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FIFA 14: Das Pep-Problem

In der Vorwoche haben wir den Herausforderer getestet, jetzt ist der Genre-Krösus an der Reihe: FIFA 14 kämpft heuer gegen PES 2014 um die Gunst der Passivkicker vor den Bildschirmen. Und hat es besonders schwer. Von Peter K. Wagner .

 

Pep Guardiola konnte einem irgendwie Leid tun. Als der spanische Startrainer im Sommer in München ankam, übernahm er eine Mannschaft, die alles gewonnen hatte, was es zu gewinnen gab. Nicht wenige Experten stellten die Frage: Wie kann er die Bayern noch besser machen?


„Hin zum Ball!"
Das Pep-Problem hat Electronic Arts seit einigen Jahren. Heuer lautete die konkrete Fragestellung: Wie bringt man Menschen dazu, FIFA 13, das meistverkaufte Spiel des vergangenen Jahres, im Regal verstauben zu lassen? Mit „Precision Movement" zum Beispiel. Die offensichtlichste Neuerung von FIFA 14 wird einem schon bei der dritten Ballberührung bewusst. Denn als Jonathan Soriano nach dem Anstoß zurück auf Kevin Kampl passt und der das Spiel auf Marco Meilinger verlagern will, spritzt plötzlich Guido Burgstaller dazwischen.

 

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„Hin zum Ball!", hat der Jugendtrainer in der U10 schon gefordert, wenn der Pass unterwegs war und man nicht entgegen ging. Vorbei die Zeiten, in denen der Ball an den virtuellen Kickern klebte. Keine Angst, als Martin Hinteregger den Ball von Terence Boyd wieder zurückerkämpft – Ablaufen ist das Zauberwort –, geschieht die Ballführung dann schon automatisch. Auch Andreas Ulmer vergisst das Leder auf dem Weg der linken Flanke entlang ebenso wenig wie Sadio Mane, der genau richtig gestartet ist und nicht im Abseits steht. Dass er sich an Christopher Trimmel festläuft, kann passieren. Dass die Grätsche von Stefan Ilsanker gegen den Rapid-Außenverteidiger zu einem Freistoß führt sowieso. Immerhin müssen auch Grätschen perfekter getimt sein als je zuvor. Und wenn ein Ball nach einen Kopfballduell im freien Raum aufkommt, muss man schneller als der Kontrahent die richtige Laufbahn einschlagen. Das führt nur anfangs zu ärgerlichen Situationen, in denen man am Leder vorbeiläuft und Steffen Hofmann alleine vor seinem Torhüter stehen sieht. Schon nach dem ersten Verlusttreffer erkennt man nämlich, dass FIFA 14 durch dieses neue Feature einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht hat.


Ping-Pong und Fallrückzieher
Die Spielmechanik ist ohnehin wie schon im Vorjahr weltmeisterlich. Flotte Kombinationen, bewegliche Mitspieler, Flankenbälle, die genau auf dem Kopf des Stürmers landen. Das ist flüssiger Fußball, den man hier simulieren kann. Doch so viel FIFA auch in diesem Jahr Spaß macht – kleine Makel sind noch immer da. Vor allem Partien gegen Freunde oder andere Online-Spieler arten im Mittelfeld gerne weiterhin zu Ping-Pong-Duellen aus. Die Entwickler haben das Tempo nicht zuletzt durch die Option des besseren Ballabdeckens („Protect the Ball") etwas rausgenommen, so richtig funktioniert das in der Praxis aber noch nicht. Das führt nach einigen Spielen dazu, dass man sich noch weniger Tempo wünscht. Zwar ist theoretisch so ziemlich jeder Torerfolg vom Distanzschuss bis zum Fallrückzieher möglich, wenn es aber knapp wird, setzt man auf bewährte Mittel. Die einen an ein altes FIFA-Problem denken lassen: Immer wiederkehrende Tore.

 

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Im konkreten Fall sind es die hohen Laufpässe durch die Mitte mit anschließendem Eins-gegen-Eins-Duell mit dem Torhüter oder der Doppelpass mit dem Flügelspieler, die immer perfekt starten und fast zu einfach die Flanke in den Strafraum bringen. Obligatorisches Kopfballtor inklusive. Neben kleinen, traditionellen FIFA-Schwächen freut man sich aber auch über weitere, traditionelle FIFA-Stärken: Mehr als 33 Ligen, 600 Vereine und 16.000 Spieler umfasst das umfangreiche Lizenzpaket – auch die österreichische Liga ist wie schon in den vergangenen Jahren voll lizenziert. Wer fantechnisch also in der Bundesliga daheim ist, kann sich mit seinem Lieblingsteam in einem der vielen, langfristig motivierenden Spielmodi mit anderen Teams messen. Herzstück von FIFA ist dabei auch heuer der Online-Modus. Bei den Saisonen kann man dabei erstmals nicht nur allein, sondern auch im Duell „2 gegen 2" zusammen mit einem Freund, um den Aufstieg von Liga 10 bis in die höchste Spieklasse kämpfen.


Pep Guardiola hat in den vergangenen Wochen gezeigt, dass die Bayern noch variabler und besser sein können als im Vorjahr. Auch FIFA 14 beweist, dass es mehr kann als FIFA 13. Und es soll sogar noch mehr sein, wenn das Spiel Ende November für die Next-Generation-Konsolen Playstation 4 und Xbox One erscheint. Die neue Ignite-Engine verspricht weitere Neuerungen und einen deutliche grafische Verbesserung. Spätestens dann sind wohl auch die letzten Zweifler überzeugt. Und FIFA 13 wird endgültig zum Staubfänger.

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