücken spielt es sich natürlich gleich leichter. In der zweiten Halbzeit konnte Salzburg nun mehr und mehr die Kontrolle an sich reißen, das Altacher Spiel gegen den Ball hingegen verlor an Qualität und die gute Intensität aus der ersten Halbzeit konnte nicht mehr aufrecht erhalten werden.

 

Salzburg ließ weiterhin keine Chancen zu, kreierte aber selber nun mehr. Nach 60 Minuten hatte Minamino bereits der Endstand von 0:5 hergestellt. Das vierte Tor erzielte er nach einem Eckball, das fünfte nach Traumpass von Laimer.

 

Fazit:

Salzburg holte einen nie gefährdeten Sieg in Altach und hat nun schon zehn Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten. Das neue 3-4-1-2 der Salzburger funktionierte bei seinem ersten Einsatz ganz gut, vor allem defensiv standen die Bullen sehr stark und ließen fast nichts zu. Das Halbzeitresultat von 3:0 war aber wohl zu hoch und entschied die Partie frühzeitig zu Gunsten der Gäste. Martin Scherb zeigte sich nach der Partie nicht so unzufrieden und meinte, dass die individuelle Qualität den Unterschied ausgemacht hat. Oscar Garcia dagegen sprach davon, durch die Systemumstellung den Gegner überrascht zu haben. Recht haben wohl beide.

 

>>> Die große Rapid-Analyse: Trainerbestellungen und der Zwang nach Narrativen

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