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Nagel: „Es kann schnell gehen, es kann aber auch ein Zeiterl dauern“

Im Winter verließ Topstürmer Raphael Dwamena den Klub Richtung Zürich. Zum Auftakt der Rückrunde dann eine 0:1-Niederlage beim FAC. Und nun der Abschied von Trainer Lassaad Chabbi. Die Lustenauer Austria wurde völlig überrumpelt, Vereinspräsident Hubert Nagel glaubt aber dennoch weiter an den Titel. Von Stefan Berndl

Vor knapp zwei Wochen äußerte sich Lassaad Chabbi im Interview mit 90minuten.at (siehe Box unter diesem Absatz) zum Start in das Frühjahr. „Ich bin jetzt Trainer bei der Austria Lustenau, ich werde alles versuchen, dass die Austria Lustenau in die Bundesliga kommt“, hieß es da. Aber auch: „Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft: Heute ist es so, morgen ist es anders. Das weiß man nicht.“ Und am vergangenen Mittwoch ging es dann ganz schnell. Erst machten Gerüchte die Runde, dass der Tunesier in Ried gesichtet worden sei. Wenige Stunden später kam dann die offizielle Bestätigung. Das Geschäft Fußball verschlug Chabbi nach Ried. Nach zwei Jahren bei der Lustenauer Austria. Für die Vorarlberger kam der Wechsel „schon sehr überraschend“, wie Vereinspräsident Hubert Nagel gegenüber 90minuten.at bestätigt, „Der Verein hat am Montagabend davon erfahren.“ War Lustenau auf diesen Fall vorbereitet? „Nein, nicht wirklich.“

Dass Chabbis Abschied den Vereinspräsidenten enttäuschte, ist deutlich zu merken. Nagel gibt sich im Gespräch mit 90minuten.at wortkarg. Der 65-Jährige hat turbulente Tage hinter und vor sich. Im Rückblick auf die beiden Jahre mit Chabbi zeigt sich Nagel aber zufrieden: „Er hinterlässt eine intakte, gute Mannschaft, die körperlich topfit ist. Chabbi hat Disziplin reingebracht, die Spieler sind gelaufen und waren motiviert.“ Zwei Jahre also, die „sehr ok“ waren, so Nagel. Nun gilt es für ihn und den Klub das Beste aus der Situation zu machen. Eigentlich wollte Lustenau ja um den Titel kämpfen. Und nun? Beschäftigt sich der Klub noch mit diesem Thema? „Wir haben uns auch vorher nicht jeden Tag damit beschäftigt“, sagt Nagel, „Wir schauen von Woche zu Woche, dass wir möglichst gute Leistungen bringen. Solange wir die Chance auf den Titel haben, werden wir sie auch nicht aufgeben. Das ist klar.“

Erfolgshungriger, moderner Trainer gesucht

Aktuell sind es sieben Zähler, die den Lustenauern nach der Auftaktpleite beim FAC auf den Tabellenführer LASK fehlen. Der nächste Gegner heißt nun Kapfenberg. Das letzte Heimspiel im Herbst verloren die Vorarlberger mit 1:3. Was nicht wieder passieren soll. „Wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen und werden alles tun, dass uns das gelingt“, zeigt sich Nagel optimistisch. Auf der Trainerbank wird Daniel Ermann Platz nehmen. Ermann sei zwar „mehr als eine Notlösung“, wie Nagel schon in der Pressekonferenz am Mittwoch sagte, die fehlende A-Lizenz hindert ihn dennoch daran, als langfristige Lösung herzuhalten. Nagel: „Daniel ist ein guter Trainer, der bei den Amateuren eine gute Arbeit macht. Jetzt hat er mal eine Möglichkeit, bei der ersten Mannschaft hineinzuschnuppern. Schauen wir mal, wie er das macht.“ Denn Ermann könne sich, so der Präsident, „für zukünftige Dinge empfehlen.“

"Ich suche einen erfolgshungrigen, modernen Trainer, der noch etwas erreichen will." - Hubert Nagel

Wie lange es dauern wird, bis dann tatsächlich ein neuer Trainer vorgestellt wird, lässt Nagel jedenfalls noch offen: „Es kann schnell gehen, es kann aber auch ein Zeiterl dauern. Wir haben nicht die große Eile.“ Gesucht wird ein „moderner“ Trainer, der „erfolgshungrig ist und noch etwas erreichen will. Einen, der auch versucht einen attraktiven Fußball zu spielen.“ Zudem ist Nagel wichtig, dass der gesuchte Coach „an die jungen Spieler glaubt und nicht nur fertige Spieler will. Der also durchaus auch gewillt ist, mit jungen Leuten zu arbeiten.“ Wer denn nun wirklich in dieses Anforderungsprofil passt, wird sich erst weisen. Klar ist: „Wir suchen keine Kopie von Lassaad Chabbi. Wir suchen einen Trainer, der aus der aktuellen Situation das Beste macht.“ Und nicht nur das. Lustenau will sogar von dem Wechsel profitieren. „Es heißt ja nicht automatisch, dass es mit einem neuen Trainer schlechter werden muss. Ich bin überzeugt, dass auch ein anderer Trainer mit den Spielern, die wir hier haben, Erfolg haben kann und auch haben wird“, sagt Nagel.

Blick nach vorne

Erfolg heißt, dass der Verein ehest bald den Sprung in die Bundesliga schaffen will. Und auch, wenn Nagel der Bundesligareform kritisch gegenübersteht: Lustenau sei reif für die Bundesliga. Hinzu kommt die Aussicht auf ein neues Stadion. „Das wird uns den nötigen Schwung geben“, hofft Nagel, „Wir sehen ganz positiv in die Zukunft.“ Dabei nimmt sich der Lustenauer Präsident auch die Statistik zu Hilfe: „20 Jahre lang ist kein Aufsteiger aus der zweiten Liga in der Folgesaison wieder abgestiegen.“ Nicht ganz 20 Jahre. Zuletzt war es Vorwärts Steyr, das in der Saison 1998/99 direkt wieder eine Stufe nach unten musste. Nagel ist jedenfalls davon überzeugt, dass „die Mannschaften in unserer Liga extrem gefordert werden und in einer guten Verfassung sind, wenn sie hinaufkommen.“ Umgelegt auf seinen eigenen Verein heiße das: „Sollten wir den Aufstieg noch schaffen, dann glaube ich, dass wir auch oben bleiben.“ Bis dahin ist es allerdings noch ein langer Weg. Und erst einmal wartet nun das Spiel gegen Kapfenberg (Freitag, 18.30 Uhr).

 

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