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48er-WM: Ein Plädoyer für die Vierergruppe [Momentum am Montag]

In Zukunft wird die WM auf 48 Teams aufgestockt. Ob dann in Dreier- oder Vierergruppen gespielt wird, ist offen. Hoffentlich bleibt es bei Vierergruppen.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sander + +

 

Die 3. Runde der Gruppenspiele ist unser Momentum am Montag.

Während sich die großen Fußballnationen derzeit der kleineren Gruppenüberraschungen entledigen und den Titel ab Freitag in den Viertelfinali untereinander ausmachen werden, darf festgestellt werden: Die Vierergruppen sind super! 32 Teams nahmen teil. Auf der einen Seite waren nach zwei Spieltagen mit Brasilien, Frankreich und Portugal nur drei Teams fix im Achtelfinale, umgekehrt mit Gastgeber Qatar und Kanada nur zwei Nationen ganz raus. Das heißt: Für 27 Mannschaften ging es noch um den Einzug in die KO-Phase; die Mannschaften – Stichwort Deutschland – lösten sich in den Parallelspielen quasi im Minutentakt ab, wer letztlich auf Platz 1 oder 2 landen würde.

 

Drei Kernpunkte

Wie 'The Athletic' schreibt, liegt das an drei Hauptpunkten. Die Hälfte der Nationen würde nicht alle drei Spiele gewinnen. Die Spielräume sind so gering, dass sich Polen beispielsweise fast auf die Fairplay-Wertung verlassen musste, um vor Mexiko zu bleiben. Weiters gibt es Unterschiede zwischen FIFA- und UEFA-Veranstaltungen. Bei der Euro galt beispielsweise das direkte Duell bei Punktgleichheit, nun das Torverhältnis. Und an Punkt drei ist Österreich schuld: Seit der Schande von Gijon 1982 werden die letzten Gruppenspiele gleichzeitig angepfiffen, um Absprachen zu vermeiden.

 

Dreiergruppen?

Um die ab 2026 48 Teams in Gruppen- und KO-Phase antreten zu lassen, will die FIFA Stand heute mit 16 Dreiergruppen und Sechzehntelfinale spielen lassen. Das würde aber bedeuten, dass ein Team spielfrei ist und wiederum Räume für Absprachen schaffen. Weitere Ideen dazu wäre auch ein Elfmeterschießen nach einem Gruppenphasenremis, das einen Bonuspunkt bringt. Summa summarum würde das Spannungsmoment wohl verloren gehen. Wie der 'Guardian' jüngst berichtete, dürfte es aber Überlegungen geben, zwölf Vierergruppen zu bilden. Das würde die Spannung eben hochhalten und Absprachen aufgrund der gleichzeitig stattfindenden Spiele nur schwer möglich machen – allerdings zu mehr Spielen führen.

 

104 statt 64

Der angedachte Modus sieht den Aufstieg der 24 Gruppenersten und -zweiten vor sowie die acht besten Gruppendritten. Das wären mit 104 Spielen dann um 40 mehr als bislang und um 24 mehr als im Dreiergruppenmodus. Vielleicht würde es die geneigten Fußballfans schon freuen, noch mehr Fußball zu sehen, allerdings kommt es zu weiteren Problemen. Nämlich: Wer soll so viele Spiele abhalten können? In Qatar gibt es acht Spielstätten, in den USA, Kanada und Mexiko derer 16. Das scheint kein großes Problem zu sein. Auf kleinem Raum – und da reden wir nicht von Qatar, das hätte nie passieren dürfen – wird das nicht durchführbar sein. In Zeiten der Klimakatastrophe muss man sich weiters die Frage stellen, ob das zeitgemäß ist, weil es ja in nur wenigen Ländern/Regionen so viele große Stadien auf kleinem Raum gibt.

 

Die 48er-Frage

Zudem muss man die Qualitätsfrage stellen. Durch den gegenwärtigen Qualimodus gibt es schon sehr große Unterschiede, mit 48 Teams wäre fast jede vierte Nation mit dabei. Ein Nutznießer wäre Europa, man bekommt drei Startplätze, da wären dann beispielsweise die drei Playoff-Finale-Verlierer Ukraine, Schweden und Nordmazedonien mit dabei. Südamerika bekäme 1,5 Startplätze, da würde es qualitativ mit Peru, Kolumbien oder Chile wohl noch passen, wobei hier die 0,5 bedeuten, dass man an interkontinentalen Playoffs teilnimmt. Afrika bekäme vier weitere Startplätze, aktuell scheiterten im Playoff Ägypten, Algerien, DR Kongo, Mali und Nigeria. Asien würde 3,5 Startplätze dazugewinnen. Knapp gescheitert sind (im Playoff) die Vereinigten Arabischen Emirate, als Gruppenvierte der Irak und Oman, knapp vor Syrien und der VR China. Nord- und Mittelamerika bekämen 2,5 Startplätze, da wäre man dann bei Panama, Jamaika oder El Salvador anhand der letzten Quali. Aus Ozeanien, das Australien an den asiatischen Verband verlor, dürfte der Sieger dann an den interkontinentalen Playoffs teilnehmen.

Die qualitative Spitze des Fußballs kickt in Europa, die Länder, die aufzeigen können, haben oft viele Spieler aus den großen Ligen. Selbst Japan, das im Vergleich noch eine gute Liga hat, nominierte lediglich sechs Spieler aus der heimischen Liga für die WM. Fraglich ist letztlich also, ob die jetzige Spannung mit 50 Prozent mehr Teams durch weniger Qualität überhaupt noch schlagend wird. Aber Costa Rica und Co zeigten dennoch auf und spannender ist es allemal.

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