Foto: © GEPA Interviews / Juni

Joachim Standfest: „Ein guter Name ist natürlich ein gutes Zugpferd für einen Verein“

Nur wenige Tage nach seinem Karriereende beim WAC wurde Joachim Standfest als neuer Amateur-Trainer bei Sturm Graz vorgestellt. Im Interview mit 90minuten.at äußert sich Standfest zu seiner Profilaufbahn, seinem Debüt als Trainer und inwiefern er sich dieser Aufgabe in Graz gewachsen fühlt. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

Interview Joachim Standfest Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Zurück zu den Sturm-Amateuren. Welche Ziele haben Sie sich mit dem Verein gemeinsam gesteckt für die nächsten Monate?

Standfest: Das Hauptziel ist einfach die individuelle Entwicklung der Spieler. Das ist ganz klar und klar definiert. Wenn sich meine Spieler gut entwickeln dann wird das mit dem sportlichen Erfolg Hand in Hand gehen, aber die Priorität liegt darin, die Spieler so weiterzubringen, dass sie ein Thema für die Kampfmannschaft werden. Oder besser gesagt: Wenn sie gebraucht werden, dass das vom ersten Tag an funktioniert. Das ist einfach das Ziel. Ein Tabellenplatz ist eher zweitrangig. Natürlich wollen wir eine gute Figur machen, das will jeder Spieler. Der Hauptaspekt liegt aber wie gesagt darauf, dass sie ein Thema für die Kampfmannschaft werden.

 

90minuten.at: Stichwort Kampfmannschaft. Wie sieht die Schnittstelle zu Franco Foda aus? Gab es da bereits Gespräche mit ihm?

Standfest: Ja, natürlich. Wir kennen uns ja auch schon länger. Nachdem ich das Angebot erhalten hatte, habe ich das Gespräch mit ihm gesucht, bevor ich zugesagt habe. Da ging es darum, wie er sich das vorstellt. Er hat mir auch jede Hilfe zugesprochen, die ich brauche. Ich glaube ich komme da in ein hervorragendes Trainerteam, auf das ich zur Not zurückgreifen kann. Da wird es eine gute Zusammenarbeit geben.

Franco Foda und Joachim Standfest gehen künftig wieder gemeinsame Wege.

90minuten.at: Welchen Stellenwert haben die Sturm Amateure im Verein? Wie haben Sie das bis jetzt mitverfolgt?

Standfest: Es ist sehr wichtig. Ich glaube auch nicht, dass der Stellenwert dadurch, dass man zwei oder drei Spieler verliehen und ihnen eine höhere Liga ermöglicht hat, gesunken ist. Das ist einfach ein sehr wichtiger Bestandteil eines Profi-Vereins, weil man nie weiß, was im Laufe einer Saison passiert. Etwa verletzte Spieler. Und da muss man dann einfach die eigenen jungen Spieler haben, die man forcieren kann. Deswegen hat die Amateurmannschaft einen sehr hohen Stellenwert. 

 

90minuten.at: Gleichzeitig gibt es immer wieder Diskussion rund um Sturm Graz, dass junge Talente nicht wirklich den Durchbruch schaffen. Haben Sie dieses Thema wahrgenommen? Und inwieweit will man dem auch entgegenwirken?

Standfest: Grundsätzlich ist es einmal so, dass ein Verein wie Sturm immer gefordert ist vorne mitzuspielen und Leistung zu bringen. Und das erhöht schon mal irrsinnig den Druck auf den Verein und die Verantwortlichen. Zudem habe ich mich versucht zurückzuerinnern an Trainer in den letzten Jahren, die mehr junge Spieler herausgebracht haben als ein Franco Foda. Mir sind da nicht viele eingefallen. Und wenn man das ein wenig hochrechnet, wer da aller herausgekommen ist und welchen Weg diese Spieler gemacht haben, dann wird man in Österreich keinen vergleichbaren finden. Das ist alles ein wenig übertrieben, was da an Stimmung gemacht wird. Aber wie gesagt: Wenn wir da einen oder mehrere junge Spieler in die Kampfmannschaft bekommen, sind wir mehr als glücklich.

 

90minuten.at: Hatten Sie da jetzt etwa einen Jantscher, Beichler oder Prödl im Kopf?

Standfest: Ja, alle. Oder Christoph Leitgeb. Aus jüngerer Generation ein Florian Kainz oder Christian Klem. Das sind jetzt alles gestandene Spieler, die da rausgekommen sind. Und ich bin auch fest davon überzeugt, dass ein Sandi Lovric, wenn er sich da durchbeißt, ein gestandener Spieler wird. Romano Schmid genauso. Die haben alle irrsinniges Potential. Und wenn sie durch die Sturm-Schule durchgehen und sich da durchbeißen, dann werden sie auch gestandene Spieler werden, die wertvoll sind.

"Von meinen Spielern erwarte ich mir absoluten Leistungs- und Verbesserungswillen." - Joachim Standfest

90minuten.at: Sie starten zwar jetzt erst in ihre erste Trainerstation, aber wie würden Sie sich als Trainer beschreiben? Mit welchen Vorstellungen und Ideen gehen Sie an diese Aufgabe heran?

Standfest: Wenn ich jetzt mein Trainerteam anschaue, dann bin ich ein absoluter Teamplayer, der auf die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter vertraut und diese auch zur Geltung kommen lässt. So stelle ich mir das zumindest vor. Es wird keine Alleingänge geben, das ist in der heutigen Zeit ohnehin nur schwer möglich. Und von meinen Spielern erwarte ich mir absoluten Leistungs- und Verbesserungswillen. In jeder Phase. Dass sie ihren inneren Schweinehund überwinden. So wie ich das die ganzen 18 Jahre meiner Karriere gelebt habe. Da erwarte ich mir das gleiche von meinen Spielern. 

 

90minuten.at: Der Fußball ist ja in den letzten Jahren auch immer analytischer geworden. Nicht nur auf Seiten der Trainer, sondern auch in der Beobachtung. Es wird alles bis ins kleinste Detail analysiert. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung und welche Rolle spielt das für Sie als Trainer? 

Standfest: Eine sehr große. Ich bin ein absoluter Arbeiter und das sind Hilfsmittel, die einem zur Verfügung stehen und die man früher nicht hatte. Das ist einfach die technische Erweiterung. Man muss nur aufpassen, dass das nicht in eine zu theoretische Schiene überläuft. Dass man es nicht übertreibt und es zu technisch wird. Aber im Großen und Ganzen bin ich schon sehr dafür, dass man gerade jungen Spielern nicht nur mitteilen kann, was es zu verbessern gibt, sondern ihnen das auch zeigen kann. Um damit auch aufzuzeigen, wie man es besser machen kann. Da sind diese analytischen Hilfsmittel mittlerweile auch unerlässlich geworden.

 

90minuten.at: Zu guter Letzt noch ein Punkt, der ab kommenden Jahr aktuell wird. Die Ligenreform steht bevor. Glauben Sie, dass diese Reform der Bundesliga als auch der künftigen zweiten Liga auf Dauer helfen wird?

Standfest: Der Bundesliga wird es auf jeden Fall helfen. Ob es mit zwölf Teams das ideale Format ist, oder irgendwann auf 14 Teams aufstocken kann, ist eh immer Diskussionsthema. Aber der Bundesliga hilft es sicher. Problematisch wird es meiner Ansicht nach in der zweiten Liga. Weil man nicht genau weiß, wo man die hintun soll. Bei den Lizenzauflagen, um aufsteigen zu können, wird sich einfach eine Schere auftun und es wird dann ganz schwer, das zu handeln, wer und ob jemand aufsteigen kann. Ich glaube, das wird eine Problematik in den nächsten Jahren werden. Aber das werden wir dann alles sehen. 

 

90minuten.at: Inwiefern ist das bei den Planungen der Sturm Amateure ein Thema?

Standfest: Grundsätzlich jetzt gar nicht. Wir haben eine ganz junge Truppe. Gerade in dem Reformjahr, wo sehr viele Mannschaften nach oben drängen wollen, werden wir eine der stärksten Regionalligen sehen, die es je gegeben hat. Weil viele Teams - was man so hört - aufrüsten um in die neue zweite Liga aufzusteigen. Sollte es irgendwie soweit kommen, dass wir da dabei sein sollten, werden wir uns nicht dagegen wehren. Aber wirklich Thema ist das im Moment nicht.

 

90minuten.at: Vielen Dank für das Gespräch.