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Die Erfolge und Nicht-Erfolge der Ex-RBS-Trainer (2)

Laut Sky-Experte Alfred Tatar sind Trainer bei Red Bull Salzburg nur Trittbrettfahrer, die international wenig erreichen. Gut, Meister wurde noch fast jeder in der Ära Red Bull, im Ausland hängen die Trauben zugegebenermaßen höher als in der Bundesliga.

Nach der Rangnick-Wende

Roger Schmidt, 2012 bis 2014

Die Verplfichtung von Roger Schmidt war mit Sicherheit so überraschend wie jene von nun Matthias Jaissle. Immerhin hatte er zuvor mit dem Delbrücker FC, Preußen Münster und dem SC Paderborn nicht gerade Größen des Weltfußballs betreut. Doch Ralf Rangnick sollte recht behalten. Ranknick verpflichtete in seinen ersten Monaten eine Reihe an damals unbekannten Spielern. Einige, wie etwa Sadio Mané oder Kevin Kampl, verdingen sich mittlerweile in den besten Ligen der Welt. Andere, etwa Andre Ramalho oder Valon Berisha, prägten und prägen den Verein nach wie vor bzw. wieder. Schmidt selbst hat zwar die Schmach von Düdelingen in seinem zweiten und vierten Spiel auf der Bank zu verantworten, stand aber für begeisternden Fußball, auch objektiv gesehen. In seiner ersten Saison musste man der fulminanten Austria noch den Vortritt lassen, dann zerschoss die Schmidt-Elf die Liga. Er selbst ging dann zu Bayer Leverkusen, einen Titel holte er mit der Werkself logischerweise nicht. Der Trainer, in Salzburg vom No-Name zum Trainer in der deutschen Bundesliga gewandelt, versüßte sich seine Karriere mit einem wohl lukrativen Vertrag in Peking, gewann 2017/18 den chinesischen Pokal. Seit vergangenem Sommer betreut Schmidt den PSV Eindhoven, gegenwärtig matcht man sich mit AZ um den Vizemeistertitel hinter Dominator Ajax Amsterdam.

Mit Bern Meister zu werden war vielleicht schwerer als mit Salzburg.

Adi Hütter, 2014 bis 2015

Adi Hütter kam als Trainer des Drittplatzierten SV Grödig, war zuvor schon Juniors-Trainer und dazwischen in Altach und eben im Salzburger Umland tätig. Hütter stand schon beim SV Grödig für offensiven Fußball, ein 'perfect match' für die Bullen. Er holte das Double und wechselte dann zu den Young Boys nach Bern, wo er die Dominanz des FC Basel brechen konnte und 17/18 Meister wurde. Danach ging es weiter zu Eintracht Frankfurt. Titel holte er mit den Adlern keine, nach einem holprigen Start mit unter anderem einem Cup-Ausscheiden gegen den Viertligisten Ulm performte er super, die Eintracht zog ins Halbfinale der Europa League ein, in der Meisterschaft wurde er Siebter. Im Folgejahr schaltete er just Salzburg im Sechnzehntelfinale aus und scheiterte dann an Basel. Platz neun reichte nicht mehr für das internationale Geschäft. In der aktuellen Saison liegt Frankfurt zwei Spieltage vor Schluss noch im Rennen um die Champions League-Plätze, Hütter selbst wird nach der Saison zu Borussia Mönchengladbach wechseln.

 

Peter Zeidler bzw. Thomas Letsch, 2015

Nun versuchten die Verantwortlichen es erstmals mit einer „internen“ Nachbesetzung. Peter Zeidler war zuvor von Herbst 2012 bis Juni 2015 Trainer des FC Liefering. Zeidler selbst war vor diesem Engagement bei Tours in Frankreich Trainer und davor Co-Trainer bei der TSG Hoffenheim, unter Ralf Rangnick. Man kannte sich also. Dem Rauswurf nach nur wenigen Monaten vorangegangen waren mehrere Dinge: Ausscheiden aus der Champions League-Quali gegen Malmö in der dritten Runde, Scheitern im Europa League-Playoff an Dinamo Minsk, ein Negativlauf in der Liga und zum Teil öffentlich ausgetragene Konflikte mit Martin Hinteregger. Letzterer gewann den Machtkampf, nach 18 Ligaspieltagen musste Zeidler gehen, Thomas Letsch übernahm. Zeidler heuerte im August 2016 bei Sion an, im April 2017 wurde er gechasst. Nach einem Engagement bei Sochaux ist er seit Juli 2018 Coach des FC St. Gallen. Der Klub hatte sich erst Ende 2017 komplett neu aufgestellt. Dort hat Zeidler einen langfristigen Vertrag (bis 2025), führte den Klub am 2. Februar 2020 das erste Mal nach acht Jahren wieder auf Platz 1 des Tabelle. Am Ende war man Zweiter, aktuell liegt der Klub auf Rang 8.

Nachfolger bei den Salzburgern war Thomas Letsch, ebenfalls aus dem eigenen Stall. Letsch, wie Zeidler Deutscher, war bereits seit 2012 in Salzburg im Nachwuchs tätig, fungierte unter Roger Schmidt als Co-Trainer und war wie Zeidler vor dem Dasein als Chefcoach Liefering-Trainer. Letsch bekam allerdings nur zwei Spiele Zeit, Red Bull Salzburg zu trainieren und ging dann wieder nach Liefering. Nach einem Kurzzeitengagement bei Erzgebrige Aue (3 Spiele) heuerte er im Februar 2018 als Austria-Trainer an. Über Rang sieben kam er nicht hinaus, durfte die Veilchen aber 2018/19 weiter betreuen. Ein 6:1 beim Skandalderby (die Rapid-Fans wurden von der Polizei stundenlang in der Nähe des Stadions festgehalten) rettet Letsch in die Winterpause, nach dem Ausscheiden im Cup und drei weiteren Ligaspielen im Jahr 2019 musste er gehen. Seit vergangenem Sommer ist er Vitesse Arnheim-Trainer, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2023. Aktuell steht der Klub auf Rang vier, mit einigem Abstand zu AZ und Eindhoven sowie Dominator Ajax Amsterdam.

So erfolgreich wie in Österreich war Oscar Garcia danach nicht mehr.

Oscar Garcia, 2015 bis 2017

Als Zeidler/Letsch-Nachfolger verpflichteten die Bullen schließlich Oscar Garcia. Der Spanier stand von 1990 bis 1999 bei Barcelona unter Vertrag, später noch bei Valencia, Expanyol und Lleida, zudem war er Nachwuchsteamspieler seines Landes. Als Trainer war er ab 2010 für die A-Jugend von Barca aktiv, danach bei Maccabi Tel Aviv, Brighton und wieder Maccabi sowie bei Watford. Garcia gewann das Double und scheiterte wieder einmal in der Champions League-Quali, diesmal an Dinamo Zagreb. Legendär sein Sager danach, dass man auch scheitere weil die zwei Klubs in Salzburg „Liefering A und Liefering B“ wären. Er blieb dennoch. Die Meisterschaft gewannen die Salzburger unter ihm souverän, im Cup-Finale wurde Rapid besiegt. International folgten auf eine Hinrunde in der Europa League drei gute Spiele, aber das Ausscheiden – immerhin besiegten die Salzburger Schalke 04 daheim mit 2:0. Garcia zog weiter zum französischen Traditionsklub AS St. Etienne, musste aber nach 13 Spielen gehen. Selbiges bei Olympiakos Piräus. Von November 2019 bis November 2020 betreute er Celta Vigo. Mit dem spanischen Klub konnte er die Klasse halten, in der aktuellen Saison reichte es aber nur für einen Sieg in neun Saisonspielen – nun ist er ohne Verein.

 

Marco Rose, 2017 bis 2019

Trainer Marco Rose war seit 2013 in Salzburg und hatte 2016/17 die Youth League mit dem Bullennachwuchs gewonnen. Der erste europäische Titel für die Salzburger und, je nach Lesart, auch für Österreich. Die erste Saison war sehr erfolgreich: Zwar verlor man das Cupfinale und scheiterte in der CL-Quali wieder einmal (an Rijeka, wegen der Auswärtstorregel und, so manche Fans, aufgrund einer Schirifehlentscheidung). Die Meisterschaft wurde souverän geholt, die Mannschaft stieg mit europäischen Zaubernächten wie gegen Lazio und gegen Borussia Dortmund bis ins Halbfinale der Europa League vor. Erst in der Verlängerung war gegen Olympique Marseille Schluss. Rose und viele Spieler blieben, das Tor zur Champions League blieb dennoch zu. Nach einem Geisterspiel-Auswärts-0:0 lag man gegen Roter Stern Belgrad zuhause bereits mit 2:0 in Front. Ein Doppelschlag von El Faradou Ben bestätigte aber all jene, die Salzburg schon im CL-Fluch wähnten. In der Europa League ging es wieder ins Achtelfinale, Napoli war dann doch eine Numemr zu groß und zu clever. Rose selbst verließ die Salzburger Richtung Mönchengladbach. Der Erfolg folgte: Die Fohlen wurden Vierter und nahmen in der Folgesaison an der Champions League teil. In der Europa League wiederum gab es in der Saison eine peinliche Hiemniederlage gegen einen furiosen WAC, Istanbul und die Roma setzten sich durch. In der Champions League im Folgejahr lief es viel besser. Zum ersten Mal seit 2016 dabei, zum ersten Mal seit 1977 wieder im Achtelfinale des wichtigsten Teambewerbs auf europäischer Ebene, der damals logischerweise noch anders hieß. Ab Sommer wird Rose Dortmund trainieren. Titel gewann er aber auch keinen.

 

Um zur Ausgangsthese von Alfred Tatar zurückzukommen: Die Garantie, dass man mit einem Bullen-Trainer auch in weiterer Folge Erfolg hat, gibt es nicht. Eines ist aber festzustellen: Seit der Ära Rangnick häufen sich jene Trainer, die bei den weiteren Stationen ihre jeweiligen Klubs deutlich weiterentwickeln können. Der Meistertitel in einer deutlich über Österreich zu stellenden Liga fehlt allerdings noch.

 

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