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Pro Evolution Soccer: Neustart für die virtuelle Admira

FIFA vs. PES – das Derby um den besten virtuellen Kick ist auch heuer hart umkämpft. Wir testen mit und nehmen zuerst den Herausforderer unter die Lupe. Die Analyse einer grauen Maus, die endlich wieder um den Titel mitspielen will. Von Peter K. Wagner

 

Wer schon einmal mit seinem Verein umgezogen ist, kennt das Problem. Das alte Stadion war nicht nur vertraut, sondern trotz seiner schrulligen Bauweise furchtbar schön. Wenn man dann zum ersten Mal in der neuen Arena einkehrt, fühlt sich vieles anders an. Und auch schlechter.


Warten auf den perfekten Moment
So ähnlich geht es heuer auch Fans der Admira unter den Fußballsimulationen – Fans von Pro Evolution Soccer, das seit einigen Jahren im Schatten des Genre-Krösus FIFA steht. Die neue Arena ist bei Konamis digitalem Kick eine neue Engine und eine vollkommen neue Spielmechanik. Wer das Spiel zum ersten Mal in die Plattform seines Vertrauens einlegt, der erwartet zwar Anfangsschwierigkeiten, aber keinen Frust. Irgendwie hat man nämlich schon bei den ersten Ballstafetten zwischen Toni Kroos und Javi Martinez im Bayern-Mittelfeld das Gefühl, dass die beiden Herren zwar so gut aussehen wie nie zuvor, aber auch noch nie so wenig das tun wollten, was man ihnen sagt. Es dauert eben, bis man erkennt, was PES 2014 von seinen Spielern verlangt: Geduld, Vordenken und vor allem: Warten auf den perfekten Moment. Das gilt für jeden Knopfdruck – ob für den Laufpass, das Dribbling, die Flanke, den Torschuss oder endlich auch das Sprinten. Das traditionelle Dauerhalten der Schnelllauftaste legt man nämlich rasch ab, schon bald setzt man die vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten im richtigen Moment ein, vernascht den ersten Gegenspieler – doch da steht Rio Ferdinand wie ein Fels in der Brandung und klärt für Manchester United. Wieder aufbauen, Ball halten, Suchen nach der Lücke. Da startet Müller auf rechts, der Pass in die Tiefe kommt, vor der Linie noch schnell in den Rückraum geflankt, Mandzukic rauscht heran. Zwei Mal Schuss gedrückt, da ist er, der Volley. Doch da ist auch De Gea. Weiter 0:0. Nach der ersten gelungen Aktion wird dem PES-Spieler klar: Hier muss man kreieren, Chancen erarbeiten. Hier wird man belohnt für eine gute Kombination. Das klingt nach richtigem Fußball, nach Realismus und Fußballsimulation. Und das fühlt sich auch so an.

 

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Das Spiel ist dabei grundsätzlich nicht schnell, aber es kann schnell werden. Wenn man etwa die Abwehr hochstehen lässt und die Balleroberung gelingt, fühlt man sich an schönsten Umschaltfußball erinnert. Martinez mit dem Pass über die Abwehr, Ribery startet in den Strafraum, Haken nach innen, Schlenzer ins lange Eck. De Gea? Ohne Chance! 1:0. Das neu programmierte Momentum – Heart-System genannt – ist auf Bayern-Seite und Ribery ist jetzt noch ein bisschen stärker. Aber nur so lange, bis Rafael ihm die Gurke schiebt. Der junge Brasilianer will dann auch noch an Alaba vorbeigehen, es wird gezogen, die Arme werden ausgefahren, doch der Einsatz des zweiten Analogsticks entscheidet diesen Zweikampf für den Österreicher. Die hart umkämpften Duelle im Eins-gegen-Eins sind nur eine von den vielen Animationen, bei denen PES 2014 heuer weltmeisterlich hübsch ist. Und die dazu führen, dass das Spiel auch optisch überzeugt.


Aussetzer und geklonte Hampelmänner
Bei den Spielmodi lebt die Serie auch heuer vom Meister-Liga-Modus, wo man ein Team junger Nobodys langsam mit stärkeren Spielern ergänzen und nach oben führen kann. Und erstmals auch Trainer den gesamten Verein wechseln kann oder eine Nationalmannschaft übernehmen kann. Den Spaß im Vergleich mit dem Computer muss man aber auch finden, weil so toll die neue Engine sich macht, so schnell verliert sie ihren Glanz. Zum Beispiel, wenn man bemerkt, dass die Ladezeiten lang sind und nach einem Stangenschuss während des Spiel plötzlich der virtuelle Kick kurz aussetzt. Das ist offline ärgerlich und wird online zum Problem. Dort sind es nicht nur kurze Aussetzer, sondern dauerhafte, die – zumindest beim Test auf der Playstation 3 – zur Unspielbarkeit führen. Auch sonst ist die Admira unter den Fußballsimulationen noch nicht auf allen Ebenen bereit für den Titel. Bei den Lizenzen wandelt Pro Evo weiterhin zwischen komplett (spanische oder italienische Liga), unvollständig (die österreichischen Teams fehlen trotz den offiziellen Lizenzen für Champions und Europa League) und unnötig (selbst das Kommentatoren-Paar Wolf-Christoph Fuß und Hansi Küpper macht sich über die asiatische Champions League lustig). Die Stadionatmosphäre kennt zwar mittlerweile mehr als einen Fangesang und endlich animierte Fans, doch die sehen leider aus wie geklonte Hampelmänner auf LSD. Dazu dürften die Spielstärken einiger Spieler bei Konami gewürfelt worden sein, die KI interessiert sich in der Defensive teilweise wenig für den Ball und Torhüter wehren Schüsse gefühlt zu oft ins eigene Tor ab.


Wenn der Lieblingsverein in die neue Arena zieht, fehlt es oft noch an Kleinigkeiten, der Saisonstart verlangt aber schon ein Einziehen. Bei PES 2014 war das in diesem Herbst auch der Fall. Der geneigte Passivfußballer hat jetzt ein Jahr Zeit, sich mit der neuen Fußballarena anzufreunden, wahrscheinlich wird er sie im nächsten Herbst lieben lernen.

 

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