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Djuricin ist bereits nach vier Monaten mit seinem Latein am Ende

Das Spiel gegen Sturm hat gezeigt: Nach vier Monaten hat Djuricins Mannschaft immer noch keine Idee, was sie mit dem Ball machen soll. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi

Taktik-Analyse Gogo Djuricin - Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

Man merkt, dass Djuricins Beurteilungskriterien vor allem die körperlichen Voraussetzungen der Spieler, sowie Kampf und Einsatzwille sind. Andere Komponente wie strategische Fähigkeiten, Umblickverhalten oder Spielverständnis scheinen für den Ex-Ebreichsdorf Trainer eine untergeordnete Rolle zu spielen. Bei einem Verein wie Rapid, der oft das Spiel machen muss und durchschnittlich 60% Ballbesitz hat, ist solch eine Sichtweise sehr problematisch.  

 

Dabei haben die Rapidler in ihren Reihen einige Spieler, die für österreichische Verhältnisse strategisch herausragend sind. Vor allem Schaub und Schwab stechen hier neben Shooting-Star Wöber heraus und schaffen es – wenn auch nur vereinzelt – diese Klasse zu zeigen.

Bild 6 – einer der besten Aufbausequenzen Rapids – Schaub zieht Potzmann weg, Schwab spielt einen starken Flugball auf Pavelic

Djuricin gelingt es jedoch genauso wenig wie seinem Vorgänger Damir Canadi, die Stärken seiner Spieler konstant einzubinden, nur selten blitzt die Klasse der Rapid-Spieler auf, meist – so scheint es – auf Eigeninitiative der Spieler.

 

An dieser Stelle muss jedoch festgehalten werden, dass Rapid im Angriffsspiel keineswegs ohne Vorgaben spielt, immer wieder kann man einstudierte und vorgegebene Schemata erkennen. Wie zuvor bereits erwähnt, ist Auers Ausweichen wahrscheinlich nicht nur die Eigeninitiative des 26-jährigen, sondern eine Vorgabe des Trainerteams. Vereinzelt rückte nämlich auch Stefan Schwab aus dem Zentrum und wich auf den Flügel heraus, mit verheerenden Folgen für das Aufbauspiel der Rapidler.

Bild 7 – Schwab und Auer wollen beide nicht das Zentrum besetzen. Rapid kann praktisch nicht mehr aufbauen, es folgt der hohe Ball.

Die Idee dahinter dürfte wohl sein, dass die Zentrumsspieler bei Rapid ihren jeweils direkten Gegenspieler aus dem Zentrum herausziehen und so Passwege nach vorne öffnen. Die Ausweichbewegungen sind jedoch viel zu mechanisch und vorhersehbar, weshalb die negativen Konsequenzen auf die Aufbaustaffelung der Rapidler die positiven Effekte bei weitem übersteigen. Oft blieb Schwab jedoch keine andere Wahl, als auszuweichen um als Anspielstation verfügbar zu sein.

Bild 8 – Schwab erneut isoliert, Auer weit und breit nicht zu sehen. Strebinger greift auf den langen Ball zurück.

Angesichts dieser großen Defizite im Ballbesitzspiel war die Niederlage gegen Sturm Graz absolut verdient, Rapid hatte große Probleme damit Torchancen aus dem Spiel heraus zu kreieren. Goran Djuricin wäre gut beraten, der Zweikampfstatistik nicht zu viel Wert beizumessen und sich eher darüber Sorgen machen, dass seine Mannschaft mit durchschnittlich 60% Ballbesitz wenig anfangen kann.

 

Fazit: Rapid kann mit Ballbesitz wenig anfangen

Seit unserer dreiteiligen Analyse zu den Rapid-Defiziten unter Canadi hat sich in Hütteldorf wenig geändert. Rapid hat immer noch klar mehr Ballbesitz als der Gegner, jedoch nach wie vor keine Ahnung was sie damit anfangen sollen.

 

Djuricin scheint sein System ausschließlich über das Spiel gegen den Ball zu definieren, was als Trainer eines Großklubs wie Rapid schlichtweg nicht ausreichend ist. Nach vier Monaten hat seine Mannschaft immer noch keine Idee, was sie mit dem Ball machen soll, geschweige denn konnten Trainer und Mannschaft eine konkrete Spielidee entwickeln.

 

Hatte man unter Barisic noch mit Thomas Hickersberger einen Co-Trainer, der die strategische Ausrichtung in Ballbesitz vorgab, so scheint Djuricin mit der Situation heillos überfordert und überfragt. Es scheint immer mehr so, als hätte der Ex-Ebreichsdorf-Trainer bei Rapid ein baldiges Ablaufdatum.

 

Wie lange sieht Bickel noch zu?

Der 42-jährige Djuricin beklagte sich vor einem Jahr noch darüber, dass in Österreich immer nur „auf den Namen geschaut“ wird und verglich sich indirekt mit Hoffenheim-Trainer Nagelsmann. Im Vergleich zu der neuen Trainergeneration aus Deutschland rund um Nagelsmann, Tedesco und Tuchel, die allesamt aus Nachwuchsleistungszentren kommen, werden die Mängel unserer jungen Trainergarde im Vergleich dazu immer eklatanter. Die zentralen Fragen sind daher, wie lange Freddy Bickel den notwendigen Trainerwechsel noch hinauszögern wird und ob Bickel diese Fragestellung überhaupt sieht.

 

>>> Rapid ist eine Durchschnittstruppe

Über den Autor: Momo Akhondi

Momo Akhondi ist neben seiner Tätigkeit bei 90minuten.at auch Analyst beim deutschen Taktik-Portal Spielverlagerung.de und arbeitet mit Bundesligatrainern aus Österreich und Deutschland zusammen.

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