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Goran Djuricin ist bereits nach vier Monaten mit seinem Latein am Ende

Das Spiel gegen Sturm hat gezeigt: Nach vier Monaten hat Djuricins Mannschaft immer noch keine Idee, was sie mit dem Ball machen soll. Eine Taktik-Analyse von Momo Akhondi

Taktik-Analyse Gogo Djuricin - Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

Nach der 1:2 Niederlage gegen Sturm Graz hat der SK Rapid nach fünf Runden lediglich ebenso viele Punkte. Laut OPTA ist das der niedrigste Wert seit Einführung der 3-Punkte-Regel.

 

Nach dem Spiel flüchtete sich ein sichtlich ratloser Goran Djuricin in Ausreden, beklagte das „Pech“,  das seine Mannschaft wieder einmal hatte und offenbarte in seiner Analyse auch fachliche Widersprüche. Der aufgrund der „Spuck-Affäre“ viel gescholtene Rapid-Trainer forderte nach dem Sturm-Spiel: "Wir müssen (…) analytisch bleiben." Diesem Wunsch werden wir auf 90minuten.at nachkommen.

 

Bei seinem Versuch, die Niederlage zu analysieren verstrickte sich „Gogo“ Djuricin in einige bedenkliche Widersprüche. Laut dem Ex-Canadi-Assistenten war der „fehlende Nachdruck“ bei eigenem Ballbesitz ein großes Problem, was er mit „Nachdruck“ jedoch meinte wollte Djuricin nicht sagen. Das größte Problem war laut ihm jedoch der „indiskutable“ Zweikampfwert der Hütteldorfer in der ersten Halbzeit.

 

Während Djuricin damit Recht hatte, dass Rapid mit den zwischenzeitlichen 65% Ballbesitz nichts anzufangen wusste, waren die altbekannten Phrasen, dass es an mangelndem Kampf und Einsatzwillen lag, wie so oft fehl am Platz.

 

Zweikampfquote überbewertet

Die Zweikampfquote wird im Fußball heutzutage immer noch sehr stark überbewertet. Es besteht keinerlei Korrelation zwischen Zweikampfstatistik und Endergebnis, ergo kann dieser Wert ein Stück weit vernachlässigt werden. Vor allem wenn Rapid wie gestern auf 60% Ballbesitz kommt, ist es wichtig darauf Rücksicht zu nehmen, wie viele Zweikämpfe die Spieler bestreiten mussten und wo diese stattfanden. Wenn der Großteil der Zweikämpfe an der letzten Linie des Gegners stattfinden ist eine Quote von unter 50% üblich, gewonnene Zweikämpfe an der letzten Linie bedeuten dementsprechend nicht selten, dass der Weg zum Tor frei ist. Der Zweikampfquote die Schuld an der Niederlage gegen Sturm Graz zu geben, zeugt dementsprechend von einer inhaltsschwachen Analyse Djuricins. Dem Rapid-Trainer wird jedoch auch bewusst sein, dass diese Analyse bei den Fans und Medien gut ankommen wird, weil er weiß, dass Kampf und Einsatz für diese einen sehr hohen Stellenwert haben – und weniger dem Trainer zugerechnet werden.

 

Beispiel Auer: Starker Zweikampf, strategische Mängel

Erkennen konnte man das vor allem in der Bewertung von Stephan Auer, der in den letzten Wochen von Fans und Medien gleichermaßen für seinen Einsatzwillen und seiner „Zweikampfstärke“ gelobt wurde. Gleichzeitig kam der neue Rapid-Kapitän Schwab in der Bewertung oft sehr schlecht weg. Diese Bewertung ist aus taktischer Sicht jedoch sehr kurz gegriffen und nimmt beispielsweise keinerlei Rücksicht auf die strategischen Mängel, die Stephan Auer auf der Sechser-Positon hat.

Bild 1 – klassische Aufbausequenz bei Rapid, Auer verabschiedet sich auf den Flügel, Schwab bleibt alleine zwischen sechs Sturm Spieler

Auer – gelernter Außenverteidiger – fühlt sich in zentralen Räumen offensichtlich unwohl. Es fehlen ihm für die engen Situationen in der Mitte nicht nur die Technik, sondern auch das richtige Umblickverhalten (Blicke über die Schulter) sowie die strategischen Fähigkeiten. Dies scheint dem 26-jährigen durchaus bewusst zu sein. Nur sehr selten besetzt der als Sechser aufgebotene Rapidler das Spielfeldzentrum. Die meiste Zeit stößt er entweder eine Linie weiter nach vorne zu Hofmann und Kvilitaia oder weicht auf die Außenbahn aus und landet an der Outlinie – man könnte meinen, Auer sucht instinktiv seine angestammte Position als Außenverteidiger und lehnt das Zentrum dadurch konsequent ab. Ob diese Ausweichmanöver Eigeninitiative von Auer sind, muss an dieser Stelle jedoch angezweifelt werden, die Frequenz mit der Auer an die Outlinie ausweicht spricht eher dafür, dass es sich um eine Vorgabe von Coach Djuricin handelt.

Bild 2 – Auer landet auf halbrechts und nimmt zwar seinen Mitspieler kurzzeitig mit, das Zentrum ist bei Rapid jedoch quasi inexistent.

Die direkte Konsequenz von Auers großräumigen Ausweichmanövern ist jedoch, dass Kapitän Schwab im Spielaufbau meist nicht mehr sinnvoll eingebunden werden kann.

 

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