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Schöne Rücken, nicht entzückt [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 8. Runde]

Die Bundesliga schleppt sich in die Länderspielpause, nicht nur in Hütteldorf wenden sich die Fans ab.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Die Länderspielpause naht: eine Bundesligarunde steht noch an, bevor es dann erst Anfang Oktober wieder weitergeht. Bisher zeichnet sich mit Blick auf die Tribünen eher kein Zielsprint ab, einige Vereine schleppen sich eher in die spielfreien Wochen – vielleicht um dann mit neuem Elan (möglicherweise auch neuem Personal) durchzustarten.

 

Tiroler Liga > Bundesliga? 

Eigentlich kann man bald von einer Tradition sprechen: die WSG Tirol eröffnet ein weiteres Mal den Zuschauer:innencheck. Gegen Altach waren 1.640 Fans mit dabei, der niedrigste Wert der Saison. Die an dieser Stelle mehrfach geäußerte Hoffnung der vergangenen Monate, dass die Tiroler vom Abstieg der „Mitbewohner“ Wacker Innsbruck profitieren können, sollte man langsam aber sicher als zu optimistisch abhaken. Ein Vergleich: Wacker Innsbruck verzeichnet in der Tiroler Liga über vier Heimspiele einen Zuschauer:innenschnitt von über 1.000. Wenn sich der bisherige Trend fortsetzt, ist es nicht unrealistisch, dass Wacker in einzelnen Spielen der vierten Leistungsstufe mehr Fans ins Tivoli Stadion bringt, als Wattens in der Bundesliga.

Der TSV Hartberg kratzt mit den Zahlen im Duell mit der Wiener Austria schon eher am oberen Ende dessen, was man sich angesichts der aktuellen sportlichen Lage erwarten kann. Die knapp dreitausend Fans waren beispielsweise mehr als gegen Salzburg vor einigen Wochen, fast doppelt so viele als zuletzt gegen Ried. Für alle Anwesenden - Austria-Fans mitgemeint - gab es am Geburtstag von Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl Freibier. 2018 und 2019 waren bei den Duellen der Steirer mit der Austria jeweils noch über 4.000 Personen im Stadion.

 

Vom großen und kleinen Schwund

Ein Fan dürfte der Austria Lustenau abhanden gekommen sein, gegen Salzburg waren vor zwei Wochen noch 4.278 Zuschauer:innen im Reichshofstadion – gegen den LASK waren es 4.277. Macht nichts, die Stimmung war trotzdem gut genug, um die Mannschaft zu einem 1:1 gegen die Linzer anzuspornen – überhaupt ist der Support der Lustenauer bemerkenswert konstant, der Aufsteiger kann in der Bundesliga bisher immer auf knapp 4.000 Fans zählen. Deutlich mehr Schwund als die Vorarlberger hat die Klagenfurter Austria gegen Sturm Graz zu verzeichnen – wenn auch über einen längeren Zeitraum. 4.728 Fans sind dann doch deutlich weniger als die 6.850 in Runde 30 der vergangenen Saison.

Vor einigen Jahren waren die Gastspiele von Red Bull Salzburg in der Josko Arena zu Ried noch ausverkauft, diese Zeiten sind vorbei. Im Herbst 2021 waren immerhin noch 6.010 Fans mit dabei, den „Wikingern“ gelang mit einem 2:2 ein Achtungserfolg - überhaupt lief der Saisonstart in der vergangenen Saison deutlich besser. Aber: mit den 5.568 Fans gegen die „Bullen“ setzt man zumindest einen neuen Bestwert für die laufende Saison. Über die 5.000er-Marke kam Ried seit der Bundesliga-Rückkehr in der Saison 2020/21 insgesamt fünfmal – Corona-Beschränkungen waren natürlich ein Faktor.

 

Hütteldorf: Die Stimmung kippt 

Man sollte meinen, dass zu Rapid und der anhaltenden Krise bereits alles geschrieben und gesagt wurde – irgendwie hat man es dann aber geschafft, am Samstag doch noch einmal eins daraufzusetzen. Sportlich hat sich eigentlich nicht viel verändert, die 1:3-Heimniederlage gegen den langjährigen „Angstgegner“ WAC passt ins Bild. Auffällig ist aber, dass lobende Worte an die Fans seitens der Verantwortlichen, inzwischen nicht mehr reichen. Die Stimmung ist sichtlich gekippt, der „Block West“ kehrte der Mannschaft gegen Spielende wortwörtlich den Rücken zu, für das Pfeifkonzert nach dem Schlusspfiff waren viele schon gar nicht mehr da. Untermalt wurde das Spiel von permanenten "Raus"-Rufen, gerichtet vor allem an Trainer und Sportdirektor. Mit 13.400 Fans setzt man für die laufende Bundesligasaison einen persönlichen Negativrekord, das nächste Rapid-Heimspiel ist das Wiener Derby Anfang Oktober.

Schnitt festgefahren

Insgesamt senkt sich der Schnitt nach einer zahlenmäßig eher schwachen Runde wieder. Auch hier zeichnet sich ein vorläufiges Muster ab: zwischen Runde 4 und Runde 8 pendelt der Saisonschnitt wöchentlich zwischen sechseinhalb und siebentausend, diese Entwicklung sollte sich auch in der nächsten Woche fortsetzen. Salzburg empfängt zuhause Rapid, auch Sturm Graz, Austria und der LASK haben Heimspiele. Austria Klagenfurt gastiert in Altach, Hartberg beim WAC. Damit sind zumindest drei Spiele mit Zuschauer:innenzahlen im fünfstelligen Bereich in Reichweite, in Altach und Linz wären 5.000er-Spiele denkbar.

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