"Die wahre Problematik der ÖFB-Elf entscheidet sich in Wahrheit nicht in der Frage, wie man nach vorne kommt, sondern dreht sich viel mehr darum, wie man zu hochwertige Torchancen kommt."
Die heimischen Bullen haben in der Bundesliga rund zwei Drittel der Zeit den Ball, der Schwesternklub aus Leipzig hat mit 57,5 Prozent weniger, den dritthöchsten Ballbesitzwert der deutschen Bundesliga. Natürlich ist es eine Philosophiefrage, wie das Spiel aufgebaut wird, aber das Kernproblem liegt sowieso wo anders: Die zum Teil schlechten Expected Goals-Werte. In den letzten Spielen gab es nur ein Spiel mit einem Wert über 3, oftmals bei 1,xy, nicht selten unter 1.
Das echte Problem liegt im letzten Drittel
Die wahre Problematik der ÖFB-Elf entscheidet sich in Wahrheit nicht in der Frage, wie man nach vorne kommt – 2. Ball, geruhsamer Spielaufbau, Flanke. Sondern dreht sich viel mehr darum, wie man im letzten Drittel zu Lösungen kommt, um hochwertige Torchancen zu kreieren. So einfach läuft der Hase. Die Schöttel'sche Aussage „Unsere bekanntesten Spieler haben aber ihre größten Erfolge über Ballbesitz-Fußball und spielerische Lösungen“ als Opposition zum angeblichen Pressingkick stimmt also nicht. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass erfolgreiche Mannschaften in den meisten Fällen ohnehin auch mehr Ballbesitz haben. Nimmt man die Bayern, die Schöttel vermutlich meinte, her, dann haben sie den meisten Ballbesitz, gefolgt von Dortmund und Leipzig. In der Liga führen die Bayern vor Dortmund, Leipzig ist Vierter.
Fata Morgana
Natürlich gibt es Ausnahmen. Die Griechen sind 2004 nicht mit dem Ball am Fuß Europameister geworden, Frankreich hatte – orientiert auch am Spielermaterial - bei der WM 2018 „nur“ 48,6 Prozent Ballbesitz. Im Regelfall haben aber erfolgreiche Teams oder vom Gegner als stärkere eingeschätzte Teams öfters den Ball. Das ist eine Nullaussage. Dass Österreich gegen stärkere Gegner unter Foda keine Pflichtspiele gewonnen hat und noch dazu eine Reihe an kläglichen Niederlagen gegen schwächere Teams einstecken musste, zeigt nicht, dass man RB- oder Ballbesitzfußball spielen soll; sondern schlicht und einfach nur, dass die Probleme im letzten Drittel zu finden sind.
Ironischerweise hat Foda just in diesem Punkt versagt: In der Offensive hatten die Spieler unter ihm viele Freiheiten. Das hätte auch dem, der ihn vorgeschlagen hat, sehen können, müssen, sollen – und beheben. Also bleibt von der Ballbesitz vs Red Bull-Thematik nichts außer eine Fata Morgana über.