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Was wäre ohne Wiener Derby? [Zuschauer:innencheck Bundesliga, 20. Runde]

Dank des Wiener Derbys wurde eine mittelmäßige Runde zu einer sehr guten. Die Bundesliga darf sich über den steigenden Schnitt freuen, in den nächsten Monaten drohen aber Einbußen.

 

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Zuschauer:innencheck von Daniel Sauer + +

 

Zum ersten Mal seit November - genau genommen Runde 15 - geht der Bundesliga-Zuschauer:innenschnitt wieder nach oben. Mit 55.355 Fans, die am Wochenende in den Stadien waren, wurde außerdem der beste Wert seit Ende Oktober erreicht. Das spannende Finish vor der Punkteteilung als Ursache auszumachen, wäre aber nicht richtig - viel eher war es das Ausnahme-Ereignis Wiener Derby.

Vergleicht man die bisherigen 20 Runden ohne das jeweilige Topspiel, waren 11 besser als die vergangene - mit den Topspielen nur drei. Durch den sonntäglichen Rapid-Sieg fällt die Austria im Rennen um die Top 6 zurück, es könnte das letzte Derby für diese Saison gewesen sein. Für die Bundesliga, die auf Rekorde hofft, wäre das suboptimal: Gemessen an den Durchschnittswerten beider Vereine würden gegenüber dem Vorjahr insgesamt rund 15.000 Fans fehlen.

 

Wenig Bewegung im "Keller"

Bei allen negativen Entwicklungen rund um die WSG Tirol ist eine überdurchschnittliche, aber immer noch niedrige Zuschauer:innenzahl ein schwacher Trost. Trotzdem: Mit 2.250 Fans beim Spiel gegen Sturm Graz meldet der Verein den zweitbesten Wert der Saison. Das wird zum Teil an mitgereisten Schwarz-Weißen liegen, von diesem Effekt profitieren aber die meisten Gegner der größeren Vereine. Für die WSG, deren Tribünen 2023/24 deutlich leerer sind als in der Vorsaison, bringt das Spiel dadurch immerhin ein paar tausend Euro Zusatzeinnahmen.  

Klammert man die Heimspiele gegen den WAC und Sturm Graz aus, hält Austria Klagenfurt aktuell einen Schnitt von 3.477 Zuschauer:innen pro Partie. Und selbst mit den positiven Ausreißern hinkt man aktuell gegenüber den beiden letzten Saisonen hinterher, obwohl es sportlich nicht schlechter läuft. Mit 3.480 Fans beim Heimspiel gegen Blau-Weiß Linz geht die Tendenz zumindest wieder leicht nach oben, gegen stärkere Gegner in der Meistergruppe könnte man dann vieles ausbessern.

 

Altach und Salzburg helfen nach

Sportlich steuert der SCR Altach derzeit eher in Richtung Abstiegskampf, in der Zuschauer:innentabelle sind die Vorarlberger aber wieder auf dem richtigen Weg. Mit Platz 6 liegt man derzeit unmittelbar hinter den großen Vereinen. Der unterdurchschnittliche Andrang gegen Blau-Weiß Linz vor zwei Wochen bleibt ein Ausrutscher, gegen den TSV Hartberg kamen am Samstag 4.531 Fans. Über die letzten Saisonen konnte Altach seinen Schnitt konstant steigern, mit derzeit 5.393 winkt am Ende der Saison der drittbeste Schnitt in 13 Saisonen Bundesliga. Nachgeholfen wurde auch in dieser Woche: Für alle Interessierten mit Klimaticket gab es einen kostenfreien Stehplatz, oder einen stark ermäßigten Sitzplatz. Der Verein wollte damit klimafreundliche Mobilität in den Vordergrund rücken und nachhaltige Fortbewegung am Spieltag honorieren.

Alle, die sich für das auf dem Papier mäßig attraktive Spiel gegen Austria Lustenau ins Stadion von Red Bull Salzburg eingefunden haben, wurden mit vielen Toren belohnt. Insgesamt 8.891 Fans durften sich über sieben Treffer und einen klaren Heimsieg freuen, weniger waren es in der laufenden Saison erst zweimal. Mit im Schnitt 11.559 Fans pro Partie war Salzburg in nur sechs der letzten 20 Spielzeiten besser unterwegs, gegenüber dem Vorjahr ist man aktuell noch leicht rückläufig. Ein Schritt in die richtige Richtung war das Spiel gegen Lustenau trotzdem, beim Duell im Frühjahr 2023 waren nur 7.507 Fans dabei. Geholfen haben könnten Sonderpreis-Tickets für Familien.

LASK-Niederlage beim Jubiläum und das Wiener Derby

Ausgerechnet zum einjährigen Jubiläum des ersten Bundesligaspiels im neuen Stadion verlor der LASK das erste Heimspiel der Saison gegen den Wolfsberger AC. Damit machen die Linzer die Tür zur Meistergruppe noch einmal ein Stück weiter auf, der WAC macht demnächst Jagd auf vier Vereine im oberen Playoff - auch die Wiener Austria lauert noch, wenn auch nicht auf den LASK. Der kann eigentlich - vom sportlichen abgesehen - relativ zufrieden sein: Mit 10.200 Fans war der inzwischen aufgebaute Stamm im Stadion, nächste Woche gegen Salzburg werden es noch mehr sein. In der Zuschauer:innentabelle haben sich die Linzer vom abgeschlagenen fünften Platz vor zwei Jahren auf den dritten Platz vorgeschoben, nur Sturm und Rapid "liefern" konstanter.

Beim Wiener Derby sind alle 26.000 verfügbaren Plätze des Allianz-Stadions besetzt, einige wenige bleiben aus Sicherheitsgründen gesperrt. In den letzten Jahren war das eigentlich Gesetz, so auch beim 342. Duell am Sonntag. In der Bundesliga war es das bestbesuchte Spiel seit dem letzten Rapid-Heimspiel gegen die Austria, die meisten Vergleiche erübrigen sich dadurch. Auch Rapid kommt an Rapid im Derby normalerweise nicht heran, knapp war es zuletzt nur beim Heimspiel gegen Red Bull Salzburg im März 2023 (24.200 Fans). Zum letzten Mal ausverkauft war das Stadion in der Bundesliga bei einem Nicht-Derby im Jahr 2018, den damaligen Gegner würden die meisten wahrscheinlich nicht sofort erraten. Am 25. Mai war der SCR Altach zu Gast in Hütteldorf, hatte aber eine Nebenrolle. Vor 26.000 Fans wurde neben Louis Schaub (nach 204 Spielen für Rapid) nämlich Steffen Hofmann verabschiedet.

Showdown vor der Teilung

In der vorletzten Runde vor dem Grunddurchgang sollten die nächsten Entscheidungen fallen: Mit einem Heimsieg gegen den LASK könnte Altach die Linzer noch einmal ordentlich zum Zittern bringen. Gleiches gilt für die WSG Tirol, die den TSV Hartberg empfängt. Nichts anbrennen lassen sollte der SK Rapid, der - euphorisiert vom Derbysieg - vor hoffentlich großem Publikum zu Hause gegen Austria Lustenau bestehen muss. Sturm Graz hat den WAC zu Gast und Red Bull Salzburg die Austria Klagenfurt - drei Spiele mit jeweils rund 10.000 Fans könnten sich am 21. Spieltag ausgehen. Spannend wird es auch in Linz, wo die Wiener Austria auswärts gegen Blau-Weiß drei Punkte braucht. Das Stadion sollte ein weiteres Mal voll werden.

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