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Drei Rapid-Mitglieder auf Präsidenten-Mission

Im 90minuten.at-Interview sprechen drei Kandidaten, die für das Rapid-Wahlkomitee kandidieren, über die Wahl zum neuen Rapid-Präsidenten, was sich bei Rapid ändern soll und welche Mitglieder sie im Fall der Wahl vertreten.

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90minuten.at: Um eure Ziele definieren zu können, braucht es ja eine Analyse des Ist-Zustandes. Wie geht es Rapid eurer Meinung nach?

Mitter: Wir würden der Präsidentschaft von Michael Krammer ein sehr positives Zeugnis ausstellen. Es hat sich sehr vieles verbessert, es wurde professionalisiert. Das hat natürlich auch mit der Arbeit der Initiativen zu tun. Ich glaube aber, dass es – und das ist auch völlig normal, weil der Spitzensport ja auch ein schnelllebiges Geschäft ist- auch viele Baustellen gibt. Dafür braucht es frischen Wind. Den frischen Wind erhoffen wir uns und es bietet sich auch an. Es ist sinnlos, jetzt darüber zu reden, was schiefgelaufen ist. Die sportlichen Erfolge sind nun mal das wichtigste Kriterium für einen Profiklub und da sieht eh jeder wo wir stehen und wo wir hinwollen.

Ein großer architektonischer Fehler ist sicher die strikte Trennung zwischen der Wirtschaft und dem Sportlichen. Wenn man eine Bilanz hernimmt: Im Bereich der Mittelherkunft haben wir in den vergangenen Jahren penibel sehr viel optimiert und an ein Maximum geführt, auch wenn es noch Verbesserungen geben könnte. Wenn es um die Mittelverwendung geht, ist das Sportliche mit allem was dazu gehört die größte Variable. Man darf hier also nichts – aber absolut gar nichts - dem Zufall überlassen und wir müssen uns überlegen, wie wir die Risiken für Fehlentscheidungen möglichst geringhalten können, ohne uns dabei im Detail zu verlieren. Das Hirnschmalz gehört einfach auf mehr Köpfe verteilt.    

Kretz: Rapid pendelt immer in einem Dreieck aus sportlichem Erfolg, kaufmännischem Handeln bzw. Wirtschaft und Fans. Wir haben – ausgehend von 2013 -unsere damals größten Schwachstellen beackert und vieles  in Richtung Wirtschaft optimiert und den sportlichen Erfolg dem Zufall überlassen. Jetzt geht es darum, den sportlichen Erfolg mit nachhaltigen Strukturen sicherzustellen. Genauso wie es im wirtschaftlichen Bereich einen Plan für die kommenden 2,3 Jahre gibt, muss dies auch im sportlichen Bereich passieren.

Weihs: Auch ich sehe die Ära Krammer positiv, auch wenn ich oft genug mit ihm nicht einer Meinung war und gestritten habe. Sie haben sehr vieles richtig gemacht, infrastrukturell sehr viel vorangebracht. Doch jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt, wir brauchen den vorher schon angesprochenen frischen Wind. Wir brauchen auch Mut, dass wir transparent arbeiten. Der nächste Schritt muss sein, dass wir uns sportlich verbessern, weil da wurde viel Geld verbrannt.

"Das ist sicherlich auch, wo der Block West massive Interessen hat, dass das „Gemma Rapid schauen“ mit Inhalt gefüllt wird. Früher waren es die Spieler, die ein Integrationsmerkmal dargestellt haben. Die Spieler sind dafür nicht mehr so relevant, es gibt nur noch wenige Ausnahmen. Wir müssen uns überlegen, was Rapid ausmacht und das dann schärfen." - Helmut Mitter

90minuten.at: Höre ich da richtig raus, dass Rapid das sportliche Konzept fehlt?

Mitter: Wir sind auf dem siebenten Platz gelandet. Da braucht es natürlich Optimierung. Die Funktion des Sportdirektors ist aus meiner Sicht weniger eine personelle Frage, sondern vielmehr, welche Aufgaben hat er wirklich. Viele Sportdirektoren in der jüngeren Vergangenheit sind meiner Einschätzung nach daran gescheitert, dass die Job-Description nicht klar war. Es braucht eine Verteilung auf breitere Schultern, ein breiteres Spektrum, sodass es nicht immer zu Hop-oder-Drop-Entscheidungen kommt. Gehen sie auf bist du der Held, geht es schief wirst du rausgeworfen. Da muss es auch andere Wege geben.

 

90minuten.at: … das heißt aus Deiner Sicht, dass die Position des Sportdirektors alleine zu wenig ist?

Mitter: Doppelspitzen funktionieren in der Praxis nicht, aber es braucht mehr Leute die mitreden können und sich ergänzende Expertisen einbringen.

Weihs: Ich glaube schon, dass der Sportdirektor Unterstützung braucht. Es braucht auch eine Vision, welche Art von Spielern Rapid überhaupt braucht. Da kaufen wir einmal einen Techniker, dann wieder einen ganz anderen Typen. Das sind jeder für sich gute Fußballspieler, zusammen passen sie dann aber nicht ins aktuelle Rapid-System bzw. haben wir aktuell gar kein System vorgegeben.

 

90minuten.at: Dh. es fehlt von oben eine Vorgabe, wie Rapid spielen soll?

Weihs: Genau, das System ist in den vergangenen Jahren zerfallen. Unter Barisic damals hatten wir ein System, das zwar nicht allen gefallen hat, aber es gab zumindest eines. Danach wurde permanent gewechselt.

Kretz: Wir brauchen im sportlichen Bereich genauso wie im wirtschaftlichen Bereich ein Organigramm, klare Verantwortlichkeiten und klare Zielvorgaben. Wir müssen uns auf unsere Werte besinnen und fokussieren, so wie sie auch im Rapid-Leitbild niedergeschrieben sind. Rapid ist vielleicht komplex aber nicht so kompliziert, wie wir es immer machen. Wenn wir uns an das Leitbild halten und leben werden wir auch erfolgreich sein. Die Verbindung zwischen dem, was auf dem Platz passiert und denen die das Stadion füllen, müssen wir herstellen.

Mitter: Das ist sicherlich auch, wo der Block West massive Interessen hat, dass das „Gemma Rapid schauen“ mit Inhalt gefüllt wird. Früher waren es die Spieler, die ein Integrationsmerkmal dargestellt haben. Die Spieler sind dafür nicht mehr so relevant, es gibt nur noch wenige Ausnahmen. Wir müssen uns überlegen, was Rapid ausmacht und das dann schärfen. Dass wir trotzdem 20.000 Zuschauer haben, als wir 2017 gegen den Abstieg gespielt haben, zeigt ja, dass der Verein und die Fans viel richtig gemacht haben. Es heißt aber nicht, dass es immer so passieren muss. Wir müssen auch mehr junge Leute erreichen können, das ist derzeit ganz schwer. Hier muss man sich permanent etwas Neues überlegen.

 

90minuten.at: Die Position des Sportdirektors ist für euch also eine zentrale Figur. Jetzt hat Rapid einen neuen Sportdirektor bekommen. Meine Frage: Es geht jetzt nicht darum, Barisic zu bewerten, sondern den Auswahlprozess an sich. Ich hatte mit Rapid-Präsident Michael Krammer rund um die Bestellung von Fredy Bickel bereits ein intensives Interview zu diesem Thema. Ist Rapid hier professionell vorgegangen, wie sehr ist das sportliche Konzept bei der Bestellung des Sportdirektors ein Thema?

Weihs: Nein. Michael Krammer hat bei Amtsantritt versprochen, dass er Mitglieder in den Auswahlprozess einbeziehen wird. Das ist mal nicht geschehen. Zweitens glaube ich nicht, dass der Sportdirektor nach einer gültigen Spielphilosophie ausgesucht wurde, weil das aktuelle Präsidium schlicht und einfach gar nicht weiß, wie Rapid spielen soll.

Mitter: Ich will diese Bestellung nicht bewerten, weil ich mich auch nicht als Experte sehe, der das bewerten kann. Ich möchte aber nochmal auf das oben gesagte verweisen.

Kretz: Ob die Auswahlverfahren richtig war oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Das ist für mich nicht so entscheidend. Entscheidend ist für mich, wie nachhaltig die Strukturen jetzt dahinter entwickelt werden. Barisic ist ein Fachmann, er ist Rapidler, das ist unbestritten. Das Vertrauen hat er. Die Frage ist, über welche Managementqualitäten verfügt er. Wir müssen letztlich das Gefühl bekommen, dass wir uns ganzheitlich und stetig verbessern – daran wird er gemessen werden.

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