
Georg Teigl: "Unsere Medienlandschaft hat versagt"
Der Außenverteidiger der Wiener Austria war zu Gast bei der Sky-Sendung "Talk&Tore" und sprach über sein Comeback sowie die Enwtwicklung des Vereines.
Ich bin trotzdem dankbar für diese Zeit, aber es war die Hölle. Ich bin in einer Stadt gesessen, wo ich nicht mehr genau gewusst habe, was ich tue
Georg Teigl (FK Austria Wien):
...über die Arbeit an seinem Comeback: „Der Verlauf sieht positiv aus. Ich sehe, dass ich jeden Tag einen Schritt mehr machen kann, konnte auch schon die ersten Schritte am Laufband laufen und ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lange dauert.“
...über ein mögliches Comeback in dieser Saison: „Das wäre mein großes Ziel, aber ich muss auf die Ärzte hören. Eine Kopfverletzung ist ein ganz anderes Milieu. Bei den Beinen darf es ein bisschen zwicken, aber beim Kopf ist es etwas anderes.“
...über seine Zeit auf der Tribüne: „Ich versuche präsent in der Kabine zu sein und die Mitspieler schätzen mich für meine erfrischende, positive Art und die versuche ich hineinzubringen und den Spielern zu zeigen, es geht immer weiter und man kann alles gemeinsam schaffen.“
...über die Entwicklungen beim Verein: „Es hat sich einiges getan, seitdem Orti (Manuel Ortlechner, Anm.) da ist, nicht nur durch ihn aber auch durch andere Leute. Sie stehen mir zur Seite, wie ich es mir lange gewünscht habe von einem Verein. Das ist sehr besonders und ich schätze es auch sehr. Beweisen muss man sich immer, aber es ist etwas anderes, wenn jemand neben dir steht und dir vertraut und seine Zukunft mit dir sieht. Das ist unglaublich geil und ich habe Riesenspaß an dem Job. Es ist eine neue Rolle, die ich habe, mit den jungen Verrückten in der Kabine, die ein bisschen lauter sind, als wir es früher waren. Ich hoffe, noch viele Jahre bei der Austria zu bleiben.“
...über den Weg der ‚jungen Wilden‘ bei Austria Wien: „Man kann junge Spieler, die seit klein auf bei der Mannschaft sind, den Fans super transportieren. Das verbindet emotional. Sie tragen es super nach außen und man verzeiht jungen Spielern leichter einen Fehler. Ich habe das Gefühl, dass die Jungs mit uns ihren Traum leben dürfen und die Fans lieben das. Die Fans lieben nichts mehr, als ihre ‚kleinen Veilchen‘ von unten nach oben groß werden zu sehen und vor ihnen ein Tor schießen zu sehen.“
...über die jungen Spieler bei FK Austria Wien und die Rolle der älteren Spieler: „Vorzuleben, was es heißt, Profi zu werden und zu bleiben. Wenn du eine gute Anlage und Talent hast, schaffst du es schnell einmal hinauf, aber die Kunst ist es, oben zu bleiben. Die Jungen müssen bestätigen, dass sie dort sind, wo sie sind. Ich werde meinen Platz niemals einem Jungen räumen. Schenken werden wir (die Älteren, Anm.) ihnen nichts, aber wir werden ihnen immer zur Seite stehen. Ich hatte immer ältere Spieler in der Mannschaft, die mich zur Seite genommen haben und mir etwas erklärt haben. Erfahrung kann man sich nicht kaufen, das muss man leben. Ich gehe jeden Tag durch die Kabine mit meinem blauen Turnsackerl in den Kraftraum und rolle eine halbe Stunde, damit ich meine Muskeln in Einklang bringe und ich hoffe, dass sich der eine oder andere auch ein Turnsackerl zulegt und es mir gleichmacht.“
...über seine Verletzung und die Hilfe durch Christopher Wernitznig und Luka Lochoshvili: „Ich weiß nach wie vor nicht, was passiert ist. Ich kenne es nur von Bildern, aber die habe ich ganz wenig geschaut. Wie viele Nachrichten ich bekommen habe, war überwältigend und hat mir viel Kraft gegeben und die Ärzte haben mir gesagt, ich hatte Glück und dass es weit schlimmer hätte sein können. Das erdet noch mehr und ich kann sagen, mir geht es gut und ich muss nicht wochenlang im AKH liegen. Die Schwestern dort sind unglaublich, wie sie den Job machen, aber es gibt nichts Schlimmeres als krank zu sein und ich bin froh wieder dort weg zu sein. Ich habe eine unglaublich starke Frau an meiner Seite und sie hat mir unglaublich viel Kraft gegeben und ich habe kennengelernt, mehr Zeit zu haben für entspanntere Dinge. Wenn das an einer Eckfahne passiert, kann es auch sein, dass das ein paar Minuten dauert und keiner bekommt das so richtig mit.“
...über den Kontakt zu Christopher Wernitznig und Luka Lochoshvili nach ihrer Hilfe: „Ich habe ihnen per WhatsApp geschrieben und mich gleich bedankt für das Ausklammern des Wettkampfes, dass es nicht um Punkte geht, sondern um jemand anderen, dem es nicht gutgeht. Ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte in so einer Situation. Ich habe sie im Hotel vor dem nächsten Spiel drei Wochen später gesehen und mich persönlich bedankt und meine Mama war auch da und wollte sich bedanken und ihnen Glücksbringer geben.“
...über die Situation für Yusuf Demir: „Er ist ein junger Spieler, der Riesentalent hat. Ich finde es unmöglich, was von den Medien auf ihn projiziert wurde. Es ging bei Barcelona nicht auf, weil es unglaublich schwierig ist, dort einen Vertrag zu bekommen. Man muss sagen, dass unsere Medienlandschaft versagt hat.“
...über seine Zeit in Deutschland: „In Deutschland war alles um einiges kälter. Dort hast du ein, zwei Chancen und dann performst du nicht so, wie sie das wollen und es geht um den respektvollen Umgang miteinander. Ich bin trotzdem dankbar für diese Zeit, aber es war die Hölle. Ich bin in einer Stadt gesessen, wo ich nicht mehr genau gewusst habe, was ich tue. Wenn dir die Säule Fußball wegbricht, wo du dich verwirklichen kannst und spürst, dass du nicht wertgeschätzt wirst, dann macht mich das kaputt und das würde jedem Menschen genauso gehen. Es war keine leichte Zeit, aber ich habe mich besser kennengelernt und wusste, dass ich mich trotzdem nicht hängen lasse.“
...über seine Frau als Business-Frau mit ihrem eigenen Unternehmen und seine Mitarbeit: „Sie ist ein ‚Doer‘ und ich bin eher ein ‚Thinker‘. Sie ist eine riesige Bereicherung für mein Leben und sie berührt die Leute mit dem, was sie tut. Momentan ist es auch sehr spannend, mehr dabei zu sein und involviert zu sein mit den Angestellten. Ich bin der Co-trainer und sie ist der Trainer. Sie hat ihr eigenes Geld verdient. Ich bin unglaublich stolz, sie an meiner Seite zu haben.“