Februar

Hütter knackt den RB-Code schon wieder [Spiel-Analyse]

Eintracht Frankfurt gegen RasenBallsport Leipzig. Nicht nur ein Duell zwischen österreichischen Legionären. Die ist auch Eintracht der kommende Europa League-Gegner des FC Red Bull Salzburg.

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Im Achtelfinale des DFB-Pokals spielte Eintracht Frankfurt gegen RasenBallsport Leipzig. Erst vor kurzem konnte die Eintracht in der deutschen Bundesliga die Roten Bullen mit 2:0 besiegen. Auch gegen die TSG Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf konnten die Frankfurter, nach mehreren Niederlagen in Folge wieder Punkten. Leipzig verlor bisher in der Bundesliga nur drei Spiele, steht auf Platz zwei der Tabella und nur einen Punkt hinter dem FC Bayern München. Bei den Ostdeutschen starteten die beiden ÖFB-Legionäre Marcel Sabitzer und Konrad Laimer. Martin Hinteregger stand bei den Frankfurtern in der Startelf. Zunächst wird ein Blick auf die Leipzig-Legionäre geworfen und danach auf Hinteregger beziehungsweise auf den kommenden Gegner des FC Red Bull Salzburg.

 

Konrad Laimer: Leipzigs Sechser

RB Leipzig spielte in der Defensive in einer 4-3-3-Formation, wechselte aber im Ballbesitz in ein 3-4-2-1. Dann besetzte Laimer meist die Sechserposition vor der Dreierkette allein. Amadou Haidara positionierte sich weiter vorne und agierte als linker Achter. Sabitzer bewegte sich wie gewohnt im rechten Halbraum. Laimer versuchte oft, sich hinter der ersten Pressinglinie zu bewegen und auch dort im Zwischenlinienraum für die Innenverteidiger anspielbar zu sein. Allerdings stellte Andre Silva den Österreicher im Pressing der Frankfurter oft in den Deckungsschatten und Laimer bekam nur selten den Ball von den Innenverteidigern. Die Dreierkette war dadurch gezwungen vertikale Pässe auf die entgegenkommenden Stürmer oder diagonale Bälle auf den Flügel zu spielen. Eine Passabfolge der Leipziger wurde immer wieder praktiziert, um das Pressing der Eintracht zu überspielen: Einer der beiden Stürmer ließ sich sehr tief fallen und bekam einen vertikalen Pass des Innenverteidigers. Der Stürmer ließ dann sofort auf Laimer prallen und der Österreicher hatte mehrere Optionen nach vorne zu spielen. Wie zum Beispiel in der 38. Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Passabfolge von Leipzig, um das Pressing von Frankfurt zu überspielen.

Patrik Schick kommt aus der Stürmerposition entgegen und bekam einen Vertikalen Pass von Dayot Upamecano. Schick ließ auf Laimer prallen und der Sechser hatte nun mehrere Anspielstationen nach vorne. Er konnte auf den linken Flügel spielen oder Haidara in die Tiefe schicken, da Yussuf Poulsen einen Innenverteidiger mitzog und somit mehr Raum für den linken Achter öffnete. Der Österreicher entschied sich für den Chipball zu Haidara, allerdings kam der Ball zu kurz und Frankfurt kam wieder in Ballbesitz.

In anderen Aktionen war zu sehen, wieso er ein wichtiger Bestandteil der Startelf der Leipziger ist. Immer wieder schaute er sich mit Schulterblicken um und konnte sich dadurch oft gut positionieren. Zudem war seine Körperposition bei seinen Annahmen oft situationsgerecht und konnte ohne Probleme den Ball weiterspielen. Auch im Gegenpressing war er wieder sehr aktiv und presste nach Ballverlust intensiv den Gegner an, sodass die Frankfurter es schwer hatten Umschaltaktionen auszunutzen. In der 61. Minute wurde Laimer für Timo Werner ausgetauscht.

 

Marcel Sabitzer: Hat er jemals den rechten Halbraum verlassen?

Sabitzer spielte bei Leipzig auf der rechten Achter- oder Zehnerposition. Dort konnte er sich immer in den rechten Halbraum und auch oft auch zwischen den Linien des Mittelfeldes und der Abwehr bewegen. Im Aufbau bot er sich zwar oft für die Innenverteidiger an, allerdings kam der Pass der Innenverteidiger oft zuerst auf Christopher Nkunku (rechter Flügelspieler), der daraufhin den Ball auf Sabitzer prallen ließ. Die Leipziger versuchten durch diese Kombination auf der rechten Seite Frankfurt auf diesen Flügel zu locken. Die Gastgeber verschoben auch sehr ballnah und dies ermöglichte den Gästen immer wieder Seitenwechsel, wenn sie sich mit kurzen Kombinationen aus dem engen Raum herauslösen konnten. Sabitzer war an diesen Passstafetten immer beteiligt und wechselte in der Aktion die Position im Nkunku, sodass der Franzose den Wechselpass spielen konnte. Im letzten Drittel gab es von Sabitzer hingegen kaum Ballaktionen. Zudem musste er nach der Einwechslung von Laimer auf die Sechserposition rücken. Zwar konnte er sich von dort mit Pässen nach vorne immer wieder gut in die Offensive einschalten, allerdings gab es auch einige Probleme in der Defensive.  Der Österreicher positionierte sich nicht situationsgerecht und die Offensivspieler von Frankfurt konnten in Umschaltaktionen ohne Probleme angespielt werden.

 

Martin Hinteregger: Der torgefährlichste Innenverteidiger in Deutschland

Hinteregger spielte als linker Innenverteidiger in der Viererkette von Frankfurt. Der Österreicher tat sich anfangs schwer im tiefen Aufbau in der Dreierkette Pässe nach vorne zu spielen. Dadurch, dass Hasebe sich in die Viererkette fallen ließ, fehlte im Mittelfeld ein Spieler und es gab kaum Verbindungen nach vorne. Wenn die Eintracht die Leipziger in deren Hälfte drängten, konnten sie auf der Mittellinie das Spiel aufbauen und blieben auch in der Viererkette. Im höheren Ballbesitz tat sich Hinteregger viel leichter Bälle nach vorne zu spielen. Besonders zeigte er wieder, wie gut er seine flachen vertikalen Pässe zu den Stürmern spielen konnte. Zudem agierte er sehr ruhig am Ball und zwang sich nicht Pässe nach vorne zu spielen. Wenn es keine Anspielstation nach vorne gab, drehte er ab und spielte zum Tormann oder zum anderen Innenverteidiger, um weiterhin im Ballbesitz zu bleiben und möglicherweise in der Anschlussaktion nach vorne spielen zu können.

Bei Standardsituationen war der Österreicher immer schon gefährlich. In diesem Spiel konnte er beinahe seinen achten Saisontreffer erzielen. Nach einem indirekten Freistoß kam Hinteregger am Fünfer zum Kopfball, allerdings traf er den Ball nicht richtig und der Schlussmann der Leipziger konnte den Schuss noch parieren. Der Innenverteidiger kann oft gut einschätzen, wohin der Ball kommt und auch sein Timing beim Kopfall ist hervorragend.

 

Eintracht Frankfurt: Salzburgs kommender EL-Gegner

Nach einer schlechten Phase in der Bundesliga scheint es so, als ob Frankfurt wieder in die Erfolgsspur gekommen sind. Die letzten drei Bundesligapartien verloren sie nicht und auch gegen Leipzig holten sie vor zwei Wochen drei Punkte. Der Grund könnte sein, da Adi Hütter vor kurzem statt einer Fünferkette nun in der Defensive mit einer Viererkette auflaufen lässt. Dies scheint ein die Defensive stabilisiert zu haben. Gegen Leipzig agierten die Frankfurter gegen den Ball in einem 4-3-3. Dadurch konnten sie im Pressing auch die Dreierkette von den Sachsen mannorientiert attackieren. Im Mittelfeldpressing stellte Silva Laimer in den Deckungsschatten und wenn die Eintracht Leipzig hoch anpresste, wurde der österreichische Sechser von Sebastian Rode manngedeckt.

Im Spielaufbau vertrauten sie anfangs noch der Dreierkette. Makoto Hasebe ließ sich aus dem Mittelfeld zwischen den beiden Innenverteidigern fallen. Dadurch rückte Evan N`Dicka auf die linke Außenbahn. Allerdings taten sich die Frankfurter schwer mit der Dreierkette nach vorne zu spielen und auch Leipzig presste, durch die drei Offensivenspielern, mannorientiert an. Nach 15 bis 20 Minuten stellte jedoch Hütter um und ließ Frankfurt nun mit einer Viererkette aufbauen. Hasebe ließ sich nicht mehr fallen und besetzte mit Rode die Sechserpositionen. So konnten sie jedenfalls die erste Pressinglinie leichter überspielen, da die Innenverteidiger mehrere Optionen nach vorne hatten.

Aber was bei Frankfurt sehr gut in diesem Spiel funktionierte, waren die Umschaltaktionen in die Offensive. Nach einer Balleroberung wurde so schnell wie möglich nach vorne gespielt und mehrere Spieler schalten sich in einen Konter mit ein. Viele Spieler „zocken“ oft auf einen Ballgewinn. Das bedeutet, dass ein Mitspieler noch gar nicht den Ball sicher hatte, allerdings sprinten sie schon in die Tiefe, um sich bei einem möglichen Ballgewinn einen Vorteil zu erschaffen. Das geschah beim zweiten Treffer für die Eintracht. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Frankfurt kurz vor einer Balleroberung. Kostic und Silva "zocken" und sprinten bereits vor der Eroberung in die Tiefe.

Upamecano wollte zu Nkunku spielen, jedoch war der Pass viel zu leicht. Dadurch kam es zu einem Laufduell um den Ball zwischen N`Dicka und Nkunku. Bevor einer der beiden Spieler den Ball berührten sprinteten Filip Kostic und Silva bereits in die Tiefe. Zudem rutschte der Abwehrspieler der Frankfurter zum Ball und so war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass der Pass überhaupt sauber zu Rode ankommen würde. Allerdings kam der Pass von N`Dicka zu Rode an und der Mittelfeldspieler konnte Kostic in die Tiefe schicken. Der Offensivspieler rannte bis zum Sechzehner und konnte, bevor er eingeholt wurde, zum 2:0 abschließen.

Auf was muss Salzburg in der Europa League achten?

1. Die schnellen Umschaltaktionen in die Offensive: Fehler im Aufbau, besonders wenn der Spielaufbau sehr hoch gestaltet wird, sollten nicht passieren. Frankfurt kann sehr schnell Umschalten und bestraft jeden kleinen Fehler. Was die Stürmer besonders unangenehm macht ist, dass sie auf einen Ballgewinn „zocken“ und bereits vor Sicherung des Balles eines Mitspielers in die Tiefe rennen und sich dadurch einen Vorteil schaffen. Wie zum Beispiel beim zweiten Treffer von Frankfurt. (Abbildung 2)

2. Vertikale Pässe der Innenverteidiger: Vor allem bei vertikalen Pässen der Innenverteidiger zu den Stürmern taten sich die Frankfurter schwer diese zu verteidigen. Durch das Bewegen der Stürmer aus der vordersten Reihe in das Mittelfeld erzeugte Leipzig eine Überzahl im Mittelfeld und auch das Übergeben von den Abwehr- zu den Mittelfeldspielern funktionierte bei der Eintracht noch nicht sauber. So konnte der Stürmer bei der Annahme oder beim Prallen lassen zwar gestört werden, allerdings war der Sechser, der nachrückte, meistens frei und konnte vom Offensivspieler angespielt werden. Auch der RB Salzburg könnte diese Idee nützen, um das Pressing der Frankfurter zu überspielen. Besonders bei dem Innenverteidigermaterial sind solche Pässe sehr gut möglich.

3. Ballnahes Verschieben: Sehr auffällig war, dass Eintracht Frankfurt weit auf die ballnahe Seite verschob, um den Raum für die Leipziger auf einer Seite engzumachen. Allerdings konnte sich Leipzig mehrmals aus diesen engen Räumen befreien und die Seite mit einem hohen Pass wechseln. Salzburg spielte auch diese Saison einige Male mit einer Dreier- beziehungsweise mit einer Fünferkette und könnten das auch so praktizieren, wie RB Leipzig. Zudem haben die Salzburger ebenso Spieler, die sich aus engen Räumen mit Kombination herauslösen können.

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