"Ich möchte das nicht schmälern, es waren großartige Torwarte. Es wäre aber falsch zu sagen, dass Österreich über Generationen hinweg dafür bekannt war, Torwarte zu entwickeln."
90minuten.at: Österreich wird zumindest medial gerne als kleine „Torhüternation“ bezeichnet, wenn man über die 1980er und 1990er spricht. Sehen sie das grundsätzlich auch so?
Kreissl: Nein, ich denke, das wäre zu dick aufgetragen. Wir hatten damals eine sehr gute Phase, wahrscheinlich die beste in der österreichischen Torwartgeschichte. Mit Franz Wohlfahrt, Michael Konsel, Otto Konrad und dahinter weiteren großartigen Torhütern wie Wolfgang Knaller. Ich weiß wie gut er war, ich war viele Jahre hinter ihm die Nummer 2. Es gab eine hohe Dichte an Talenten, die uns passiert ist. Damals war das überhaupt nicht planmäßig. Es war aber auch nicht so, dass sie viele Jahre im Ausland gespielt haben. Ich möchte das nicht schmälern, es waren großartige Torwarte. Es wäre aber falsch zu sagen, dass Österreich über Generationen hinweg dafür bekannt war, Torwarte zu entwickeln. Ich glaube auch nicht, dass wir schlecht waren – ich glaube, dass wir normal gut waren. Uns als Torwartnation zu bezeichnen, wäre vielleicht charmant, aber zu viel.
90minuten.at: In Zukunft könnte sich das vielleicht ja noch ändern. Wie stehen wir denn aus ihrer Perspektive bei der WM 2026 im Torwartbereich da?
Kreissl: Wir müssen und wollen viel besser werden. Die Entwicklung der letzten Monate war sehr positiv. Es war nicht unbedingt absehbar, dass Alexander Schlager die Nummer 1 in Salzburg wird. Patrick Pentz ist bei einem neuen Verein, Tobias Lawal ist die Nummer 1 beim LASK, Heinz Lindner trainiert wieder. Ich möchte auch Nik Polster hervorheben, der beim U21-Team sehr gute Leistungen gebracht hat. Im Bereich der Frauen hat Mariella El Sherif bei der Frauen-U19-EM Topleistungen gebracht. Das ist aber nur der Blick auf das momentane Zeitfenster, darauf darf man sich nicht ausruhen.