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Geld schießt Tore – auch im österreichischen Frauenfußball [Exklusiv]

Die finanzielle Schere zwischen Arm und Reich ist im Fußball ein großes Thema. Da sind auch die Frauen und Österreich keine Ausnahme.

++ 90minuten.at PLUS - Von Michael Fiala ++

 

Geld schießt Tore. Ein Spruch, der mehr oder weniger seine Bestätigung in den vergangenen Jahren gefunden hat. Blickt man auf die Entwicklung des Männerfußballs, so stehen jene Vereine, die das größte Budget zur Verfügung haben, auch regelmäßig ganz oben. Die Zeiten, wo Außenseiter für die große Überraschung auf Klubebene gesorgt haben, sind vorbei.

Was im Männerfußball evident ist, kann man auch auf den Frauenfußball (in Österreich) übertragen. In Österreich ist der SKN St. Pölten das sportliche und finanzielle Maß aller Dinge. Mit der Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League und dem Startgeld von 400.000 Euro sind die SKN-Frauen in eine neue Dimension vorgestoßen. „Mit den 400.000 werden wir die Millionengrenze im Budget überschreiten“, stellte St. Pöltens Präsident Wilfried Schmaus im Herbst des vergangenen Jahres fest.

Das „Aber“ folgt aber gleich danach: Mit den 400.000 Euro müssen die Auswärtsreisen beglichen werden. Viel wird von diesem Geld daher nicht übrig bleiben. Die Reise nach Finnland in der letzten Runde der Qualifikation kostete den Klub etwa 85.000 Euro. Und dennoch: Ein Großteil des Teams in der niederösterreichischen Hauptstadt ist mittlerweile mit längerfristigen Verträgen ausgestattet, was in der Vergangenheit die Ausnahme war.

 

Meilenweiter Vorsprung der SKN Frauen

400.000 Euro – allein dieser Betrag lässt alle anderen Frauenteams in Österreich vor Neid erblassen. Mit einem siebenstelligen Budget insgesamt sind die Frauen des SKN St. Pölten meilenweit von allen anderen Vereinen aus der Admiral Frauenbundesliga entfernt. Konkrete, offizielle Zahlen zu den Budgets der restlichen Bundesliga-Vereine gibt es nicht. Geschätzt wird, dass nach den Niederösterreichern die nächsten Vereine wie zum Beispiel die Damen des SK Sturm mit einem Budget von rund 200.000 Euro auskommen müssen.

"Wenn alle aus demselben Topf aus rund 15.000 Fußballerinnen schöpfen, verändert sich nur der Vereinsname. Wenn wir die Breite nicht stärken, wird die Spitze nicht besser" - Wilfried Schmaus

Über die Zusammensetzung des Budgets der SKN Frauen meinte Schmaus im Rahmen des KaffeehausTALK im Sommer des vergangenen Jahres: „95 Prozent sind Sponsoring bzw. öffentliche Hand, also Förderungen der Gebietskörperschaften. Zuschauereinnahmen machen keinen großen Teil aus.“ In der dritten Liga war die Unterstützung der öffentlichen Hand, so Schmaus „eher null“. Die erste Förderung der Stadt betrug 1.000 Euro. Es dauerte, bis die öffentliche Hand nachgezogen ist. „Aktuell braucht man in der Admiral Bundesliga 80.000 - 100.000 Euro. Die Reisekosten betragen rund 20.000 Euro mit drei Fahrten in den Westen.“

Stolz ist Schmaus auf das siebenstellige Budget. Und: „Alle Fußballerinnen sind zumindest sozial- und pensionsversichert, damit es Sicherheit gibt. Die soziale Sicherheit durch das Arbeitsverhältnis ist um einiges höher. Es kostet, aber man sollte es machen. Wir haben manche Spielerinnen, die davon leben können.“

 

Es geht um die Breite

Die Erweiterung der Liga durch die neuen Teams von Rapid oder Salzburg sieht Schmaus positiv. Er gibt aber auch zu bedenken: „Wenn alle aus demselben Topf aus rund 15.000 Fußballerinnen schöpfen, verändert sich nur der Vereinsname. Wenn wir die Breite nicht stärken, wird die Spitze nicht besser“, so der SKN-Präsident, der ergänzt: „Wie viele Mädchen kennen Fußballvereine? Wie stark strahlen Rapid, Austria und Sturm zu den Mädchen? Die meisten kommen über örtliche Fußballvereine. Dafür bräuchte man eine Durchgängigkeit von der U6 bis ganz hinauf.“

Auch der Erfolg des Nationalteams 2017 gab diesen Anstoß nicht, kritisiert Schmaus. „Wenn wir es nicht schaffen, 20.000 - 25.000 Mädchen zum Fußball zu bringen, gibt es nur andere Vereine an der Spitze.“

 

England als Best Practice

Wie so oft gilt England hier als Vorreiter. Der Fernsehvertrag ist 3,5 Millionen Euro schwer. Durch die internationale Präsenz des SKN haben sich auch die Anfragen aus dem Ausland erhöht. „Wir bekommen Anfragen von ausländischen Vereinen, die gegen uns Fußball spielen wollen oder von osteuropäischen Vereinen, die Kooperationen wollen. Letzteres ist eher ein sportliches Thema, wir haben zum Beispiel Kontakt zu einem griechischen Klub“, so Schmaus.

Wirtschaftlich könne das ein Erfolg sein, aber da muss man eher Richtung Kooperation mit den USA gehen. Gespräche einer diesbezüglichen Kooperation habe der SKN geführt. „Es handelt sich um ein Unternehmen, das Kontakte zu Vereinen auf der ganzen Welt hat und die Interesse haben, Frauenfußball im Portfolio zu haben. Es geht um Sichtbarkeit und daraus monetären Nutzen“, so Schmaus im Sommer 2023, der einen möglichen Weg vorzeichnet, auch wenn es bis heute noch keine Vollzugsmeldung dazu gibt.

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