Ein Schlussstrich jenseits der Grenze der Vernunft
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Ein Schlussstrich jenseits der Grenze der Vernunft

Marko Arnautovic wird kein Rapidler, zwei ausgestreckte Arme haben nicht gereicht. Warum sich Wehmut und Erleichterung darüber die Waage halten dürfen.

Wer sich schon ein Rapid-Trikot mit dem Flock "Marko Arnautovic – 7" zugelegt hat, besitzt nun eine sentimentale Erinnerung an den heißen Sommerflirt 2025, der eine Schwärmerei blieb.

"Irgendwann muss man einsehen, dass es nicht unsere Kragenweite ist, was die Rahmenbedingungen betrifft", gestand Rapids Sportchef Markus Katzer ein.

Dem zugehörigen Spendierhemd ging mit dem Angebot ohnehin der oberste Knopf flöten: Drei Millionen Euro pro Jahr und Erfolgsprämien. Eine Summe, nie zuvor einem Rapid-Kicker nur annähernd zugesagt.

Dafür hat es schon ein Modell gebraucht, in dem zwei Drittel der Summe vom Prinzip Hoffnung mitgestützt wurden: Sponsoren und gesteigerte Ticket- bzw. Merchandising-Umsätze.

Man hat weit mehr getan, als man konnte. Der Wille kann auf der grünen Seite des Verhandlungstisches wahrlich nicht abgesprochen werden.

Kosten, Nutzen und so

Irgendwann ist Schluss. Und den Emotionen in Hütteldorf darf sich neben der Enttäuschung auch ein Schuss Erleichterung untermischen.

Einerseits, weil man sich schon aus Prinzip nicht an beiden ausgestreckten Armen über den Verhandlungstisch ziehen lassen darf. Andererseits, weil die Kosten-Nutzen-Rechnung sowieso ein Balanceakt war.

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"Arnies" Qualitäten sind nicht in Abrede zu stellen. Hätte er sie auf den Platz des Allianz Stadions gebracht, wäre die Rechnung vielleicht noch annehmbar gewesen.

Aber das Risiko war es auch nicht. Eine Schieflage ins Gehaltsgefüge eines Kaders zu bringen, ist ungesund. Und das Risiko von Verletzungen wird mit 36 Jahren nicht kleiner – das bekam Arnautovic schon in der abgelaufenen Saison vor Augen geführt.

Was wäre passiert, wenn das Projekt früh durch eine langfristige Verletzung unterbrochen worden wäre?

Die teuren Späße waren keine

Zu viel sportliches und finanzielles Kapital in einen einzigen Spieler zu stecken, war im Fußball noch selten eine gute Idee.

Rapid selbst ist mit vermeintlichen Transferkrachern ein gebranntes Kind: Die Liste der teuersten Neuzugänge fühlt sich stellenweise wie eine Manager-Geisterbahn an: Arnor Ingvi Traustason. Ivan Mocinic. Koya Kitagawa.

Da kommt selbst bei 36 Grad, die in Wien gerade so fern sind wie die Arnautovic-Unterschrift, noch die Gänsehaut.

Wenn ein Selke fast enttäuscht

Es wird auch der "Plan B" zu Arnautovic kein billiger Spaß, aber das Verhältnis zum Risiko kann kaum so abenteuerlich ausfallen. Das bleibt auf der Haben-Seite.

Genau wie eine andere Erkenntnis: Größer denken ist in Hütteldorf erlaubt. Und zwar bei jenen Schritten, die es vor dem viel zu lange währenden Traum der nächsten Titel braucht.

Immerhin ist festzuhalten: Der nach außen konkreteste "Ersatzkandidat" Davie Selke ist amtierender Torschützenkönig der 2. deutschen Bundesliga. Sinn und Unsinn dieser Variante jetzt einmal ausgeklammert.

In einigen Tagen werden wir wissen, wer im Rapid-Sturm 2025/26 die Tore schießen soll.

Wenn in Hütteldorf bald nur mehr bei Sichtung eines Arnautovic-Trikots an die Causa gedacht wird – ohne Wehmut – hat "Mister X" eines seiner Bemessungskriterien erfüllt.

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