"Man sagt: Oberwart holt große Namen. Das stimmt schon, aber..."
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"Man sagt: Oberwart holt große Namen. Das stimmt schon, aber..."

Der SV Klöcher Bau Oberwart könnte 2025/26 2. Liga spielen. Das kommt nicht überraschend, wenn man sich mit dem Verein beschäftigt. Nur vielleicht etwas früher als erwartet.

Wer wissen will, warum der SV Oberwart an der Schwelle zur 2. Liga steht, stößt auf zwei Namen. Im Jahr 2017 übernahm Gerhard Horn die Funktion des Präsidenten, ab 2019 auch den Obmann. Peter Lehner, damals noch Spieler bei seinem "Herzensklub", wurde von Horn im Januar 2020 als Nachfolger von Franz Wohlfahrt zum Sportchef ernannt. Zuerst geht es um Letzteren, den im Fußball steht der sportliche Erfolg an erster Stelle. Am Platz ist dafür Gernot Plassnegger verantwortlich.

Lehner (im Foto oben rechts, Horn links) selbst blieb die große Karriere verwehrt. Mehr als 21 Spiele in der Regionalliga Ost und 20 in der Regionalliga Mitte waren für den mehrfachen Jugendnationalspieler nicht drinnen. Doch der 204-fache Oberwart-Kicker hat in den vielen Jahren ein Netzwerk aufgebaut. Und das ist mit ein Grund, warum der Klub steht, wo er steht.

Schneller als gedacht

In der 2. Liga war der 1912 noch im damaligen Ungarn gegründete Verein schon zweimal. Von 1984/85 und von 1992 bis 1996 spielte der älteste noch bestehende Klub des Burgenlandes in der zweiten Liga.

2017, als Obmann Gerhard Horn antrat, stand der Verein finanziell kurz vor dem Aus.

"Für die Region und den Verein ist es unfassbar, was er zustande gebracht hat. Horn hat einen verschuldeten Verein gesundet", erzählt Lehner gegenüber 90minuten. Da gab es einen Dreijahresplan, um in die Ostliga aufzusteigen, nun gibt es einen Fünfjahresplan.

Am Platz selbst ist Gernot Plassnegger als Coach verantwortlich
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Am Platz selbst ist Gernot Plassnegger als Coach verantwortlich

Große Namen?

Den sportlichen Weg möchte man also nachhaltig gestalten. 2020/21 wurde der Verein in der Burgenlandliga Achter, Dritter und dann Meister. 2023/24 landete man in der Ostliga auf Platz zehn, nun überwintert Oberwart als Tabellenzweiter: "Unser Weg hieß von Beginn weg: Regionalität, nicht den schnellen sportlichen Erfolg suchen, sondern alles auf einer gesunden Basis zu machen."

Das klingt gut. Allerdings finden sich im aktuellen Kader auch einige Namen, die man nicht so weit unten vermuten würde. Etwa Edelpratscherl Rajko Rep, der ehemalige Salzburger Patrick Farkas, Ex-Austria-Talent Csaba Mester und weitere Ex-Bundesligakicker: Michael Huber, Lukas Ried, Christoph Halper, Stefan Rakowitz, Dominik Doleschal, Jürgen Lemmerer.

Heimkommen

Logisch, ohne erfahrene Spieler bzw. jene mit höherer Qualität geht es nicht, aber das ist quasi eine gesamte erste Elf an Ex-Bundesliga-Profis. Wie passt denn das alles zusammen?

"Ich verstehe die Frage, es geht dir da ums Finanzielle", sagt Lehner. Als Oberwart in die Regionalliga aufgestiegen ist, holte man drei neue Kicker, es waren aber allesamt "glückliche Umstände", wie er es nennt.

Farkas lebt seit Jahren in Oberwart und war in der Aufstiegssaison mehrmals in der Kabine. "Ihm hat das so getaugt, dass er wieder Freude am Fußballspielen haben wollte. Das war zuvor in Hartberg nicht der Fall."

Wir haben sie nicht wegen ihres Namen geholt, sondern weil sie aus der Region stammen und in die Struktur des Vereins passen und ihn kennen.

Peter Lehner

Seit Jänner ist "Farki" nicht mehr Profi, spielt aber vor der Haustüre "ernsthaft und professionell" Fußball. Zudem war der Ex-Spieler ja auch im Nachwuchs der Oberwarter, gemeinsam mit dem heutigen Sportchef selbst und dem "Huber-Michi. Dieser ist jetzt Lehrer und hätte schon noch weiter im Westen Profi sein können. Das wollte er aber nicht, lieber hier seine Familie gründen. Er meinte: Jetzt komme ich heim." Der dritte Transfer im Sommer 2023 war Lukas Ried, der zuvor in Wels Profi war und in Oberschützen wohnt, wenige Autominuten von Oberwart entfernt.

Freundschaft? Nein, es muss passen

Und Rep? Auch hier war es die Freundschaft und das Netzwerk, die ihn zum Klub brachten. "In unserer Mannschaft gab es einige, die mit Rajko bereits bei anderen Klubs zusammengespielt haben. Insbesondere zum Ried-Luki besteht eine sehr enge Freundschaft", erinnert sich Lehner, "an einem Tag erhielt ich von jenen Spielern die Information, dass es für Rajko in Polen (Anm.: Nieciecza, 2. Liga) nicht mehr passt. Er wolle gerne wieder nach Österreich. Und da er sich in der Region Hartberg sehr wohlgefühlt hatte, könne er sich Oberwart gut vorstellen." Mit einer Abfertigung nach der Vertragsauflösung im Gepäck, ansonsten wäre ein Transfer nicht realisierbar gewesen, kam Rep zum Verein.

Er verweist auch darauf, dass aktuell nicht nur 16 Spieler aus dem Südburgenland (wovon 10 den eigenen Nachwuchs durchliefen), sondern auch 14 Spieler im Kader stehen, welche in die diesjährige Jugendspielerregelung der Regionalliga Ost fallen. Einer dieser jungen Spieler ist eben auch Mester: "Csaba wollte sich nach einem halben Jahr ohne Klub in Schuss bringen." Er kam Anfang 2024 als vertragsloser Spieler und kannte schon auch Simon Radostits (seit 2022 beim Verein) aus der Akademie.

Derzeit liegt man punktgleich mit dem Kremser SC an der Spitze der Tabelle. Die wollen aber nicht rauf
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Derzeit liegt man punktgleich mit dem Kremser SC an der Spitze der Tabelle. Die wollen aber nicht rauf

"Insofern wurde und wird das falsch transportiert", stellt Lehner klar, "Man sagt: Oberwart holt große Namen. Das stimmt schon, aber wir haben sie nicht wegen ihres Namen geholt, sondern weil sie aus der Region stammen und in die Struktur des Vereins passen und ihn kennen. Dazu bringen sie uns auf den nächsten Step."

Win-Win?

Für Oberwart läuft da viel zusammen, wenngleich Lehner bremst: "Wir locken niemanden mit Geld und sind nach wie vor ein Amateurverein mit Amateurfußballern. Die meisten Spieler gehen einem Hauptberuf nach, der Rest sind Schüler und Studenten."

Für Lehner sind das "Win-Win"-Situationen, das Teamgefüge stand und steht für ihn in der Kaderzusammenstellung an erster Stelle. Die derzeitige Zusammenstellung scheint erfolgreich zu sein: "Es gibt legitimerweise unterschiedliche Zugänge, wie man einen Kader zusammenstellt. Mein Zugang ist, dass bei aller Wichtigkeit von fußballspezifischen Komponenten, auf das Menschliche nicht vergessen werden darf. Ein Team funktioniert nur dann, wenn sich die darin befindlichen Charaktere ergänzen und gegenseitig nach vorne pushen. Die Kabine ist ein heiliger Ort, die Teamkameraden eine zweite Familie. Umso wichtiger ist es, dass eine vertrauensvolle, humane und familiäre Atmosphäre besteht."

Gegen wen muss man bestehen?

Neben Marchfeld-Donauauen, Traiskirchen und dem Wiener Sport-Club war übrigens außer den Oberwartern kein Verein beim (für die Zulassung zur 2. Liga verpflichtenden) Workshop. Wirklich aufsteigen können und wollen, dürften also nur die Burgenländer. Sportlich könne man den Aufstieg nicht planen, da müsste man ein "Wunderwuzzi" sein.

Sollte sich die Möglichkeit ergeben, werden wir alles daransetzen, die in den Zulassungsbestimmungen festgelegten Kriterien so gut wie möglich zu erfüllen.

Gerhard Horn

Er verweist darauf, dass es noch dreieinhalb Jahre Zeit in der Ostliga gibt, um sich aufstiegsfit zu machen. Aber was sagen Wirtschaft und Infrastruktur?

"Dieser Fortschritt zeigt, was mit harter Arbeit und Teamgeist möglich ist", erklärt der Obmann, Gerhard Horn. Er tritt gewissermaßen auf die Bremse und meint gegenüber 90minuten eher allgemein: "Sollte sich jedoch die Möglichkeit ergeben, einen 1. oder 2. Platz zu erreichen, werden wir alles daransetzen, die in den Zulassungsbestimmungen festgelegten Kriterien so gut wie möglich zu erfüllen."

Dennoch sei für ihn klar: In diesem Jahr ist das alles kein Muss. Irgendwann einmal waren knapp 7.000 Fans im Stadion, wie hoch das Fassungsvermögen sein wird, wird gegenwärtig geklärt. Es werden wohl nach dem Umbau eher 5.000 sein. Weiters müssen noch Flutlicht, der Gästesektor und der Fernsehturm adaptiert werden.

Auch im Innenbereich "müssen ein paar Adaptierungen gemacht werden", so Horn. Diese werden aktuell durchgeführt, um das gesamte Areal aufzuwerten. Über das Budget spricht er übrigens nicht, wenn die Burgenländer dieses Jahr aufsteigen, wird man es nächstes Jahr aber erfahren.

Das wirkt also schon alles durchdacht bzw. durchdachter als an anderen Orten. Sieht man sich zudem die Tabelle an sowie die Österreichkarte an, könnte der SV Oberwart hier auch regional eine neue Nummer werden. Die Voraussetzungen scheinen nicht allzu schlecht zu sein.


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