Foto: © Screenshot Sky Sport Austria Taktik

Beste Saisonleistung? Salzburg zeigt Milan die Grenzen auf [Spiel-Analyse] (2)

Im ersten Spiel der diesjährigen Königsklasse erkämpft sich Salzburg ein Remis gegen AC Mailand. Variables Pressing und Tiefenläufe in Ballbesitzphasen sorgen für einen Punktegewinn.

Das Gegentor im Detail

Der Ausgleichstreffer der Mailänder ist aus der Sicht der Salzburger natürlich bitter. Vor allem, wenn man bereits führt und das Tor kurz vor der Pause fällt. Die Fehler begannen bereits in der gegnerischen Hälfte nach einem Ballverlust und resultieren in den darauffolgenden Situationen in einer Kette von Fehlern, die die Gäste sehr gut ausnutzten.

Abbildung 8

Okafor verlor den Ball, nach dem er in eine 1-gegen-1-Situation gegangen ist (Abbildung). Salzburg versuchte dann nach dem Ballverlust aus einer Unterzahlsituation am Flügel, so schnell wie möglich durch ihr Gegenpressing Überzahl zu schaffen.

Abbildung 9

Dabei ist jedoch, so wie im Pressing, auch im Gegenpressing das Anlaufverhalten wichtig. Hier war Capaldo der Erste, der nach dem Ballverlust und dem ersten Pass des Gegners den Ballführenden attackierte. Dabei stellte er nur Tonali in den Deckungsschatten und nicht De Ketelaere. Dadurch war es für Hernandez möglich, einen vertikalen Pass entlang der Linie zu spielen und somit die erste Gegenpressinglinie zu überbrücken.

Abbildung 10

Der Zehner der Mailänder bekam den Ball und wurde von Seiwald sowie von Amar Dedic angelaufen. Dedic machte den direkten Weg nach vorne zu und Seiwald versuchte einen horizontalen Pass zu verhindern. Durch mehrere Schulterblicke von De Ketelaere und sein hervorragendes Orientierungs- und Blickverhalten sah er, dass hinter Dedic und Seiwald sehr viel unbesetzter Raum war. In diesen Raum schikckte er Bennacer. So konnte Milan das Gegenpressing der Salzburger überspielen und der zentrale Mittelfeldspieler hatte viel Platz vor sich, den er auch andribbelte.

Abbildung 11

Nun war Bennacer in der gegnerischen Hälfte und dribbelte auf die Abwehr zu. Aus einer Gleichzahl-Situation wurde jedoch sehr schnell eine Überzahl-Situation für Milan. Dabei lag das Problem an der Positionierung beziehungsweise an dem Orientierungsverhalten von Oumar Solet. Während dem Zurücklaufen versuchte der Innenverteidiger die Mitte zu schließen – was in dieser Situation das richtige Verhalten ist – drehte sich jedoch über seine rechte Schulter, um eine offene Körperposition zu seinem Gegenspieler (Leao) zu haben. Dadurch muss er einige Meter zurück und seitlich laufen und verliert somit die Höher der restlichen Abwehrspieler. Somit kann er auch nicht nach dem Pass auf Leao in eine 1 gegen 1 Situation mit dem Flügelspieler kommen und Pavlovic muss aus dem Zentrum herausrücken. Wäre Solet weiter gerade gelaufen, hätte auf den Pass reagiert und sich dann erst über seine linke Schulter gedreht, um in die defensive seitliche Körperstellung zu kommen, hätte er möglicherweise mit Leao in eine 1 gegen 1 Situation gehen können. In der Anschlussaktion findet der Mailänder dann durch die Überzahl in der letzten Linie den ungedeckten Saelemaekers auf der ballfernen Seite, der beim Elfmeterpunkt zum Abschluss kam.

 

Fazit: Bullen präsentieren sich stark

Salzburg zeigte vor allem gegen den Ball eine hervorragende Leistung. Auf die Bewegungsabläufe von Milan konnten die Bullen schnell genug reagieren und hatten neben einer optimalen Lösung auch andere Ansätze, um auf die Spielweise der Gäste zu antworten. Auch mit dem Ball gab es einige gute Bewegungsabläufe, jedoch könnte man vor allem die Phasen ein wenig verbessern bzw. verlängern, um auch selbst nicht nur dem Ball nachzulaufen oder durchgehend in Umschaltsituationen zu gelangen. Dazu helfen längere Ballbesitzphasen auch noch dazu den Spielern eine Pause zu erlauben und den Gegner laufen zu lassen.

Dennoch punktete Salzburg zum Auftakt der Champions League gegen den italienischen Meister. Zudem siegte Dinamo Zagreb gegen Chelsea und dadurch könnte die Gruppe E der Königsklasse sehr offen bleiben.

 

90minuten.at-TV powered by OneFootball

90minuten.at-exklusiv