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Christoph Freund: „Hätte am liebsten Fünfjahresverträge ohne Ausstiegsklausel“

Red Bull Salzburg hatte bekanntlich wieder eine turbulente Transferzeit. Sportdirektor Christoph Freund wirft einen Blick auf die Aufgaben der Mannschaft sowie auf seine für Diskussionen sorgende Tätigkeit.

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Die alljährliche Saisonmittepressekonferenz in Wien, wie letztes Jahr auf der Donauplatte in der Wolke 21 des Saturn-Towers. Alle sportlich Verantwortlichen sind gekommen, außer vom LASK. Da kam Geschäftsführer Andreas Protil. Vielleicht auch deshalb, weil Vizepräsident und Mastermind Jürgen Werner eine so geruhsame Transferzeit hatte, es läuft ja bei den Athletikern, mit einem leicht anderen Weg als bei den Salzburgern: Beide führen die Tabelle an, sind im Cup-Halb- und Europa League-Sechzehntelfinale. Ganz anders war die Transferzeit bei Red Bull Salzburg-Sportchef Christoph Freund.

Der sollte das – im Gegensatz zum LASK – aber gewohnt sein. Tabellenführung, viele Zu- und Abgänge, Europa League, das ist man in Salzburg mittlerweile fast schon Tradition. Doch dieses Mal ist es etwas anderes, wie er in einer Journalistenrunde meint. Denn Gegner in Europa ist Eintracht Frankfurt. Nicht nur der beste Rückrundenstart seit 1970, sondern auch die Konstellation mit Ex-Trainer Adi Hütter und den Ex-Spielern Stefan Ilsanker und Martin Hinteregger sind besonders.

 

Das Duell mit alten Bekannten

Die SGE ist mittlerweile eben in Form, bei der Auslosung war das noch anders. „Ich hab das nie so gesehen, dass wir der Favorit sind. Im Herbst hatten sie wohl ein Thema mit der Belastung“, meint Christoph Freund. Frankfurt spiele intensiv und offensiv, die gute Entwicklung registriert er. Deutsch-österreichische Duelle sind ja für alle Beteiligten immer spannend, das ist wohl Mehrheitsmeinung. In Bezug auf die Bullen sieht Freund es so: Man habe man in den Duellen mit Dortmund und Leipzig in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht: „Das hat Spaß gemacht und wir waren erfolgreich.“

"Ich finde ihn beeindruckend, er ist wohl einer der besten Innenverteidiger der deutschen Bundesliga. Er hat immer wieder Phasen, ist eben kein Spieler von der Stange" - Christoph Freund über Martin Hinteregger

Auch auf das Wiedersehen mit Ex-Meistertrainer Hütter freut er sich. „Mit Martin und 'Ilse' sind da noch zwei Spieler, die aus unserer Akademie kommen, bei uns groß geworden sind.“ Martin Hinteregger hat sich in Frankfurt zum Fanliebling entwickelt, hat aber auch interessante Momente. Über ihn meint Freund: „Ich finde ihn beeindruckend, er ist wohl einer der besten Innenverteidiger der deutschen Bundesliga. Er hat immer wieder Phasen, ist eben kein Spieler von der Stange. Er geht damit auch offen um, bringt aber seine Leistung, das wird honoriert.“ Auch von den berühmten Frankfurter Fans.

„Sie haben in Frankfurt eine unglaubliche Stimmung, fast die beste, wir werden ein ausverkauftes Haus haben – es ist ein cooles Los, auch wenn es sportlich schwierig wird.“ Apropos! Adi Hütter scheint ja den 'Red Bull-Code' geknackt zu haben, gewann in Liga und Pokal gegen Leipzig. Was das für den Europacup bedeutet? „Er hat ein gutes Rezept gefunden, gegen starke Mannschaften. Sie haben Bayern und Dortmund geschlagen. Sie tun sich mit ihrer Art leichter gegen Mannschaften, die Fußball spielen wollen, tun sich leichter, als wenn sie selber das Spiel machen müssen.“

 

Leihen, Klauseln und Co.

Da wird auf die Abwehr der Salzburger einiges zukommen. Auch der Verein weiß das. Laut Medienberichten wollte Freund nachbessern, das klappte nicht, man gab mit Marin Pongracic (Wolfsburg) sogar einen Innenverteidiger ab. „Die machen bei uns einen guten Job“, meint Freund, „wir haben eine gute Qualität in der Innenverteidigung. Es hängt auch immer von der ganzen Mannschaft ab, wie wir uns defensiv verhalten. Letztes Jahr haben wir mit Jasper van der Werff und Marin sogar zu viele gehabt.“ Man könne durchaus stabiler werden, auch in der Meisterschaft. Geholt wurden Offensivkräfte. Intern (Adeyemi), halb-extern (Berisha) und ganz extern und teuer (Okafor).

"Natürlich hätte ich am liebsten Fünfjahresverträge ohne Ausstiegsklausel. Das gibt es aber im internationalen Fußball auch nicht." - Fußball ist kein Wunschkonzert

Für letzteren wurde wieder tief in die Tasche gegriffen. Wohl etwas, worauf man sich einstellen muss. Auch auf Ausstiegsklauseln, die bei Takumi Minamino (Liverpool, kolportiert werden 8,5 Millionen Euro) und Erling Haaland (Dortmund, 20 Millionene) den bezahlten Preis drückten. „Jeder Verein muss entscheiden, was der Spieler wert ist“, sagt Christoph Freund. Wenn wie bei Wöber oder Okafor die Möglichkeit besteht, ihn zu auch zu entwickeln, könne Geld in die Hand genommen werden. Und wenn Spieler nur kommen, wenn sie eine Klausel hätten, dann „muss ich damit auch leben. Natürlich hätte ich am liebsten Fünfjahresverträge ohne Ausstiegsklausel. Das gibt es aber im internationalen Fußball auch nicht. Und die Transfersummen werden höher.“ Man wolle das Level der eigenen Mannschaft so hoch wie möglich halten, nur dann könne man dort bleiben, wo man ist. Das bekommen aber auch andere Klubs zu spüren, siehe Altach und Wolfsberg.

 

Kein Nachteil für Niemanden?

Die Leihen möchte er beibehalten, vor allem auch, weil ja beide Seiten wüssten, wie die Vertragssituation sei. „Es gibt Situationen, da wird einer zurückgeholt. Es ist eine gute Ausbildungsschiene.“ In Bezug auf Anderson Niangbo (verkauft nach Gent), Mergim Berisha (retour nach Salzburg) und dem früheren Beispiel Dimitri Oberlin sagt Freund: „Er hat für Altach viele Tore geschossen. Ohne ihm wären sie nicht Erster gewesen. Der WAC hat eine gute Europa League-Saison gespielt, mit einem wichtigen Spieler.“ Natürlich wären die Klubs nun geschwächt, aber „man kann es auch so sehen, dass sie vorher keine Verstärkung gehabt hätten.“

Zur aktuellen Situation mit dem wieder einmal in einigen Teilen neu zusammengestellten Mannschaft meint Christoph Freund abschließend: „Sie kommen gerne zum Training. Aber nur vom Spaß gewinnt man keine Titel. Die Mischung macht es aus.“ Ob die Mischung auch richtig gut ist, wird man dann am Freitag gegen den LASK und dann gegen Frankfurt sehen.

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