Wenige Monate vor einer möglichen WM-Teilnahme und wenige Monate nach Verheilen des bereits dritten Kreuzbandrisses war Sasa Kalajdzic zuletzt auf der Suche nach Spielpraxis. Am letzten Tag des Transferfensters fiel die Entscheidung für eine Leihe zum LASK.
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Der zwei Meter große Stürmer verließ die Admira 2019 Richtung Stuttgart, erspielte sich 2022 einen Vertrag in der Premier League bei den Wolverhampton Wanderers. Anfang 2024 verliehen die Wolves ihn zu Eintracht Frankfurt. Nach seinem Kreuzbandriss im Februar 2024 musste er jedoch rund eineinhalb Jahre auf sein Comeback warten - ehe er in der zweiten Runde des englischen League Cups seine ersten Pflichtspielminuten seit langem sammeln durfte.
PRO - Wichtiger Schritt für beide Seiten
Daniel Sauer
14 Abschlüsse im Strafraum, ein Tor und null Punkte im Spiel gegen die SV Ried - LASK-Sportchef Dino Buric hat genug gesehen und seinen Standpunkt geändert: Eigentlich waren keine weiteren Transfers geplant, jetzt wurde man doch noch einmal aktiv und holt mit Sasa Kalajdzic eine besonders interessante Personalie. Bleibt der 28-Jährige fit, ist er genau das, was den Linzern aktuell fehlt. Seine Statistik weist für die Österreichische Bundesliga eine Quote von 1,15 Scorerpunkten je 90 Minuten aus, in Deutschland waren es später 0,77. Im Vergleich zu den Spielern, die sich aktuell im Kader finden, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Scorerpunkte pro 90 Minuten:
Dass der Kader grundsätzlich breit aufgestellt ist und viele Spieler eine Chance bekommen sollen, sich zu entwickeln, kommt dem Stürmer ebenfalls entgegen. Der Druck verteilt sich auf mehreren Schultern, Kalajdzic muss keine 2.000 Minuten spielen, sondern vielleicht eher 1.500.
Auch Trainer Joao Sacramento darf aufatmen. Der Portugiese konnte in den letzten Wochen mehrere taktische Probleme korrigieren, scheiterte aber offensichtlich immer noch an der Qualität seines Teams. Die Defensive bleibt als Baustelle, eine Sorge weniger hat er jetzt wohl trotzdem.
Ein gesunder Sasa Kalajdzic sollte Teil des Nationalteams sein, auch wenn er vorübergehend beim LASK kickt.
Für Kalajdzic selbst bietet sich eine spannende Chance: Sein Stammverein gilt als Abstiegskandidat in der Premier League, hat den Saisonstart bereits verpatzt und zu viele Legionäre im Kader. Außerdem haben die Wolves gerade 28 Millionen Euro in einen neuen Mittelstürmer investiert - eine Leihe war also jedenfalls notwendig.
Die Transferfenster der großen Ligen sind bereits geschlossen, übrig geblieben sind Österreich, Belgien, die Schweiz, die Türkei, Griechenland, Kroatien und Tschechien. Ob Ralf Rangnick bei der Kaderplanung für die WM 2026 hier tatsächlich große Unterschiede in seiner Bewertung des Leistungsniveaus macht, darf bezweifelt werden. Ein gesunder Sasa Kalajdzic sollte Teil des Nationalteams sein, auch wenn er vorübergehend beim LASK kickt.
Darüber, wie die längerfristige Karriereplanung des Zwei-Meter-Mannes aussehen soll, kann man sich im kommenden Sommer immer noch Gedanken machen. Der lukrative Vertrag in England läuft erst 2027 aus. Bleibt er in der Saison 2025/26 fit, stehen ihm mit Sicherheit mehrere interessante Türen offen. Alles andere ist dem 19-fachen Teamspieler auch nicht zu wünschen. In jedem Fall hat keine Seite bei diesem Transfer viel zu verlieren, der LASK hat einen guten Griff getätigt.
Die 90minuten-Analyse des LASK nach der Niederlage gegen die SV Ried:
Contra - Wirklich der LASK, Sasa?
Georg Sohler
Irgendwie hat diese Promi-Transfer-Sache mit Sasa Kalajdzic und dem LASK zuerst an Rapid und Marko Arnautovic erinnert, wenn wir ehrlich sind. Am Ende hätte die Geschichte viele Storys und Clicks generiert, nicht mehr.
Jetzt wurde die Leihe am Freitag doch fixiert. Gehen wir also die wichtigsten Aspekte durch.
Fakt ist: Er braucht Spielpraxis. Die Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko ist aufgrund der Auslosung zum Greifen nah und eine once-in-a-lifetime-opportunity. Die letzte WM-Teilnahme Österreichs ist dann bekanntlich 28 Jahre her. Für alle Kicker im A-Kader wäre es die erste WM und für viele die letzte.
Selbst wenn man wie der Sturmtank erst 28 Jahre alt ist. Schließlich muss man sich für so ein Großereignis qualifizieren. Denn die Kicker müssen jetzt und in zwei, vier, sechs Jahren fit sein.
Verletzungsbedingt hat der Angreifer 2024/25 gar kein Spiel absolviert. Die Liste an langen Ausfällen ist sonst auch nicht gerade kurz: 2019 riss das erste Mal das Kreuzband, 2021 zog er sich eine langwierige Schulterverletzung zu, die ihm fast ein halbes Jahr kostete. Im Sommer 2022 folgte der zweite, im Februar 2024 der dritte Kreuzbandriss.
Gar nicht spielen, das dürfte sich an vorderster Front wohl nur Marko Arnautovic erlauben.
Zusammengenommen absolvierte er seit dem Wechsel auf die Insel vor drei Jahren 16 Spiele für Wolverhampton, sechs für die Eintracht, wohin er 2024 verliehen worden war. Dass Kalajdzic sich aus England Richtung kleinere Liga verabschieden wollte, scheint naheliegend. Ein Move wie Michael Gregoritsch: Raus aus der Top5-Liga, auf zu vielen Einsatzminuten.
Denn Österreich ist nicht unbedingt mit vielen Stürmern gesegnet, und er bringt andere Tugenden mit als Shootingstar Raul Florucz sowie andere Kandidaten - aber gar nicht spielen, das dürfte sich an vorderster Front wohl nur Marko Arnautović erlauben.
Zu klären bleibt: Macht der LASK in dem Zusammenhang wirklich Sinn?
Hierbei geht es gar nicht so sehr um die Frage, ob Dänemark/Bröndby oder Österreich/LASK als Plattform grundsätzlich viel besser oder schlechter sind. In der Fünfjahreswertung lag Dänemark zuletzt hinter Österreich, derzeit vorne. Nimmt man alle Ligaplatzierungen zusammen, ist Bröndby in einer etwa gleich starken Liga aktuell über den LASK zu stellen.
Und damit sind wir beim Kern: Die Athletiker sind ein Verein, der sich und seine Identität sucht, eigentlich seit Jahren sportlich kriselt. Man will zurück zur Glasner-Zeit. Das ist ein Fußball, der für zwei Meter große Kicker eher mäßig geeignet ist. Zudem kann es auch sein, dass sich der Klub morgen wieder für eine andere Philosophie und damit einen neuen Trainer entscheidet. Das kann sich negativ auf Einsatzzeiten auswirken.

Ob sich die Athletiker am Ende vielleicht nicht doch wieder in der Qualifikationsgruppe befinden und Kalajdzic dann GAK und Co. einschenken muss? Schafft er nach so langer Spielpause überhaupt genug Einsätze und Tore? Besteht nicht die Gefahr, dass er so eine vielversprechende Auslandskarriere mit erst 28 Jahren aufgibt? Wäre der Versuch, sich noch ein halbes Jahr durchzubeißen, nicht besser?
Dazu kommt noch, dass die Erfahrungen der Athletiker mit großen Namen eher durchwachsen sind. Robert Zulj verabschiedete sich trotz noch zwei Jahre laufenden Vertrags mit einer einvernehmlichen Lösung. Jerome Boateng war in Linz, sorgte aber für mehr Diskussionen als Tacklings.
Summa summarum sind das eigentlich viel zu viele Fragen mit offenem Ausgang, für beide Seiten.