Zweitvertretungen in der 2. Liga: Es ist eh schon alles wurscht
Foto © GEPA

Zweitvertretungen in der 2. Liga: Es ist eh schon alles wurscht

Es gibt keine gute Lösung im Umgang mit Zweitvertretungen. Also warum nicht: Offenheit statt Ausreden – und die 2. Liga ganz für sie öffnen.

Der Nachwuchs der vier größten Vereine des Landes hat schon die Möglichkeit, in der 2. Liga zu spielen. Red Bull hat dafür einen Workaround gefunden, den man auch sein lassen kann.

90minuten hat mit einigen Klubvertretern gesprochen und die sind geteilter Meinung. Sportlich sei das wertvoll, finanziell profitiert man, weil weniger Klubs von Förderungen profitieren. Umgekehrt interessieren die Vereine bei Heimspielen wenig, die Leistungsschwankungen sind enorm.

Zuschauer sollten aber ohnehin kein Argument sein. Ob Lafnitz oder Sturm II kommen, ist weitgehend egal. 

Darum sollte das Motto lauten: Es ist eh schon alles wurscht. Die zweite Leistungsstufe wird auf Sicht ohnehin mit 16 Teams gespielt, der Kreis möglicher Zweitligisten ist endend wollen groß. Und wenn am Ende die halbe Liga Zweitvertretungen und Kooperationsvereine sind – who cares anymore?

Das sagen 2. Liga-Klubs zur Amateurfrage:

Fairness? Wer die im Fußball sucht....

Ein Gegenargument ist die Fairness, vor allem beim Kader. Die Zweit- und Kooperationsvereine können nämlich einmal eine U18, dann wieder eine halbe Bundesliga-Mannschaft stellen. Das ist ein Fakt. Doch Fußball und somit auch die 2. Liga sind sowieso eine Mehrklassengesellschaft.

Klubs mit Aufstiegsambitionen wie Ried, die Admira, der SKN oder die Vienna haben Umsätze im höheren einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Lafnitz, Horn und Voitsberg stiegen mit sehr niedrigen siebenstelligen Budgets ab. Andere haben noch weniger Geld.

Mehr Geld bedeutet im Regelfall bessere Spieler und aus der Perspektive von kleinen Zweitligisten ist es auch schon egal, ob Ried oder Liefering mehr Geld hat oder nicht. Die Vereine, die schon einmal oben waren, haben zudem auch schon ein Bundesliga-taugliches Umfeld. Das fehlt so manchem Klub.

Nicht falsch verstehen: Jeder träumt von der alten Zeit. Im Fall des Autors wäre das die Saison 1994/95. Das große Aber: Einzig der SK Rapid hat die letzten 30 Jahre ohne Mäzen, Zwangsausgleich, Konkurs, Fusion oder Auflösung überstanden.

Georg Sohler

Ist da jemand?

Und dann ist die zweite Liga halt auch ein Pflaster für - nennen wir es komisches - Finanzgebahren. Bregenz schaffte es (wie auch Absteiger Klagenfurt) nicht, rechtzeitig einen geprüften Jahresabschluss vorzulegen. Letztes Jahr wurden dem Viertplatzierten – Leoben – und dem 14. - Dornbirn – die Zulassungen entzogen.

Aufsteiger zu finden, gestaltet sich oftmals schwierig. Der Ostligameister will nicht rauf, neben den Aufsteigern Hertha Wels und Austria Salzburg waren nur Imst und Oberwart an der 2. Liga interessiert.

Die Tiroler hatten das Nachsehen gegenüber der Austria. Die Burgenländer landeten überhaupt nur im Tabellenmittelfeld der Ostliga. In manchen Jahren fanden sich nicht einmal aus jeder Region aufstiegswillige Klubs.

Kultliga-Träumereien

Natürlich bekommt so mancher Fußballromantiker angesichts von Klubs wie Austria Salzburg in der 2. Liga feuchte Augen und träumt von Tagen, als nicht nur die Dressen des vielleicht-bald-Aufsteigers Wiener Sportclub schwarz-weiß waren.

Nicht falsch verstehen: Jeder träumt von der alten Zeit, als man selber vom Fußballvirus infiziert wurde. Im Fall des Autors wäre das die Zeit nach dem Austria Salzburg-UEFA-Cup-Finale, also die Saison 1994/95. Das große Aber: Einzig der SK Rapid hat die letzten 30 Jahre ohne Mäzen, Zwangsausgleich, Konkurs, Fusion oder Auflösung überstanden.

Da sind Vereine wie der GAK, der Wiener Sportclub oder Leoben gar nicht mit dabei gewesen. Und: Was haben große (oder auch kleinere) Namen davon, im österreichweiten Fußball am Existenzminimum herum zu krebsen?

Jene Klubs, die es nicht schaffen, einen Haufen noch so talentierter U22-Kicker hinter sich zu lassen – haben die dann wirklich etwas in der zweiten Leistungsstufe verloren?

Georg Sohler

Unfinanzierbar?

Ja, die zweite Leistungsstufe ist nicht einfach zu finanzieren. War sie selten, ist sie nach wie vor nicht. Die Zweitvertretungen tun sich finanziell leichter, weil die Erste oft Europacup spielt. Darüber hinaus bieten sie auch Perspektive nach oben. 

Unfinanzierbar ist die 2. Liga deshalb dennoch nicht, das beweisen ja auch Vereine wie der FAC oder Amstetten, die schon länger hier spielen. Sie gehören wohl auch zu den Klubs, die aktuell das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Man kann sich diese Liga schon leisten.

Andere – Voitsberg, Horn, Lafnitz – mussten die Segel streichen, nicht nur, aber auch weil es nicht ausreichend finanzielle Mittel gab, die am Ende den Unterschied machen. Abgestiegen sind sie freilich sportlich - und das ist der alles entscheidende Punkt.

Dann eben ohne Beschränkung

Denn je näher man der nationalen Spitze kommt, desto enger wird es klarerweise. Jene Klubs, die es nicht schaffen, einen Haufen noch so talentierter U22-Kicker hinter sich zu lassen – haben die dann wirklich etwas in der zweiten Leistungsstufe verloren? 

Wenn am Ende statt derzeit viereinhalb Zweit- und Kooperationsvereine eben sechs Amateurteams antreten, so what? Realistischerweise werden zu den vier Bekannten auch nur der LASK oder - Stand heute - der WAC so weit sein, so gute, zweite Profiteams zu stellen.

An wirtschaftlichen Umständen oder der 16er-Liga wird sich eben nichts ändern. Wer von der guten alten Fußballzeit träumt, muss eben hoffen, dass die ganzen Traditionsklubs irgendwann wieder so gut dazustehen, dass sie zumindest zweitklassig spielen können.


Kommentare