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Die Nummer eins in Wien ist Graz [Momentum am Montag]

Der SK Sturm Graz gewinnt dank einer konzentrierten Leistung bei Austria Wien mit 3:0. Wien verabschiedet sich vom Duell um den Posten als erster Salzburg-Verfolger.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +

 

Der SK Sturm besiegt Austria Wien und degradiert das 337. Wiener Derby zu einem Mittelständlerduell – unser Momentum am Montag.

Es ist Derbywoche – und obwohl Rapid einen souveränen 5:0-Sieg am Tivoli gegen die WSG Tirol feiern konnte und die Austria mit etwas mehr Abschlussstärke durchaus etwas gegen Sturm Graz holen hätte können, lautet der Wiener Kampf nach zehn Runden: Hoffentlich kommen wir oben rein. Sturm schafft es derzeit mit Leistungen, die spielerisch nicht immer das Gelbe vom Ei sind, verlässlich zu punkten. Der LASK zeigte in den letzten Wochen vor dem aus Linzer Sicht unverdienten Remis in Salzburg zwar durchwachsene Leistungen, konnte durch das 1:1 aber Selbstvertrauen tanken und oben ranschnuppern. Rapid liegt nach Verlustpunkten – das Spiel gegen Hartberg steht noch aus – auf Rang vier. Doch der TSV ist trotz Tabellenstand kein Jausengegner, man kann am Nationalfeiertag auch „bereinigt“ nur auf Rang sechs liegen. Kärnten erhebt Anspruch auf die Top6, es wird eng.

 

Wien regiert nicht mehr

Wie schön war die Wiener Fußballzeit zwischen 1977/78 und 1987/88? Sieben violette Meistertitel, vier grün-weiße. Davor hatte vor allem Tirol auf der Nase der zwei Großklubs getanzt und tat es 88/89 und 89/90 noch einmal. In den 90ern gingen nur noch vier Titel nach Wien (3 x FAK, 1 x SCR); in den Nullerjahren ebenfalls (2 x FAK, 2 x SCR). In den letzten Jahren bekanntlich nur noch einer. Seit dem Red Bull-Einstieg 2005 gingen überhaupt nur vier Titel nicht an die Salzach (FAK 05/06, 12/13; Rapid 07/08, Sturm 11/12). Auch wenn in den letzten vier Jahrzehnten nicht wenige Meistertitel im finanziellen Schiffbruch endeten – Tirol, GAK, Sturm – ist Wien schon längst nicht mehr die bestimmende Macht im Kick.

 

Achterbahnfahrten

Die Ligareform zur Saison 2018/19 hin hat die Karten noch einmal neu gemischt. Nur drei Mal gingen die „Stockerplätze“ auch an Wien – violett und grün-weiß kombiniert. 19/20 und 20/21 wurde Rapid 2., letztes Jahr holte sich die Austria dank Punkteteilung Platz 3. Achtmal hätten die beiden Klubs unter den Top3 landen können, dreimal hat man es geschafft. Während neben dem Serienmeister noch Sturm und der WAC immer oben mit dabei waren, verpassten es Rapid einmal und die Austria zweimal, in der Meistergruppe zu sein. Die Hütteldorfer allerdings bewiesen davor und danach, dass diese zwei zweiten Plätze eher Ausreißer waren. Und jetzt, so ehrlich muss man sein, laufn die Klubs wieder in Gefahr, von der Fußballprovinz in die „Eineinhalbklassigkeit“ gestoßen zu werden. Das kostet Nerven, Funktionäre, Geld.

 

Vorbild Sturm?

Klar, die ersten zwei Meistergruppen der Blackies waren mäßig berauschend, aber immrhin war man stets dabei. Nun haben Schicker/Ilzer dem Team eine Stoßrichtung verpasst und das Scouting so aufgestellt, dass das Werk'l einstweilen rennt und negative Ausreißer sehr unwahrscheinlich scheinen. Das ist in Wien freilich anders. Die Austria wird aufgrund der prekären finanziellen Situation noch einige Auf und Abs in Kauf nehmen müssen. Rapid steht – wieder einmal – vor einem Richtungsstreit.

Wenn sich am kommenden Wochenende Rapid und Austria zum Derby treffen, dann ist es zwar vielleicht das wichtigste Spiel für die Fans, sportlich spielt die Musik derzeit aber weder im 14., noch im 10. Bezirk.

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