Foto: © GEPA 2018 / Oktober

Dann pfeift doch gleich ganz auf den Europacup

Die UEFA beschert der heimischen Liga derzeit derzeit regelmäßig vier, fünf Starter für den Europacup. Was einige Klubs draus machen, ist beschämend wenig.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

„Leider haben wir die Mehrfachbelastung und ich kann daher leider nicht so an den Schrauben drehen, wie ich das gerne möchte“, sprach Didi Kühbauer nach dem 0:3 seines SK Rapid gegen den TSV Hartberg. Das Wort 'Doppelbelastung' fällt zwar nicht, aber es ist ein Fingerzeig, wie ärgerlich diese Europa League derzeit ist. Sportchef Fredy Bickel sprach das in der APA unverblümt an: „Wenn sich die Chance bietet, wollen wir uns auch im Frühjahr auf der Europa-League-Bühne zeigen. Doch in der Liga haben wir einiges gutzumachen, da kann der Donnerstag eine ganz gute Vorbereitung auf Sonntag sein, der sehr wichtig für uns ist.“ Europacup als Vorbereitung auf ein Heimspiel gegen den Tabellenletzten. Das darf man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Jahrelang war die Doppelbelastung eine willkommene Ausrede quer durch das Land, um im Herbst schlechte Ligaleistungen zu erklären. Dabei ist das doch ein Witz: Da spielt man eine Saison lang, gibt als Saisonziel oder Wunsch einen Rang aus, der zumindest eine Teilnahme an der Europa League-Quali garantiert und dann raunzt man herum. Ja, im speziellen Fall von Rapid ist man derzeit deutlich schlechter als man sich selbst gerne sieht, aber letztlich fehlen nur zwei, drei Punkte auf Rang sechs und fünf, also die Meistergruppe. Da kann es schnell wieder anders aussehen.

 

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"Spartak Trnava, Düdelingen, Sarpsborg, Jablonec, MOL Vidi – diese Giganten des europäischen Fußballs haben es in die Gruppenphase der Europa League geschafft. Es ist also nicht vermessen zu behaupten, dass das auch die Admira, Altach oder sonst wer schaffen können." - Alles ist möglich

Millionenspiel

Dass der Europacup ungemein wichtig ist für die Weiterentwicklung eines Vereins, liegt quasi auf der Hand. Alleine das Startgeld beträgt 2018/19 2,92 Millionen Euro, ein Remis bringt 190.000 Euro, ein Sieg 570.000 Euro. Hinzu kommen noch variable Einnahmen aus diversen Töpfen. 2017/18 war der Vardar Skopje mit einem Remis das schlechteste Team der Gruppenphase. Sieben der zwölf Gruppenletzten schafften fünf Punkte. Skenderbeu gewann beispielsweise einmal, remisierte zwei Mal. Allein Antritts- und Punkteprämie machten 3,87 Millionen Euro aus. Rapid hat für die dritte Quali-Runde und das EL-Playoff 580.000 Euro bekommen.

Gleicht man das mit den Umsätzen kleinerer Klubs der Liga ab, zeigt sich, wie viel Geld alleine diese Prämien sind. 2016/17 (letzte verfügbare Zahlen), hatte die Admira einen Umsatz von 7,89 Millionen Euro, Altach 7,42, der WAC 7,25. Allein ein Mitspielen brächte also quasi einen halben Jahresumsatz – für den Preis von zwei, drei überstandenen Quali-Runden. Für größere Klubs verringert sich dieser Kuchen natürlich etwas. Rapid budgetiert derzeit mit 32 Millionen Euro (inkl. EL-Playoff), die Austria mit 27. Größere Klubs, höhere Ansprüche, beides ergibt mehr Geld. Rapid konnte 2015/17 mit fünf Siegen in der Gruppenphase über 7,5 Millionen Euro aus der Europa League lukrieren. Und da sind die Zuschauereinnahmen noch nicht einmal mit eingerechnet.

Daraus ergibt sich freilich eine gewisse Umwegrentabilität: Die Spieler werden durch die tendentiell besseren Gegner auch erfahrener und besser, somit auch teurer. Auch Rapid hat - Stichwort Wöber oder Schaub - davon profitiert.

Geht nicht? Gibt's nicht!

Spartak Trnava, Düdelingen, Sarpsborg, Jablonec, MOL Vidi – diese Giganten des europäischen Fußballs haben es in die Gruppenphase der Europa League geschafft. Es ist also nicht vermessen zu behaupten, dass das auch die Admira, Altach oder sonst wer schaffen können. Aber wenn man es dann in die Gruppenphase schafft, geht das Gejammer los, obwohl dort dann unter Umständen auch schlagbare Gegner warten – und schlagbare Gegner sind bares Geld. In den Gruppenphasen scheiterte heimische Vertreter etwa an Kiew und Genk (Rapid 2013/14), Pilsen und Giurgiu (Austria 16/17) oder Rijeka und Athen (Austria 17/18). Jedes Duell hat seine eigene Geschichte, aber man braucht wahrlich kein Fußballfachmann zu sein, um zu erkennen, dass man die Quali überstehen kann und auch kein Kaufmann um zu erreichnen, dass die Gruppenphase finanziell ungemein attraktiv ist. Dieses Einnahmenpotential in einem an Sponsoren nicht gerade überlaufenen Markt wie Österreich mit ein, zwei Sätzen wegzuwischen, ist schon fast fahrlässig.

Wer sich in der Szene umhört merkt, dass ohnehin gerne über das fehlende Geld für konstant gute Leistungen geraunzt wird. Das sei nun auch den Klubs ins Stammbuch geschrieben, die gegenwärtig in relativ hohen tabellarischen Gefilden unterwegs sind oder sich aufgrund der traditionellen finanziellen Kräfteverhältnisse dort sehen:

Wenn ihr es nicht ernsthaft wollt, dann pfeift doch gleich ganz auf den Europacup.

 

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