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Einzelspielerkritik: Europa ist kaum noch zu vermeiden

Ein äußerst professioneller Auftritt bringt Österreichs Fußballnationalteam ein 1:0 in Slowenien und beinahe schon die Qualifikation für die EM 2020.

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Cican Stankovic: Die obligate Irritation durfte auch in Ljubljana nicht fehlen, diesmal in Form einer Fehleinschätzung bei einem Rückpass Baumgartlingers (15.). Ein Versuch von Kurtic wurde entschärft, wenn auch nicht in einem Aufwaschen (29.). Werken im Akkord wurde ihm Dank Vordermänner ohne Fehl und Tadel nicht abverlangt, besonders galt dies für die zweiten 45 Minuten. Die souveränste Tat des Abends kam zum Schluss, nämlich eine Parade bei einem Distanzschuss von licic, als der für einmal nicht rechtzeitig konfrontiert wurde (87.).

Stefan Posch: Der Hinterkopf verschaffte dem Hoffenheimer im vierten Länderspiel sein erstes Teamgoal. Doch natürlich war der ganze Posch dafür verantwortlich, denn niemand anderer als er war es schließlich, der seinen Körperteil derart dirigierte, dass dieser Lazaros Corner auf subtilste Weise und unhaltbar ins lange Eck zu scherzeln in die Lage kam (21.). Funktionierte ansonsten in Österreichs diesmal so fugenlosem Abwehrverbund klaglos, auch der ein oder andere Offensivakzent fehlte nicht.

Aleksandar Dragovic: Große Gelassenheit ging an diesem Abend von ihm aus. Las die Absichten der Slowenen wie ein Buch, antizipierte, intervenierte. Stellungsspiel und Zweikampfführung waren makellos. Hatte nichts zu verschenken, schon gar keinen Ball. Abgeklärtheit in Reinkultur.

"Gegen den Ball unantastbar, gelangen auch mit diesem sehenswerte Momente: immer wieder segelten weitmaschig angelegte Eröffnungen durch das Stadion Stozice, bevorzugt in Richtung Gregoritsch. " - Martin Hinteregger

Martin Hinteregger: Die israelischen Unsicherheiten waren abgeschüttelt. Gegen den Ball unantastbar, gelangen auch mit diesem sehenswerte Momente: immer wieder segelten weitmaschig angelegte Eröffnungen durch das Stadion Stozice, bevorzugt in Richtung Gregoritsch. Stieß aus seinem angestammten Terrain ohne zu Zögern heraus, sobald vorgeschobenes Attackieren gefragt war – und traf dabei auch noch den Zeitpunkt ideal. Schreckte selbst vor Haken und Finten nicht zurück.

Andreas Ulmer: Wieder sein übliches Selbst und viel höher orientiert als noch gegen Israel. Entsprechend steigerte sich auch der Einfluss, den er auf die Partie nehmen konnte. Reduzierte Ilicic, einen der prinzipiell fähigsten Slowenen, weitgehend zur Fußnote. Bei seinem unkontrollierten Einstieg gegen Bezjak im Glück, dass es Referee Cakir mit Gelb gut sein ließ.

Julian Baumgartlinger: Stand angesichts der durchaus strengen physischen Note, welche die Slowenen ins Spiel brachten, seinen Mann. Das Annehmen dieser, auch charakterlichen Herausforderung ist einer jener Fachbereiche, in dem bei einer Konstellation wie an diesem Abend unbedingt zu liefern ist, soll sich der Erfolgsfall einstellen. Ins Rampenlicht führt das nicht unbedingt und so stopfte der Kapitän als Hilfsabräumer eher unauffällig allfällige Löcher. Impulse darüber hinaus: Fehlanzeige.

 

"(...) Diese vermeintlich nichtige Episode verdient Erwähnung, illustriert sie doch die moralische Verfasstheit des Leipzigers (und eigentlich aller Österreicher), der sich nicht zu schade war, sich auch mittels wenig glamouröser Willensleistung ins große Ganze einzubringen. " - Marcel Sabitzer

Stefan Ilsanker: Stellte in der Anfangsphase den Fuß dankenswerter Weise derart zwischen Ilicic und den Schuss, wodurch dieser in den harmlosen Konjunktiv verwiesen war. Ein womöglich unangenehmer Auftakt war vermieden (8.). Sein Engagement war aller Ehren wert, manchmal gebrach es dabei allerdings etwas am Timing. Er zog nie zurück und hatte folglich auch ordentlich einzustecken. Zeigte darüber hinaus immer wieder auch den Ehrgeiz, an der Spieleröffnung des Umschaltmoments Anteil zu nehmen, was aufgrund von Ungenauigkeiten wiederholt nicht so recht aufgehen mochte. Das unermüdliche Bemühen, mit dem er gegen eine nicht optimale Form anging, sie manchmal gar niederkämpfte, verdient Anerkennung.

Valentino Lazaro: Beweglich, geschmeidig, viel unterwegs. Immer wieder intelligentes Anlaufen des Gegners, in der Arbeit nach hinten achtsam. Bewies Übersicht, immer wieder an flotten Kombinationen beteiligt. Hält ein gutes Niveau, was angesichts seiner mangelnden Praxis bei Inter Mailand keine Selbstverständlichkeit ist. Schlug den Corner bei Österreichs Siegestor, im Allgemeinen könnten seine Flanken allerdings an Präzision noch zulegen.

Marcel Sabitzer: Ausbügler einer zuvor selbst durch eine verunglückte Kopfballrückgabe Richtung Dragovic aufgeworfenen Falte (17.). Diese vermeintlich nichtige Episode verdient Erwähnung, illustriert sie doch die moralische Verfasstheit des Leipzigers (und eigentlich aller Österreicher), der sich nicht zu schade war, sich auch mittels wenig glamouröser Willensleistung ins große Ganze einzubringen. Immenser Aktionsradius, der bis zum eigenen Strafraum zurückreichte, denn auch dort leistete er fallweise Defensivdienste. Ein Aufsitzer nötigte Sloweniens Keeper Oblak zu einer vermutlich überflüssigen Parade, der Schuss hätte das Gehäuse wohl verfehlt (62.). Führte Bälle oft und oft selbst aus räumlichen Tiefen nach vorne, rochierte, war für den Gegner kaum greifbar. Im Passspiel sicher und überraschend zugleich, ließ sich in aller Eifrigkeit auch Outeinwürfe nicht nehmen. Reduzierte durch nimmermüde Lästigkeit Popovic, der sich darob zu einem rotwürdigen Ellbogenstoß provoziert sah, zu einem Kurzarbeiter (89.).

"Ungeheures Pensum, in dem Destruktives naht- und übergangslos in Konstruktives übergeht: Eben noch in Balleroberungsmode folgt in einem bruchlosen Bewegungsablauf das Umschalten in Gestalterisches." - Konrad Laimer

Konrad Laimer: Ungeheures Pensum, in dem Destruktives naht- und übergangslos in Konstruktives übergeht: Eben noch in Balleroberungsmode folgt in einem bruchlosen Bewegungsablauf das Umschalten in Gestalterisches. Nur wenige sind zu einer derartigen Verschmelzung scheinbar gegensätzlicher Orientierungen fähig. Zumindest auf dem Papier erneut auf dem linken Flügel positioniert, fühlte er sich in seiner Rolle sichtlich wohler als noch am Donnerstag. Konnte in einer diesmal ausgewogener wirkenden ÖFB-Formation seine Dynamik als mittiger Achter, den er bei Ballbesitz gab, effektvoll einbringen. In der Lage, jederzeit an jedem Ort des Spielfelds aufzutauchen. Kurz nach der Pause fehlte bei seinem Abschluss wahrlich nicht viel (48.). Sah Gelb für eine versuchte Elferprovokation, was eigentlich gar nicht seinem Charakter entspricht.

Michael Gregoritsch: Der Arnautovic-Ausfall verschaffte ihm seinen vierten Start im Team. Erste österreichische Störfront (im Verein mit Sabitzer), dazu ordentlicher Bällefestmacher mit Potenzial zur Gefahr. Bei seiner Abnahme aus Kurzdistanz waren durch das hohe Abspringen des Balles die Optionen beim Dropkick limitiert – und dann war da auch noch Reflexriese Oblak (13.). Der nächste Abschluss nach wunderbar fluider Kombination fiel bereits ins Abendrot der ersten Halbzeit: ein direkter mit links wäre dem tatsächlichen mit rechts samt Haken wohl vorzuziehen gewesen (43.). Einem Kopfball zur Stunde fehlte der Druck (60.).

Karim Onisiwo (ab 83.): Kam in seiner ersten Aktion bei einem Zweikampf im Sechzehner zu Fall, am ehesten lag Foul von beiden oder keinem der Beteiligten vor. Der Referee sah trotzdem für einen Regelverstoß des Österreichers. Sei's drum. Im absoluten Finish erwarb sich der Mainzer noch einige Meriten im Fach Zeitspiel.

Christopher Trimmel (ab 88.): Kurz eingesetzt

 

Florian Kainz (ab 90.): Noch kürzer eingesetzt

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