Christopher Dibon: "Entweder bin ich bei Rapid oder ich spiele nicht mehr Fußball"
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Christopher Dibon: "Entweder bin ich bei Rapid oder ich spiele nicht mehr Fußball"

Der Verteidiger vom SK Rapid Wien war zu Gast bei der Sky-Sendung "Talk&Tore" und sprach über sein Comeback sowie die ganzen jungen Spieler.

Der Fokus ist jetzt aber ganz klar beim Fußballspielen und das soll auch so bleiben

Dibon über seine Zukunft

Christopher Dibon (SK Rapid Wien):
...über sein Comeback im gestrigen Spiel: „Es war ein ganz besonderer Abend und wunderschön, dass es mit einem Sieg geendet hat. Nach dem Spiel war ich emotional und körperlich leer und heute in der Früh war es ein großes Fragezeichen, wie ich aus dem Bett komme, aber mir geht es gut und ich bin glücklich. Ich habe es genossen, nach dem Spiel heil draußen zu sitzen, nach einem Sieg, wo ich mit dabei war. Ich denke von Tag zu Tag und genieße jeden Tag, wo ich am Platz stehe. Es ist eine Last hinuntergefallen nach dem gestrigen Spiel.“

...über den Stellenwert des gestrigen Sieges gegen WAC: „Einen brutal hohen Stellenwert, speziell für mich. Ich habe fast zwei Jahre an meinem Comeback gearbeitet und mit all unseren Ausfällen habe ich zu den Jungs gesagt, dass das die Mannschaft ausmacht und zeigt, was für ein Charakter in uns steckt, wenn die jungen Spieler reinkommen und die Entscheidung mit ihren Toren machen.“

...über die Ausgangslage ‚mit dem Rücken zur Wand‘ vor dem gestrigen Spiel: „In der Mannschaft war es gar kein Thema, wir haben gesagt: ‚Jetzt erst recht!‘. Wir wussten, es kommen 20.000 Leute ins Stadion und wir wollten bis zur letzten Minute fighten und das hat dann 96 Minuten gedauert. Der WAC ist eine ausgefuchste Mannschaft mit guten Spielern und wir wussten, dass es ein brutal enges Spiel wird. Wie jeder einzelne, der am Platz stand, gefightet hat, war der Sieg verdient.“

...über die jungen Spieler bei SK Rapid Wien: „Ich kenne die Jungs von den letzten Wochen irrsinnig gut und sie waren viele Trainings dabei. Man weiß nie genau, wo die Jungs stehen. Berni (Bernhard Zimmermann, Anm.) weiß zu hundert Prozent, was er kann und hat das Herz am richtigen Fleck. Es kommt nicht von irgendwo her, dass er belohnt wird mit Toren. Das ist harte Arbeit und das macht er Tag für Tag. Und es kommen viele Junge nach. Entscheidend ist, wie gehen sie damit um. Ich kenne viele junge Spieler, die sagen: ‚Okay, ich habe das jetzt geschafft‘ und dann sackt es ab. Es sind die älteren Spieler dafür zuständig, dass der Konkurrenzkampf im Training brutal hoch ist und dann werden sich die jungen Spieler weiterentwickeln. Du kannst es ihnen vorleben und das versuche ich am Platz, das habe ich – seit ich bei Rapid bin – versucht. Gas gegeben habe ich immer bis zum Schluss, das ist mein Spielstil und das verlange ich auch von den Jungs und der Funke springt dann auch über.“

..über seine Rehabilitation: „Die Reha war sehr lang. Vom Reha-Verlauf war das Knie das Schlimmste, weil es so lange dauert, aber ich hatte immer Unterstützung vom gesamten Verein und der medizinischen Abteilung, die mir geholfen haben, wieder die Chance zu bekommen, zu spielen. Ich habe viel trainiert, aber wichtig ist auch der Kopf. 24 Stunden war der Fußball in meinem Kopf. Das einmal hinauszubekommen, wenn das Training vorbei ist, hat mir geholfen.“

...über seine Verletzungen und seine Comebacks: „Das erste Mal, als ich dachte : ‚Warum schon wieder ich?‘, war die Verletzung nach der Corona-Pause in Salzburg, der Kreuzbandriss. Ich wollte es auf die Seite schieben und nicht darüber reden. Es ist Teil meiner Karriere, aber es bin nicht nur ich. Ich bin Vater, Ehemann und ich bin auch Fußballer. Es sind nur Sportverletzungen und es gibt andere Geschichten auf der Welt, die wichtiger sind. Man kann es nicht beeinflussen und ich habe mich lange genug verrückt gemacht mit solchen Dingen. Ich bin sehr dankbar und stolz auf das, was ich bisher am Platz erreichen habe dürfen.“

...über seine momentane Verfassung und seine weitere Karriere: „Bis jetzt hat niemand so richtig gewusst, wo ich stehe. Ich habe gemerkt, ich bin körperlich auf einem Niveau, das passt und ich werde in den nächsten Wochen sehen, wo die Reise hingeht. Ich bin da sehr gelassen, aber mein Herz sagt, ich soll weiter Fußball spielen. Für mich ist klar, ich bin entweder bei Rapid oder ich spiele nicht mehr Fußball. Ich bin seit neun Jahren beim Verein und mir bedeutet der Verein sehr viel, deswegen will ich mir keine weiteren Gedanken machen. Ich glaube nicht, dass ich eine Trainerkarriere einschlagen werde und sehe mich eher in einer Management-Position. Ich weiß aber, dass man da viel lernen muss. Der Fokus ist jetzt aber ganz klar beim Fußballspielen und das soll auch so bleiben.“

...über den Abgang von Leo Greiml: „Es ist schade, weil er ein junger Bursche ist, der in dieser Saison gute Leistungen bisher gebracht hat. Es ist schade, wenn ein talentierter guter Spieler den Verein verlässt, aber Reisende soll man nicht aufhalten. Wenn er sich woanders umschaut, soll er es tun und ich wünsche ihm alles Gute. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei meinem ersten Vertrag mit einem Manager gesessen bin. Leo hätte das Potenzial gehabt, weil er anpackt und Gas gibt und andere voranpeitschen kann. Er verlässt den Verein und es muss der nächste Junge nachkommen. Aktuell wagen viele junge Spieler den Schritt ins Ausland. Ob es gut oder schlecht ist, wird sich am Ende des Tages zeigen. Ich war immer Fan davon, sich in Österreich zuerst einen Namen zu machen und dann die nächsten Schritte zu machen.“

...über die Situation für Yusuf Demir: „Das wäre für keinen jungen Spieler einfach. Du stehst vor einem halben Jahr und hörst die Champions League-Hymne und musst dann den Schritt zurückmachen zu Rapid. Er wollte den Schritt auch zurückmachen, aber die Erwartung ist brutal hoch von außen an ihn und man vergisst oft, dass er sehr jung ist. Man sieht im Training, was der Junge draufhat. Vom Talent her kann ich mich nicht erinnern, dass ich mit jemandem in dem Alter trainiert habe, der so gut war. Die österreichische Liga ist gut und da muss sich jeder junge Spieler beweisen. Yusi hat es selbst in der Hand, wo die Reise hingeht. Er braucht Zeit und von uns hat er sie.“

...über die Rolle des Teamchefs der Herren-Fußballnationalmannschaft: „Es ist brutal schwierig Teamchef zu sein. Es kommen immer wieder Spieler zusammen und das nur alle paar Monate. Für mich müssen die aktuell besten österreichischen Spieler in der Startelf stehen – auf ihrer Position, wenn es geht.“

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