Ernst Baumeister: 'Mir ist kein Trainer eingefallen, dann habe ich Manager Amir Shapourzadeh gefragt'

Die Admira begann das Jahr 2017 mit einem Paukenschlag. Sportdirektor Ernst Baumeister spricht im großen Interview mit 90minuten.at ausführlich über die Hintergründe der Oliver Lederer-Ablöse, die Connection zu Würzburg, seine eigene Rolle und was sich Ad

 

90minuten.at: Neun Punkte Vorsprung auf den Letzten, knapp hinter Rapid, in der Europa League-Quali. Wie beurteilen Sie die sportliche Lage der Admira?

Ernst Baumeister: Ich habe nie gesagt, dass die sportliche Situation nicht gut war. Die Tabelle ist ganz in Ordnung. Im Großen und Ganzen sind wir in der Tabelle dort, wo wir uns erwartet haben.

 

Noch dazu haben Sie wenige Wochen davor im Sky-Interview in den höchsten Tönen über Lederer gesprochen? Wie passt das mit den letzten Entwicklungen zusammen?

Das passt gar nicht zusammen. Zu der ganzen G'schicht gehören andere Sachen auch dazu.

 

Ist Illoyalität ein zu großes Wort? Passt das, was Oliver Lederer vorhatte nicht mehr mit den Geldgebern zusammen?

Das hat mit den neuen Geldgebern gar nichts zu tun. Das sind die neuen und die alten. Die Entscheidungen haben wir gemeinsam getroffen. Es hat einiges nicht mehr so gepasst, wie wir uns das alle erwartet haben. Er hat halt immer kokettiert und es ist klar, wenn man Angebote bekommt, dass man sie sich anhört.

 

Sie meinen etwa die Interview-Aussage „Ich bin für Rapid geboren“ (Interview auf laola1.at)?
Solche Sachen. Es ist halt schwierig, wenn ich von der Mannschaft verlange, Herzblut für die Admira zu haben und dann kokettier ich bei der einen oder anderen Gelegenheit immer mit anderen Mannschaften. Da verliert die Mannschaft irgendwann den Glauben. Wenn er zu ihnen was anderes sagt und anders reagiert. Da wird der Faden zwischen Trainer und Mannschaft immer weniger.

 

Solche Dingen werden auch von außen an den Trainer ran getragen.

Das muss man schon richtig sehen. Es gab kein Angebot von Rapid. Vielleicht sieht er sich dort, ich traue es ihm zu! Punkto Altach hätte er sagen können: Das interessiert mich nicht, ich habe bei der Admira Vertrag. Dann wäre Altach auch nicht zu mir gekommen und hätte gefragt, ob sie mit dem Trainer reden können.

 

Die Admira war schon immer ein Ausbildungsverein. Erfolge wecken Begehrlichkeiten. Das gilt für Spieler und Trainer. Ist das nicht eine Auszeichnung, wenn das auch für Trainer gilt?

Ja, aber wenn man sich dann immer selber ins Gespräch bringt, dann weiß ich nicht, ob das so in Ordnung ist. Wir sind ein Ausbildungsverein, aber schön langsam wollen wir für uns selber ausbilden. Wir wollen dahin kommen. Ich weiß nicht, wie viele Spieler Rapid schon von uns hat. Wenn einer sich bei uns bei der Kampfmannschaft weiter entwickelt und so gut ist, dass er ins Ausland gehen kann, spricht nichts dagegen. Wir wollen das nicht mehr wie früher, als es hieß: Ok, die Admira braucht eh das Geld. Und dann haben die anderen unsere Spieler leicht bekommen. Das muss schön langsam aufhören.

 

Hätten Sie die Geschichte ohne der Umstrukturierung anders beurteilt?

Es hätte sich nichts geändert. Sein Verhalten dem Verein gegenüber wäre ja nicht anders gewesen. Das hat nichts mit dem Sponsor zu tun. Die Entscheidung hat nicht Flyeralarm getroffen, sondern der ganze Vorstand. Das eine hat mit dem anderen nicht wirklich etwas zu tun gehabt.


 


Sie sind zur Admira gekommen, weil Lederer keine Lizenz für die höchste Spielklasse hat, haben vorher in der viertklassigen Burgenlandliga gecoacht. Sie sind noch da, er weg. Ein schiefes Licht, wenn ich ganz ehrlich bin. Verstehen Sie diese Kritik?

Das ist halt so. Jeder hat seine eigene Meinung. Jeder sieht das, was passiert ist, negativ. Es ist aber nichts Negatives dran. Ohne gewisse Sponsoren kann das gar nicht passieren. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr im Profibereich tätig sein. Das hat sich eigentlich nur so ergeben und es macht mir richtig Spaß. Wenn ich nämlich dann etwas mache, muss ich hundertprozentig hinter der Sache stehen. Ich habe im Winter jetzt auch ein Angebot als Trainer gehabt. Das hat niemand erfahren, weil mich das nicht interessiert, weil ich bei der Admira bin. Es kam nie etwas raus. Klar kommt das jetzt mit der Lizenz und so. Aber ich habe auch etwas dazu beigetragen, weil ich bin ja nicht nur da gestanden und habe zugeschaut. Wir haben gut zusammen gearbeitet. Das blieb in letzter Zeit auf der Strecke, nicht nur meine Person.

 

Kommen wir zu Flyeralarm. Wir vermuten, hier wird ein „Mini-Red Bull“ angedacht. Die Admira bildet ab sofort Spieler für Würzburg aus. Sehen Sie das auch so?

Das ist eine ganz andere Konstellation. Es ergibt sich mit Würzburg nur so, weil die denselben Hauptsponsor haben. Daraus ergibt sich automatisch eine gewisse Zusammenarbeit. Bei Red Bull geht es zunächst einmal um andere Summen. Weiters ist die Zusammenarbeit dort ganz anders. Klar tauscht man sich mit Würzburg aus, aber wir müssen jetzt keine Spieler hin liefern. Ich habe es schon öfters gesagt, dass sich für uns nichts ändert. Es ändert sich nichts an der Philosophie, wir wollen die Spieler weiter ausbilden. Wir haben eine sehr gute Akademie. Wir werden keinen riesen Sprünge machen können. Ob ein Spieler zu Rapid, Austria oder Würzburg geht, muss ohnehin der Spieler selber entscheiden. Ich denke, dass es für den Spieler eine gute Gelegenheit ist, wenn er zu einem Verein nach Deutschland gehen kann. Das ist für ihn auch schön. Das entscheiden aber nicht die Admira, Würzburg oder Flyeralarm, sondern der Spieler selber. Ich kann ja keinen zu Würzburg zwingen und nicht zu Rapid und Austria.

 

 Interview Baumeister Sander Baumeister

 

Aber hätte man für Jörg Siebenhandl dieselbe Ablösesumme erzielt, wenn es nicht Würzburg gewesen wäre?

Wir haben ungefähr das Achtfache von dem bekommen, was uns Sturm geboten hat.

 

Hätte ein anderer Klub aus der zweiten deutschen Bundesliga dieselbe Summe geboten?

Sicher. Wenn sie ihn unbedingt gewollt hätten, hätten sie das auch gezahlt. Ich weiß, was Sturm im Sommer geboten hat. Die Summe will ich gar nicht sagen, weil es peinlich ist.

 

Verstehen Sie auch in der Causa rund um Admira, Würzburg und Flyeralarm, dass das kritisch betrachtet wird?

Jein. Eigentlich nicht wirklich. Ich sehe auch da nichts Negatives dran. Die Leute wissen ja nicht, dass es ohne Flyeralarm den Verein ein paar Monate später vielleicht nicht mehr gegeben hätte. Da macht man sich keine Gedanken darüber. Aber wir Österreicher sind immer zuerst einmal negativ, bevor es ausprobiert wird. Was interessiert das den Fan? Der will die Mannschaft sehen. Im Grunde genommen ändert sich ja nichts, es spielt dieselbe Mannschaft, es spielen dieselben Leute. Ich verstehe nicht, warum das in der Öffentlichkeit so negativ rüber kommt. Damit muss man in Österreich halt leben.

 


 Hätte man es anders machen können?

Wenn man gut aufgepasst hätte, hätte man das mitbekommen. Bei den letzten Interviews bei Sky war die Anfrage von Altach schon da und ich habe gesagt: Die Admira verhandelt. Wenn ich nicht will, dass er verhandelt, dann sage ich, dass er bis 2018 Vertrag hat und nicht verhandeln darf. Hätte man mir richtig zugehört, hätte man den Wind schon verstanden. Die Überraschung hat der Oli dann auch rüber gebracht. Er hat von uns schon im Vorhinein ein bisserl einen Wind bekommen. So in die Richtung: Altach? Schau, dass du es annehmen kannst. Der Zeitpunkt war vielleicht überraschend. Aber er hat keine Zeit für ein Gespräch gehabt. So etwas macht man persönlich, er hatte für uns zwei Wochen lang keine Zeit. Wir wollten das zwei oder drei Tage nach dem St. Pölten-Match machen, aber er war nicht da. Wir haben zum ersten Zeitpunkt, der möglich war, mit ihm gesprochen.

 

Der Sportdirektor hat die Trainerbestellung zu verantworten. Wie sind Sie auf Buric gekommen oder war das ein Vorschlag von Sponsor Flyeralarm?

Ich wollte einen österreichischen Trainer suchen, dann bin ich aber auf keinen gekommen, der zu uns passt oder am Markt war. Dann haben wir über Bekannte gehört, dass einer frei ist.

 

Bekannte heißt ihr persönliches Netzwerk?

Mir ist kein Trainer eingefallen, dann habe ich Manager Amir Shapourzadeh gefragt. Dann war Buric zwei Tage da und ich hatte den Eindruck, dass er zu uns passt, dass er mit jungen Spielern arbeiten will und das auch kann.

 

Was erwarten Sie sich nun mit dem neuen Trainer?

Wir sind ganz gut unterwegs. Als die Reform heraus gekommen ist, habe ich gesagt, dass unser Ziel ist, dass wir 2018/19 eine Mannschaft haben, die es ins oberes Playoff schaffen kann.

Wir danken für das Gespräch!

 

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