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Raffael Behounek: "Wollte im Sommer eigentlich den Verein verlassen“

Wacker Innsbruck bezeichnet er als "maroden Scheinverein", bei der WSG möchte er sich nicht querstellen. Raffael Behounek war Gast im Sky Sport Austria Podcast "DAB | Der Audiobeweis".

Raffael Behounek (WSG Tirol):

…über den 2:1-Auswärtssieg in Ried: „Erstens sehe ich diesen Sieg nicht als so glücklich. In der Nachbetrachtung sehe ich es nicht so, dass die SV Ried Chance um Chance gehabt hat. Nach dem 1:0 hatten sie eine ganz gute Phase, wo Weberbauer dann das 2:0 machen muss und Oswald überragend hält. Sonst hatten sie minimal mehr den Ball, aber es war nicht wirklich zwingend. Wir waren an dem Tag offensiv nicht vorhanden, haben dann aber das Geschenk der Rieder angenommen. Das 2:1 war auch sehr schön herausgespielt und dementsprechend war es ein enorm wichtiger Sieg. Wir sind jetzt das zweite Mal nach einem 0:1 zurückgekommen und haben das Spiel gedreht. In Ried zu bestehen und zu gewinnen, ist immer schwer. Am Ende des Tages tut der Sieg der Mannschaft und dem Verein gut. War enorm wichtig.“

…Fazit nach den ersten fünf Runden: „Ich bin kein großer Fan davon zu sagen, was wäre, wenn. Das kann nämlich jede Mannschaft machen. Ried wird nach der Partie wahrscheinlich gesagt haben, da hätten wir 3 Punkte mitnehmen können oder müssen. Nach dem 2:2 gegen Klagenfurt dachten wir uns, da haben wir 2 Punkte verloren. Nach dem Spiel gegen Lustenau und bei allem Respekt vor Lustenau, wenn wir das Spiel zehnmal spielen, dann gewinnen wir es neunmal. Es sind definitiv Punkte, die wir liegen gelassen haben, allerdings gewinnt man danach Spiele, mit denen man vielleicht nicht gerechnet hat. Hartberg ist immer unangenehm. Dann gewinnst du auch 2:1 auswärts in Ried. Da gibt es Mannschaften mit mehr Budget, die sich traditionell schwerer gegen sie tun. Dennoch bin ich der Meinung, dass habe ich auch nach dem Spiel gegen Lustenau gesagt, diese Niederlage war absolut unnötig. Wenn man so viel Chancen liegen lässt, die Gegentore waren auch viel zu billig und dann gewinnt Lustenau das Spiel 2:1. Im Endeffekt wissen sie bis heute nicht, wie sie das Spiel gewonnen haben. Natürlich bin ich absolut überzeugt, dass die nächsten Spiele gegen den WAC und Salzburg definitiv schwerer werden. Allerdings sehe ich uns mit dem WAC gleich. Wenn man sich die direkten Duelle anschaut, dann waren wir eigentlich immer besser. Sie sind uns immer ganz gut gelegen. Gegen Salzburg brauchen wir nicht viel darüber zu reden. Im Großen und Ganzen ist der Start okay, nicht mehr und nicht weniger. Wir dürfen trotzdem nicht vergessen, dass wir die WSG Tirol sind. Wir haben mit Abstand das geringste Budget. Wir sind auf andere Vereine angewiesen. Aber wenn man alle Faktoren zusammenzählt, dann ist es ein Saisonstart, mit dem man leben kann, und vor allem leben muss.“

…über das Ziel Klassenerhalt: „Ich kenne unser Budget, aber ich kenne auch das ein oder andere Budget der anderen Mannschaften in der Liga, da liegen Welten dazwischen. In erster Linie ist für Wattens und in Wattens der Klassenerhalt wichtig. Im allerersten Bundesligajahr ist Wattens abgestiegen, daraus hat der Verein definitiv seine Lehren gezogen. Dementsprechend hat das zweite Bundesligajahr ganz anders ausgeschaut und, dass es dann im oberen Playoff geendet hat, hätte sich keiner vor der Saison denken können. Letztes Jahr haben wir es gefühlt noch einmal getoppt mit den zwei Spielen gegen Rapid. Ich der Meinung, wenn es in Österreich aus welchen Gründen auch immer die Auswärtstorregel in diesen zwei Spielen nicht gegeben hätte, dann wäre diese Begegnung auf jeden Fall spannender geworden. Das ist aber schlussendlich die Bundesliga, die da vielleicht 5 Jahre hinterherhinkt. Dieses Jahr ist ganz klar das Ziel der Klassenerhalt. Wenn es sich dann in eine andere Richtung entwickelt, wie in den letzten 2 Jahren, dann bin ich der letzte der sagt, eigentlich möchte ich nur 11. werden und gut ist. Gleichzeitig ist es auch das Ziel, wie der WAC, kontinuierlich gut zu arbeiten. Der Verein hat es geschafft, ein sicherer Meistergruppenverein zu werden. Sie spielen international und haben auch internationale Erfolge eingefahren. In der Form ist es bei Wattens nicht möglich, weil da stehen einfach viele im Weg. Von Politik und so weiter. Trotz allem sollten wir uns schon noch weiterentwickeln.“

…über das Interesse des WAC & seine Wechselabsichten im Sommer: „Es hat schon Gespräche gegeben, aber es ist schon so, dass die WSG gewisse Vorstellungen bezüglich der Ablöse hat. Da muss man dann auch fairerweise dazu sagen, dass das für einen Verein, wie dem WAC, nicht leistbar ist. Ich bin recht offen und recht ehrlich, ich wollte den Sommer den Verein schon ganz klar verlassen. Nicht weil ich den Verein schrecklich finde oder den Trainer irgendwie scheiße, sondern weil ich für mich den nächsten Schritt machen wollte und machen möchte. Zu einem Transfer gehören aber immer mehrere Parteien als nur der Spieler. Von dem her bin ich im Endeffekt auch auf die WSG angewiesen, dass man da einen vernünftigen Weg findet. Den hat man im Sommer nicht gefunden. Ich habe einen Vertrag aber eben unterschrieben und dementsprechend werde ich mich da jetzt nicht querstellen. Da werde ich nicht am 31.8. sagen, dass ich mich nicht ganz wohlfühle. Das hat es ja letzte Saison auch bei Vereinen gegeben und das finde ich letztklassig. Ich habe dem Verein sehr viel zu verdanken. Ich konnte mich in der Bundesliga etablieren und bin interessant für andere Vereine.“

…über den nächsten geplanten Karriereschritt: „Ich wollte im Sommer eigentlich den Verein verlassen, das hat sich dann aus verschiedenen Gründen nicht ergeben. Ob das jetzt meine letzte Saison ist oder nicht, möchte ich nicht sagen, weil es dem Verein nicht fair gegenüber ist. Noch kann ich nicht wissen, was dann schlussendlich im Sommer ist. Im Großen und Ganzen kann ich aber schon offen sagen, dass ich nach der Saison einen weiteren Schritt in meiner Karriere setzen möchte.“

…über die finanzielle Komponente bei der nächsten Unterschrift: „Es geht im nächsten Schritt nicht darum, dass ich Millionen verdiene, aber es geht darum, dass es sportlich und finanziell einfach passt. Die finanzielle Komponente, auch wenn oft viele sagen, dass es nicht darum geht – Ja, wenn ich 2 Mio. im Jahr verdiene, dann würde ich diese Meinung auch irgendwann mal vertreten. Wir verdienen in Österreich keine Millionen. Keine Ahnung, ob das bei Salzburg möglich ist, vermutlich schon. Sonst ist es aber bei keinem anderen Verein möglich und deswegen ist einfach die finanzielle Komponente bei der nächsten Unterschrift nicht unwesentlich. Aber natürlich muss man auch wissen, was man wo hat und das auch immer wertschätzen.“

…über seine ersten Erfahrungen in der Bundesliga: „In meiner Jugend war ich eigentlich immer Offensivspieler und irgendwann habe ich mal gemerkt, mit dem Tempo wird es nicht ganz reichen für die Offensive. Dann habe ich beschlossen, dass ich mal eine Position nach hinten wandere. Irgendwann mal war ich dann Rechtsverteidiger. Beim SV Mattersburg habe ich dann bei den Vertragsverhandlungen gesagt, ich würde gerne Innenverteidiger spielen. Es ist dann vielleicht sinnbildlich für diesen Verein, dass die Verantwortlichen dem gleich zugestimmt haben. Ob sie gewusst haben, dass ich bis dahin noch nie Innenverteidiger war, weiß ich nicht. Das spricht dann wieder für einen eher desolat geführten Verein. Die ersten Spiele waren dann gegen Salzburg, Austria und WAC. Das war halt ein Brett für einen Spieler, der noch nie Bundesliga gespielt hat. Aus irgendwelchem Grund auch immer hat dann Franz Ponweiser weder mit mir noch gesprochen, noch hat er sich bei meinem Berater gemeldet. Da habe ich dann schon gewusst, dass irgendwas ist.“

…über seine Zeit bei Wacker Innsbruck: „Dass es nach einem halben Jahr geendet ist, habe ich im Moment nicht verstanden. Das haben die wenigsten verstanden. Im Nachhinein betrachtet war es aber mein großes Glück, denn ich war weg von einem maroden Scheinverein, der nie Geld gehabt hat und hatte die Möglichkeit beim WSG unter Trainer Silberberger Bundesliga zu spielen. Die Chance habe ich dann auch genutzt. Das ist schon gut, wie schlussendlich alles gekommen ist.“

…über das Verhältnis zwischen Trainer Thomas Silberberger und Sportdirektor Stefan Köck: „Natürlich ist es logisch, dass da nicht immer alles gut laufen kann. Es würde mich viel mehr beunruhigen, wenn sie sich die ganze Zeit gegenseitig sagen würden, wie toll sie sind. Dann wäre die Arbeit äußerst unproduktiv. Natürlich nimmt man es mit als Spieler, wenn der Trainer und der Sportdirektor andere Ansichten haben. Ich habe auch oft andere Ansichten als der Trainer oder als der Sportdirektor. Ich stelle mich dann aber nicht zum Interview hin und beschuldige den Sportdirektor oder den Trainer. Dass Meinungen zwischen dem Sportdirektor und dem Trainer auseinandergehen, finde ich eigentlich sehr gut. Nur wenn ich andere Meinungen zulasse, kann ich irgendwann meinen Horizont erweitern. Von dem her war es nie ein großes Thema in der Mannschaft. Man bekommt es mit, aber es ist nichts, was uns Spieler eigentlich angeht. Wenn die beiden was zu besprechen haben, dann sollen sie es tun.“

…über Trainer Thomas Silberberger: „Es ist seine 10. Saison bei der WSG, also 10 Jahre bei einem Verein, ich weiß nicht, wo es das in Europa in dieser Form noch gibt. Dafür muss man schon was können. Für mich ist der Trainer optimal. Nicht nur, weil er mir die Möglichkeit gegeben hat Bundesliga zu spielen und an mich geglaubt hat, sondern weil ich kann dem Trainer meine Meinung sagen und wir können darüber reden. Ich habe auch andere Trainer erlebt, die so etwas totschweigen. In Wattens kann man sich die Meinungen noch offen sagen. Ein Diskurs wird zugelassen. Ich mag die Arbeit mit dem Trainer sehr. Mittlerweile sollte auch jedem letzten Fußballfan in Österreich bewusst sein, dass der Trainer Silberberger irgendwas am Schirm haben muss, weil sonst wirst du mit einem Verein wie Wattens nicht einmal Sechster oder Siebenter.“

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