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Djuricin ist bereits nach vier Monaten mit seinem Latein am Ende (2)

Das Spiel gegen Sturm hat gezeigt: Nach vier Monaten hat Djuricins Mannschaft immer noch keine Idee, was sie mit dem Ball machen soll. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi

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Dadurch, dass schon bei der ersten Phase des Spielaufbaus die Anspielstationen im Zentrum fehlen, wird Rapid automatisch ausrechenbar. Die Hütteldorfer können lediglich versuchen über die Außenverteidiger die Outlinie entlang zu kombinieren, was einerseits wenig erfolgsversprechend ist und andererseits nur sehr schwer abgesichert werden kann (siehe Bild 4). Als letzter Ausweg bleibt dadurch oft nur der hohe Ball, den die Rapidler gegen Sturm Graz auch dementsprechend oft benutzen mussten.

 

Das hinderte die Rapidler jedoch nicht daran, immer wieder auch ihren Kapitän im Spielaufbau zu suchen. Obwohl dieser zurzeit ein sehr schweres Standing bei den Fans hat, konnte Schwab viele der Situationen, die aufgrund des dysfunktionalen Mittelfeldes zustande kamen, mehr oder weniger gut lösen. Und bei genauerer Analyse dieser Situationen ist dies nicht selbstverständlich.

Bild 3 – klassische Szene die Schwab lösen musste

Hier wird Schwab wie so oft von Gegenspielern umzingelt und trotzdem angespielt. Schwab besitzt – auch in dieser Szene – sowohl die Technik als auch das strategische Rüstzeug um diese Herausforderung zu lösen. Er schafft es, sich durch drei Grazer durchzuspielen, doch wie bereits auf Bild 3 zu erkennen ist, befindet sich hinter der ersten Pressinglinie der Grazer keine einzige Anspielstation. Sowohl Auer als auch Hofmann stehen viel zu weit vorne - und beide scheinen auf einen weiten Ball zu warten. Dieser weite Ball gehört üblicherweise auch zum Standard-Repertoire von Schwab, ist aufgrund der Drucksituation jedoch unmöglich zu spielen.

 

Miserable Aufbaustaffelung Rapids

Einzig Rechtsaußen Louis Schaub beweist genügend Spielverständis und kommt Schwab in dieser Szene entgegen. Aufgrund des weiten Weges kommt er jedoch nicht rechtzeitig, um den Angriff der Rapidler am Leben zu erhalten; Schwab muss die Dynamik unterbrechen und spielt den Ball quer zu Wöber, der den Spielaufbau neu starten muss. Schwabs starke Aktion gegen gleich drei Gegenspieler wird aufgrund der miserablen Aufbaustaffelung der Rapidler wertlos.

 

Überraschend sind diese strategischen Mängel bei Rapid jedoch nicht. Trainer Djuricin wird nicht müde zu betonen, dass er seinen Spielern viele Freiheiten im Offensivspiel überlässt und nicht zu viele Vorgaben in Sachen Angriffs- und Positionsspiel haben will. Diese Plan- und Konzeptlosigkeit ist am Spielfeld nicht zu übersehen. Vor allem Ehrenkapitän Hofmann und Auer reißen mit ihren eigensinnigen Läufen immer wieder Löcher in die Aufbaustaffelung der Rapidler, worunter unter anderem Schwab und die Abwehr der Rapidler massiv leiden.

 

Es scheint außerdem so, als würde Djuricin den Zusammenhang zwischen der Planlosigkeit bei Ballbesitz und des schwachen Saisonstartes nicht erkennen. Auf Nachfrage verrät Djuricin, dass die Zweikampfquote seiner Meinung nach zu gering ist, weil man bei Ballverlust „dann halt auch mal das Gegenpressing für sich entscheiden müsste“. In diesem Punkt hat der Rapid-Trainer Recht. Es ist jedoch wichtig festzuhalten, dass ein gutes Gegenpressing nur möglich ist, wenn dieses bei eigenem Ballbesitz dementsprechend vorbereitet wird. Etwas was beim SK Rapid unter Goran Djuricin selten der Fall ist.

Bild 4a – sowohl Schrammel als auch Bolingoli geben maximale Breite und vernachlässigen das Zentrum

Bild 4b – selbes Spiel auf der Gegenseite während der selben Aktion – sowohl Pavelic als auch Schaub gehen bis an die Outlinie. Man sieht wie Graz Zugriff auf alle relevanten Räume hat.

Dadurch, dass der Spielaufbau und das Mittelfeld der Rapidler so dysfunktional sind, können die Innenverteidiger von Rapid nicht nur das Spiel schwer eröffnen, sondern stehen auch auf verlorenem Posten, wenn der Ball verloren geht. Im Angriffsspiel der Rapidler sind die Spieler viel zu leicht aus dem Spiel zu nehmen. Das heißt, dass sie weder offensiv anspielbar sind, noch defensiv den Angriff absichern können. Bei Ballverlust haben die Spieler von Goran Djuricin jedoch den klaren Auftrag ins Gegenpressing zu gehen. Das ist für eine Mannschaft mit so viel Ballbesitz oft tödlich.

 

Das war vor allem vor dem 0:1 durch Ex-Rapidler Deni Alar klar zu sehen. Die unnötig hohe Positionierung von Auer und Hofmann sorgt dafür, dass die Rapidler im Konter komplett offenstehen und die Restverteidigung eine vier-gegen-vier-Situation lösen muss.

Bild 5a – Rapid hat zu viele Spieler, die praktisch aus dem Spiel genommen werden.

Bild 5b – Kvilitaia spielt einen Fehlpass und wenige Sekunden später kann Sturm Graz in einem vier-gegen-vier kontern. Alar erzielt das vorhersehbare 1:0.

Der Umstand, dass Spieler wie Auer, Keles und Co. unter Djuricin so hoch im Kurs stehen sagt viel über den Rapid-Trainer aus, der bereits als Interimstrainer nicht müde wurde zu betonen, dass für ihn „Hackl, hackln, hackln“ das Wichtigste ist. Außerdem konzentriert sich seine Analyse nach Spielen immer wieder auf die „Grundtugenden“ wie Kampf, Wille und Zweikampfquoten, welche er immer wieder von seinen Spielern verlangt.

 

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