Sarah Zadrazil: "Das ist enorm, was sich in den letzten Jahren getan hat"
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Sarah Zadrazil: "Das ist enorm, was sich in den letzten Jahren getan hat"

In der Live-Schalte bei "Die Abstauber" erzählte Sarah Zadrazil von den FC Bayern München Frauen über ihre Zeit in den USA, die Entwicklungen im Frauenfußball und die kommende Europameisterschaft.

Wir haben vor relativ vielen Zuschauern in der Allianz-Arena spielen dürfen. Das Camp Nou war jetzt auch zwei Mal ausverkauft.

Sarah Zadrazil

Ich hoffe, dass wir jetzt die Vorbildsfunktion übernehmen und für junge Mädels Vorbilder werden. So will ich auch auf dem Platz stehen.

Sarah Zadrazil

Sarah Zadrazil (FC Bayern München) bei „Die Abstauber“:
…über die WM-Qualifikation und das Playoff: „Es war wichtig für uns die drei Punkte gegen Nordirland zu holen. Jetzt haben wir den zweiten Platz gefestigt und unser Ziel ist es zur WM zu fahren. Das wäre ein Highlight für alle hier. Jetzt müssen wir noch unsere Hausaufgaben machen, dann schaut es gut aus.“

…über ihre Karrierehighlights: „Die Europameisterschaft ist schon eine Riesenbühne. Bei der Weltmeisterschaft ist das noch einmal größer. Das wäre ein echtes Highlight. Aber als europäische Mannschaft ist das sehr schwer dort dabei zu sein, weil die Qualität sehr hoch ist. Wir sind aber auf einen guten Weg.“

…über ihren Karriereweg und Ausbildung in den USA: „Frauenfußball ist in Amerika ein ganz anderes Thema. Das hat mich früher schon sehr fasziniert. Dann kam die Anfrage, ob ich Lust hätte. Ich habe mir einfach gedacht „Warum nicht?“. Ich bin dann mit meinem Papa rübergeflogen und wir haben uns das angesehen. Das ist eine ganz andere Welt. Das College-Leben war nicht nur sportlich, sondern auch privat sehr cool. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrungen, die ich dort gemacht habe.“

…über das Training in den USA: „Es ist sehr stressig. Man muss viel trainieren und geht gleichzeitig auf die Uni. Man muss sich das wie eine kleine Stadt vorstellen. Jeder kennt jeden und es gibt verschiedene Sportarten. Es ist groß aufgezogen. Es war dieser College-Lifestyle durch und durch. Fußball ist dort der Frauensport. Jedes Mädel spielt dort Fußball. Das ist schon cool, dass ich das erleben durfte.“

…über die Möglichkeit einer Profi-Karriere in den USA: „Ich war tatsächlich bei der Vorbereitung bei den Portland Thorns und das war eine richtig coole Erfahrung. Die Qualität war dort sehr hoch. Mit Hinblick auf die Europameisterschaft wollte ich wohin wechseln, wo ich viel Spielzeit bekomme. Dann hat sich das mit Turbine Potsdam ergeben. Zu dem Zeitpunkt war es für mich der richtige Schritt. Professioneller Fußball in den USA habe ich ein wenig miterleben dürfen und ist auf jeden Fall empfehlenswert.“

…zum Niveauvergleich zwischen US- und europäischen Frauenfußball: „Im Sommer haben wir mit dem Verein die Gelegenheit gehabt nach Louisville zu fliegen und haben dort gegen eine NWSL-Mannschaft (National Women’s Soccer League, Anm.) gespielt. Wir waren spielerisch schon überlegen, haben aber im Vorbereitungsspiel 2:2 gespielt. Das hat gezeigt, dass in Europa das Niveau mindestens genauso gut ist wie dort in der Profiliga. Das Nationalteam ist ein anderes Thema. Dort hat die USA eine enorme Breite und einen Riesenkader mit Auswahlmöglichkeiten. Das wird spannend bei der nächsten Weltmeisterschaft. Hoffentlich sind wir dabei und können einmal gegen die USA spielen.“

…über die positive Entwicklung der Zuschauerzahlen im Frauenfußball: „Das ist enorm, was sich in den letzten Jahren getan hat. Die Champions-League zeigt es wieder dieses Jahr. Wir haben vor relativ vielen Zuschauern in der Allianz-Arena spielen dürfen. Das Camp Nou war jetzt auch zwei Mal ausverkauft. Die anderen Vereine spielen auch in den großen Stadien. Es ist cool zu sehen, wo der Frauenfußball hingeht. Die Entwicklung ist noch nicht vorbei. Es ist super, dass ich ein Teil davon sein kann und miterlebe.“

…zur Zuschauerfrage, ob ihr Oliver Kahn schon auf die Beine gesehen hat: „Oliver Kahn und Julian Nagelsmann waren schon im Stadion. Julian Nagelsmann ist auch am Campus ab und zu vertreten und war schon bei unserem Training. Wir haben die Wertschätzung im Verein. Auch, dass wir in der Allianz-Arena spielen durften, war auch eine Wertschätzung.“

…zum Thema „equal pay“: „Natürlich ist das intern ein Thema, aber ich sehe das kritisch. Ich kann nicht davon ausgehen, dass ich gleich viel verdiene, wie die Männer im Fußball. Frauenfußball bringt viel weniger ein. Für mich wäre der nächste wichtige Schritt, dass die Strukturen im Frauenfußball verändert werden. Wir sind bei Bayern super aufgestellt, aber es gibt viele Vereine in der deutschen Bundesliga und Österreich, wo es nicht so ist. Da wäre der nächste Schritt zur Verbesserung wichtig. Da rede ich nicht von Gehältern, sondern von Trainingsplätzen, Facilities generell und Stadien. Das ist mir wichtiger als das „equal pay“-Thema.“

…zur Entwicklung im Frauenfußball: „Ich würde mir wünschen, dass der Frauenfußball als eigener Sport angesehen wird. Ich glaube, dass da noch sehr viel Potenzial ist und wir auf einem super Weg sind. Man kann das nicht ständig mit den Männern vergleichen. Man sieht, wie der Frauenfußball präsentiert wird. Die Übertragungen und Stadien sind besser. Nur so kann man die Menschen mit dem Frauenfußball begeistern.“

…zur Zuschauerfrage, was sich das Männernationalteam von den Frauen abschauen kann: „Frauenfußball ist ein ehrlicher Sport und wir spielen, weil wir Spaß haben. Wir sind auch sehr fair, wenn ich das mit den Männern vergleiche. Deswegen sind auch viele begeistert, über die Art und Weise wie wir spielen.“

…über das DFB-Pokal Halbfinale gegen Wolfsburg: „Wenn man am Platz steht und 6:0 verliert tut das sehr weh, wenn es um den Meistertitel geht. Die Mannschaft ist topmotiviert und es sind alle wieder fit. Von dem her wird es ein spannendes Halbfinale. Wolfsburg ist eine starke Mannschaft. Ich freue mich auf eine gute Partie. Hoffentlich sind wir dann im Finale. Wolfsburg hat die letzten Jahre den Pokal geholt und jetzt wird es Zeit, dass es Bayern München macht.“

…über ihre Gedanken zum Eröffnungsspiel der Europameisterschaft im Old Trafford gegen England: „Reine Vorfreude! Ich glaube, sowas werden wir so schnell nicht mehr erleben. Das wird ein Highlight in der Karriere von uns allen. Wir freuen uns drauf. Jetzt gilt noch der Fokus der WM-Qualifikation. Dann haben wir noch hoffentlich eine gute Vorbereitung. Dann wird es ein unglaubliches Gefühl, dort die Hymne zu singen und vor ausverkauftem Haus zeigen, was in uns steckt.“

…zu den EM-Endrunden Gegnern England, Norwegen und Nordirland: „Bei Europameisterschaften sind nur Topnationen dabei. Nordirland ist der schwächste Gegner in unserer Gruppe. Aber mit Norwegen und England sind zwei Topnationen dabei. Mit uns ist aber auch zu rechnen. Wir haben uns in den letzten Jahren gut entwickelt und in der Qualifikation gezeigt, dass wir gut mit England mithalten können. Ich freue mich mit diesem Team Österreich zu vertreten. Hoffentlich können wir ähnliches wie 2017 schaffen.“

…über Idole im Frauenfußball: „Im Frauenfußball hatten wir früher nicht so die Vorbilder. Mein Vorbild Nummer Eins war mein älterer Bruder. Ich wollte immer so sein wie er. So wie er ist, ist er heute noch ein Vorbild. Fußballerisch habe ich als Kind immer zu Männern aufgesehen. Ich hoffe, dass wir jetzt die Vorbildsfunktion übernehmen und für junge Mädels Vorbilder werden. So will ich auch auf dem Platz stehen und beweisen, dass man auch in der Allianz-Arena und Old Trafford spielen kann.“

…über den politischen und gesellschaftlichen Einfluss von Megan Rapinoe: „Sie ist eine extrem starke Frau. Frauenfußball ist riesig in den USA und bietet eine super Plattform, die diese Sportlerinnen auch genutzt haben. Auch wir haben die Plattform Dinge und die Rolle der Frau zu verändern. Ich versuche es bestmöglichst umzusetzen Vorbild zu sein. Ich versuche auch auf meinen Social-Media-Kanälen Einblicke zu geben, wie es ist Profifußballerin zu sein und dass es möglich ist in diese Rollen zu schlüpfen, die bis jetzt nur den Männern zugestanden sind.“

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