Foto: © GEPA Interviews / Juni

Christian Ebenbauer: "Der Fußball darf nicht komplett hinter einer Paywall verschwinden"

Im Interview mit 90minuten.at spricht Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer über nachhaltiges Zuschauerwachstum, die Situation um den TV-Vertrag und über die wachsende Schere zwischen armen und reicheren Klubs in Österreich und Europa.

Interview Christian Ebenbauer Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Mit Blick auf das vierte Double von Salzburg – war die Entscheidung, die Punkte künftig nach dem Grunddurchgang zu halbieren, aus Ihrer Sicht richtig?

Ebenbauer: Das war eine notwendige Entscheidung, um die Spannung sowohl in der Qualifikations- als auch in der Meistergruppe aufrecht zu erhalten. In dieser Saison hätte es allerdings nichts gebracht, da Salzburg zur Halbzeit nicht in Führung gelegen ist.

 

90minuten.at: Die Bundesliga startet im Juli in die letzte Saison mit dem alten Ligenformat. Was ist noch zu tun, um die Ligareform schlussendlich bis ins letzte Detail umzusetzen?

Ebenbauer: Es gibt mehrere Aspekte, die wesentlichsten sind die interne Struktur, das Regelwerk sowie die einzelnen Bestimmungen. Diese gilt es neu aufzusetzen. Die Zulassungsbestimmungen zur neuen zweiten Liga wurden bereits beschlossen. Die übrigen Änderungen sollen bis zum Ende des Jahres abgeschlossen werden. Ein zweiter Bereich ist Image und Marketing, wo wir an der Positionierung arbeiten. Wir müssen die zweite Liga und auch die höchste Spielklasse neu positionieren. Das muss alles im Laufe der nächsten Saison gelauncht werden, um es allen Stakeholdern rechtzeitig näher zu bringen …

"Die Entscheidung, dass die Champions League gar nicht mehr im Free-TV zu sehen ist, ist eine Chance für uns." - Christian Ebenbauer

90minuten.at: … das heißt, dass auch die Tipico Bundesliga bzgl. Image neu ausgerichtet werden muss aus Ihrer Sicht?

Ebenbauer: Ja. Es braucht eine klare Positionierung der höchsten Spielklasse …

 

90minuten.at: … ich frage auch deshalb, weil man das Gefühl hat, dass sich Fußballfans immer öfters übersättigt fühlen. Es gibt Europa League, Champions League, WM, EM, Deutsche Bundesliga, österreichische Bundesliga. Welche Chance hat die österreichische Bundesliga in diesem Umfeld?

Ebenbauer: Man muss die Chance sehen und nutzen, egal ob sie da ist oder nicht. Die Entscheidung, dass die Champions League gar nicht mehr im Free-TV zu sehen ist, ist zum Beispiel so eine Chance für uns. Man muss aber auch die Abgrenzung finden, denn wir wissen, dass die Schere sehr weit auseinandergeht. Wir wissen, dass die Nationalitätszugehörigkeit im Fußball noch immer am wichtigsten ist und dann runtergebrochen die Regionalität. Das müssen wir bestmöglich stützen. Hier kann man auf der eine Seite in der Tipico Bundesliga Spitzenfußball bald auch flächendeckend in modernen Stadien sehen und in der zweiten Liga gibt es Fußball pur.

 

90minuten.at: Vor zwei Jahren hat die Liga die „Helden von Morgen“ propagiert. Arbeitet die Liga in Hinblick auf die Ligenreform an einer neuen, vermarktbaren Ausrichtung? Wird diese Änderung signifikant ausfallen?

Ebenbauer: Ja. Das Profil der Marken Bundesliga und 2. Liga wird im Moment ausgearbeitet. Ich würde aber nicht sagen, dass diese Änderungen signifikant sein müssen bzw. werden. Wir stecken hier mitten im Prozess.

"Das Sponsoringvolumen bei den österreichischen Fußballklubs liegt bei ca. 50% vom Gesamtbudget. Das ist ein sehr hoher Wert." - Christian Ebenbauer

90minuten.at: Ist Österreich Ihrer Meinung nach eine Fußball-Nation oder eine Ski-Nation oder beides?

Ebenbauer: Ski hat in Österreich – und das merken wir auch bei Kunden – eine Sonderstellung. Wir sind aber eine Fußball-Nation, weil es ein Ganzjahressport ist und wenn man sich die Zuschauerzahlen und die Zahlen der aktiven Spieler und Spielerinnen ansieht, kann man sagen, dass Fußball Volkssportart Nummer eins ist. Skifahren ist aber enorm stark im Medien-Bereich und in der Außendarstellung. Unsere Aufgabe ist es aber nicht, sich nebenbei zu positionieren. Fußball ist das ganze Jahr über präsent.

 

90minuten.at: Aber warum aktivieren so wenige Unternehmen ihre Sponsorings bei den Klubs so wie es im Skifahren sehr oft passiert? Warum belassen es so viele Unternehmen bei einem einfachen Sponsoring?

Ebenbauer: Das Sponsoringvolumen bei den österreichischen Fußballklubs liegt bei ca. 50% vom Gesamtbudget. Das ist ein sehr hoher Wert. Man merkt, dass die Klubs sehr stark sind im Sponsoring. Was die Aktivierung betrifft, passiert im regionalen Bereich sehr viel. Bei vielen Sponsorverhandlungen merkt man, dass Spieler und Klubs in klassischer TV- und Printwerbung vielleicht eingeschränkt transportiert werden, wenn es auf die spezielle Einzelvermarktung und regionale Werbung geht, findet das aber sehr massiv statt. Das merkt man nicht zuletzt bei den Diskussionen beim Kollektivvertrag, da die Spieler für Sponsoringtermine viel mehr Zeit aufwenden müssen als früher. Es gibt im österreichischen Fußball nicht die Single-Points wie mit Marcel Hirscher oder Anna Veith, es ist und bleibt eine Mannschaftssportart. Vereinzelt gibt es die Aktivierung in Österreich beim Fußball aber auch, wie etwa Steffen Hofmann.

 

90minuten.at: Aber das ist Testimonial-Business. Was in Österreich aber fehlt ist, dass der Klub bei der Aktivierung mittransportiert wird. In Deutschland wird bei der Aktivierung oft der Klub massiv zu den aktiven und potenziellen Fans kommuniziert im Rahmen eines Sponsorings, um etwa mehr Zuschauer zu bekommen.

Ebenbauer: Ich kenne doch einige Aktionen der Klubs, es ist oft regional bezogen. In Wolfsberg, Altach oder Ried gibt es viele Aktionen wie Busreisen oder klassische Werbemaßnahmen wie „sponsored by“. Auf der eine Seite sollen die Klubs Aktivitäten selbst setzen, andererseits gibt es auch Akzente durch die Liga, wie etwa die Türhänger-Aktion, wo jeder Klub regional in der Liga auf sein nächstes Spiel mit einer Kartenaktion aufmerksam gemacht hat. Ein anderes Beispiel ist der einheitliche Preis bei Auswärtstickets. Hier haben wir wichtige Überzeugungsarbeit geleistet.

 

 

>>> Seite 3 – Christian Ebenbauer: „Bei jeder Plattform, die gestartet wird, muss sichergestellt werden, dass der Fußball nicht komplett hinter einer Paywall verschwindet.“