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Joachim Standfest: „Ein guter Name ist natürlich ein gutes Zugpferd für einen Verein“

Nur wenige Tage nach seinem Karriereende beim WAC wurde Joachim Standfest als neuer Amateur-Trainer bei Sturm Graz vorgestellt. Im Interview mit 90minuten.at äußert sich Standfest zu seiner Profilaufbahn, seinem Debüt als Trainer und inwiefern er sich dieser Aufgabe in Graz gewachsen fühlt. Das Gespräch führte Stefan Berndl.

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90minuten.at: Konnten Sie sich schon ein Bild vom Umfeld und der Mannschaft machen?

Standfest: Ja, natürlich. Das Umfeld kenne ich ja eh. Viel hat sich nicht geändert. Ein Bild von der Mannschaft konnte ich mir in den Spielen machen, die waren, nachdem das entschieden war. Die habe ich mir angesehen. Zusätzlich laufen die Videos des Teams bei mir im Hauptabendprogramm. Und dann müssen wir eh abwarten, bis das Training losgeht.

 

90minuten.at: Was hat Markus Schopp für ein Team hinterlassen? Was haben Sie für einen ersten Eindruck gewonnen?

Standfest: Grundsätzlich ist es wie bei jeder Amateurmannschaft. Fußballerisch ist eine große Qualität da. Und wir müssen sie eben dort hinbringen, dass sie auch ein wenig abgebrühter, konsequenter und schmutziger werden. Das sind alles Sachen, die zum Profi-Dasein dazugehören. Dass man einfach zielstrebiger wird. Und daran werden wir arbeiten.

"Es werden sicher neue Sachen auf mich zukommen, aber das war als Spieler auch der Fall. So leicht umhauen tut mich nichts." - Joachim Standfest

90minuten.at: Sie haben damit eine der wichtigsten sportlichen Positionen im Verein inne. Gleichzeitig ist es, direkt nach dem Karriereende als Spieler, ihre erste Trainerstation. Glauben Sie, dass Sie dieser Aufgabe schon gewachsen sind?

Standfest: Ich traue mir das auf alle Fälle zu, sonst hätte ich es ja nicht angenommen. Ich bin jetzt keiner, der einer Herausforderung aus dem Weg geht. Das war ich nie. Es ist ja so, dass ich die notwendige Ausbildung habe. Da muss man sich ja auch fort- und ausbilden. Und dazu kommt, dass ich in den letzten Jahren meiner Karriere schon ein wenig weiter über den Tellerrand geschaut habe, als ein normaler Spieler. Vor allem in den letzten vier, fünf Jahren, ab der Kapfenberg-Zeit. Da habe ich versucht mich hauptsächlich um die jungen Spieler zu kümmern, was auch immer ganz gut funktioniert hat. Und wir werden sehen. Es werden sicher neue Sachen auf mich zukommen, aber das war als Spieler auch der Fall. So leicht umhauen tut mich nichts.

 

90minuten.at: Inwieweit war diese mangelnde Erfahrung als Trainer bei den Verhandlungen mit dem Verein ein Thema?

Standfest: Ja, natürlich spricht man darüber. Aber wie gesagt: Ich dürfte die Verantwortlichen bei den beiden Hearings, die ich hatte, überzeugt haben und ich weiß, dass sie hinter mir stehen. Dass mir jegliche Hilfe zukommen wird, die ich brauchen sollte. Und alles andere muss ich dann regeln.

 

90minuten.at: Günther Kreissl hob bei laola1.at Ihren „unglaublichen Erfahrungsschatz“ als Spieler hervor und dass Sie genau wüssten, „was nötig ist, um ein erfolgreicher Profi zu werden“ – Inwiefern ist es Ihrer Ansicht nach für die Trainertätigkeit von Vorteil, wenn man selbst Profispieler war?

Standfest: Ich glaube das hat wenig mit dem Trainersein selbst zu tun - mit dem, was du umsetzen und rüberbringen kannst. Es gibt ja genügend Beispiele, die sehr gute Trainer sind, aber keine Profispieler waren. Der Vorteil ist, glaube ich, dass man es selber erlebt hat. Dass man sich in Situationen hineinversetzen kann. Was jemand, der nicht gekickt hat, vielleicht nicht so kann. Und gerade, wenn man durch eine harte Schule gegangen ist, um Profi zu werden, und man das weiß, dann kann man den jungen Spielern sehr viel weitergeben.

"Es ist oft auch eine Reputation für den Verein. Da geht es nicht nur darum, was und wie trainiert wird, sondern auch um Aufmerksamkeit für die Vereine." - Joachim Standfest über die Vorteile eines Ex-Profis als Trainer

90minuten.at: Wie Sie schon gesagt haben, hat die Tätigkeit als Profi wenig damit zu tun, ob jemand auch ein guter Trainer wird. Glauben Sie, dass es nicht doch Ex-Fußballer im heimischen Trainergeschäft etwas leichter haben, einen Job zu bekommen? Durch ihre Kontakte, ihren Namen, etc?

Standfest: Das ist schwer zu sagen. Natürlich hat man es als ehemaliger Spieler leichter, das ist ja ganz klar. Aber da geht es ja nicht nur darum, dass man leichter Trainer wird. Es ist oft auch eine Reputation für den Verein. Da geht es nicht nur darum, was und wie trainiert wird, sondern auch um Aufmerksamkeit für die Vereine. Um Marketing, um Sponsoren. Und da ist ein guter Name natürlich ein gutes Zugpferd. Das darf man nie außer Acht lassen. Das sind Komponenten, die man mit einbeziehen muss. Deswegen haben es ehemalige Spieler sicher einfacher, als Trainer, die aus dem Amateurfußball kommen oder gar nicht Fußball gespielt haben.

 

90minuten.at: Was natürlich gerade in Deutschland etwas anders ist. Etwa mit Julian Nagelsmann, oder Thomas Tuchel, die auf keine großartige Profi-Karriere zurückblicken und sich dennoch als gute Trainer beweisen. In Österreich ist das noch sehr marginal.

Standfest: In Deutschland sind es jetzt auch nicht die Unmengen. Sind es mehr als diese Beiden?

 

90minuten.at: Der neue Schalke-Trainer zum Beispiel.

Standfest: Genau, der Domenico Tedesco. Stimmt. Ja, das ist gerade etwas in Mode, dass man auf junge Trainer mit wenig Erfahrung zurückgreift. Aber wie man bei Tuchel und Nagelsmann sieht, die arbeiten ja wirklich hervorragend.

 

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