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Sturm in Europa: Pluspunkte vor Minuskulisse [12 Meter]

Sturm gewinnt seinen Auftakt in der Europa League und begeistert mit einem spannenden Fight gegen Midtjylland. Leider vor einem nicht ausverkauften Liebenauer Stadion. Die Fragen zur Mobilisierung, Stadion und Identität müssen vor den Vorhang geholt werden.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Ein 12 Meter von Jürgen Pucher + +

 

Sturm Graz startet mit einem Sieg in die Europa League, der FC Midtjylland wurde in Liebenau mit 1:0 besiegt. Es war das, was man einen Europacup-Fight nennt. Die Blackys waren lange Zeit überlegen, schafften aber nur einen Treffer. Sogar ein Elfmeter wurde versemmelt. Nach der Pause drehten die Dänen auf und es wurde manchmal recht eng für Sturm. Vor allem, nachdem Kapitän Stefan Hierländer mit gelb-rot vom Platz musste. Aber die Elf von Christian Ilzer brachte das Ergebnis über die Zeit und nach dem ersten Spiel der Gruppenphase haben die Schwarz-Weißen somit bereits zwei Punkte mehr am Konto als letzte Saison nach sechs Spielen in Europa.

Ausverkauft ist eine Rarität

Dementsprechend euphorisch war die Stimmung in Liebenau während des Spiels und nach dem Schlusspfiff. Leider erlebten das nur etwas mehr als 10.000 Fans vor Ort mit. Und das ist der große Wermutstropfen des gestrigen Abends. Anlass, Spiel und Mannschaft hätten sich mehr Menschen im Stadion verdient. Es ist immer wieder enttäuschend, wie selten das ohnehin nicht überdimensionierte Liebenauer Stadion das Schild „ausverkauft“ an der Tür hängen hat. Der Spieltermin, die Urlaubszeit etc. heißt es dann immer. Aber das sind bloß Alibidebatten. Der Klub mit der zweitgrößten Fanbase des Landes, muss den Anspruch haben, zu Spitzenspielen 15.000 Menschen in die Heimstätte zu bringen.

"Mittlerweile sind fast drei Jahre vergangen, seit diese Grundsätze stimmungsvoll im Grazer Orpheum präsentiert worden sind. Es zeigt sich leider, dass sehr vieles davon noch nicht ausreichend mit Leben und Substanz gefüllt ist und es sich immer noch um Überschriften handelt." - Jürgen Pucher

Vor allem dann, wenn man sich diesen Anspruch sogar selbst ins Leitbild schreibt. „Wir gehen ins Stadion“ heißt es dort. Die Unterstützung des SK Sturm soll vor Ort stattfinden. „Egal ob dies durch Gesänge, Choreographien oder rein durch unsere Anwesenheit geschieht“, steht da weiter. Die ersten beiden Punkte erfüllt die organisierte Fanszene Woche für Woche zu 100 Prozent. An der Anwesenheit der breiten Masse, um die Hütte voll zu kriegen, scheitert man aber regelmäßig.

Sportlicher Erfolg deckt Probleme zu

Sturm schafft es nicht, die selbst festgeschriebenen Ansprüche über die Fankurve hinaus zu vermitteln. Die Mobilisierung der ohne Zweifel sehr großen Anhängerschaft und sie regelmäßiger ins Stadion zu bringen, gelingt nicht ausreichend. Die Punkte zu Identität, dem Stadion, der Tradition und was sonst noch im Leitbild aufgeschrieben steht, sind schön und wichtig. Mittlerweile sind fast drei Jahre vergangen, seit diese Grundsätze stimmungsvoll im Grazer Orpheum präsentiert worden sind. Es zeigt sich leider, dass sehr vieles davon noch nicht ausreichend mit Leben und Substanz gefüllt ist und es sich immer noch um Überschriften handelt.

Der neue erfolgreiche sportliche Weg deckt aktuell vieles zu, aber diese Frage schwelt ein wenig subkutan dahin. Der organisierten Fanszene ist die Trägheit der Vereinsführung in vielen dieser Identitäts- und Kommunikationsfragen ein Dorn im Auge. Es wird Zeit diese Diskussion vor den Vorhang zu holen und sie gleichwertig mit den Fragen zum Sportlichen zu diskutieren. Sturm muss sich positionieren und das auch offensiv kommunizieren. Stadion, Identität, Mitglieder – zu all diesen Themen und darüber hinaus gilt es klar und deutlich festzuhalten, was die Ziele sind und wie man sie erreichen möchte. Und zwar so, dass es alle mitbekommen und nicht nur Vereinsinsider. Der Weg, den Andreas Schicker und Co sportlich beim SK Sturm eingeschlagen haben, würde es sich verdienen, wenn diese anderen Fragen dabei Schritt halten könnten.

 

Die Stimmen zum Spiel:

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