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"Haben geschaut, wo man einen Wettbewerbsvorteil haben könnte"

Seit Sommer ist der langjährige ÖFB-Frauen-Teamchef Coach des LASK. Zu Beginn galt es die Folgen des Trainingsskandals und der nicht optimal verlaufenen Meistergruppe zu verdauen. Nun geht es um mehr Positionsspiel. Im 90minuten.at-Interview erzählt er, wie das gelingen soll.

+ + 90minuten.at Exklusiv + + Das Interview führte Georg Sander

 

Am Ende des Grunddurchgangs 2019/20 schien es so, als ob der LASK die jahrelange Dominanz von Red Bull Salzburg brechen könnte. Doch Trainingsskandal und schlechte Ergebnisse in der Meistergruppe führten letztlich zur Trennung von Valerien Ismael. Sein Nachfolger ist seit Sommer Dominik Thalhammer, jahrelang beim ÖFB unter anderem als Frauentreamchef und Trainerausbildner tätig. Thalhammer gilt nicht nur als ausgewiesener Fußballfachmann, sondern kennt sich mit seinen 50 Jahren mit vielen außergewöhnlichen Errungenschaften aus.

2004 wurde er mit gerade einmal 33 Jahren Admira-Trainer, der jüngste Bundesligacoach der Geschichte. Mit dem Frauenteam erreichte er 2017 bei der Europameisterschaft das Halbfinale, schied dort nach 120 torlosen Minuten im Elfmeterschießen aus. Warum sollte er nicht der Coach sein, der die Dominanz der Bullen bricht? Was es dafür braucht, welche Puzzlesteine vonnöten sind und warum er sich für ein NFL-ähnliches Trainerteam entschied, erklärt er im Interview mit 90minuten.at

 

90minuten.at: Der LASK ist ein bisschen rumpelig in die Saison reingestartet, mittlerweile geht es. Warum hat es, trotz eigentlich keiner wirklich entscheidenden Abgänge bis auf Klauss, ein bisschen gedauert, bis man reinkommt?

Dominik Thalhammer: Ich denke, man muss die alte Saison mitdenken. Die Ergebnisse in der Meistergruppe waren nicht so gut, da konnte man eine Verunsicherung in der Mannschaft spüren. Dann ist am Anfang der Vorbereitung noch Dominik Frieser weg gegangen. Da gab es offensiv noch nicht diese Möglichkeiten und das Potential, aber ich denke, dass wir mit dem ersten Bewerbsspiel auf einem Weg waren, auf dem es immer nach oben gegangen ist – mit Potential und Verbesserungsmöglichkeiten. Weiters war es so, dass wir mit dem Spiel gegen den Ball die Basis haben, auf dem kann man aufbauen. Wir wollen aber auch das Spiel mit dem Ball weiter entwickeln und Prozesse einleiten.

90minuten.at: Bleiben wir noch bei der Vorsaison. Sie kamen also zu einer Mannschaft, die noch die Nachwirkungen des Trainingsskandals spürte?

Thalhammer: Das ist spekulativ. Aber man hat gemerkt, dass die Niederlagen etwas gemacht haben und man hat es gespürt. Vielleicht haben deshalb die Ergebnisse in der Vorbereitung nicht gepasst.

 

90minuten.at: Es gibt, glaubt man diversen Aussagen, einen starken Mannschaftsrat. Behalten Sie das so bei?

Thalhammer: Es ist ein wesentlicher Faktor, die Spieler miteinzubeziehen. Es braucht ja alles, was man macht, ein entsprechendes Commitment. Aber ich glaube, dass wir hier eine Mannschaft haben, die stark bereit ist, neue und andere Wege zu gehen und entwicklungstechnisch voran zu kommen. In der Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit den Spielern und dem Mannschaftsrat sehr gut.

 

90minuten.at: Haben Sie sich auch mit den Spielern ausgetauscht, was Erwartungen ans Training sind beispielsweise?

Thalhammer: Mitreden...man muss unterscheiden zwischen jemanden einbeziehen und dem Committment und dem Mitgehen eines Weges, der beim LASK ohnehin Grundlage ist. Wir versuchen, intensiv zu trainieren, in den Trainingseinheiten eine hohe Intensität an den Tag zu legen. Das ist die LASK-DNA und die ist gegeben und gut. Die will man beibehalten und entwickeln. Daneben gibt es noch Dinge im Spiel mit dem Ball. Da ist die Mannschaft bereit, den Weg mitzugehen.

"Es gibt ein Gerüst in der Mannschaft und man hat gesehen, dass, wenn der eine oder andere Führungsspieler fehlt, unser Spiel anders ist" - Dominik Thalhammer

90minuten.at: Der LASK besticht durch Ballerobern und Umschalten. Die Gegner stellen sich drauf ein. In welchen Bereichen wird man sich weiterentwickeln können?

Thalhammer: Es geht weniger um den Ballbesitz, aber um Positionsspiel. In diesem Sinne gilt es, Überlegenheiten am Platz zu schaffen und bei den Gegenspielern Entscheidungsprobleme herbei zu führen. Da haben wir große Schritte nach vorne gemacht. Das belegen unsere Daten. Das Spiel geht nicht mehr so schnell vertikal, ist nicht mehr so zentrumsorientiert. Wir kommen mit einer hohen Frequenz in Halbräume und wir erzielen klare Fortschritte.

 

90minuten.at: Sind die Änderungen notwendig?

Thalhammer: Das Spiel gegen den Ball und das Umschaltverhalten sind die Basis und wichtig für unser Spiel. Und wir wollen eine klare Weiterentwicklung.

 

90minuten.at: Der LASK spielt oft mit derselben Elf. Würden Sie zustimmen, dass diese erste Elf doch um einiges stärker ist als die zweite Reihe?

Thalhammer: Es gibt ein Gerüst in der Mannschaft und man hat gesehen, dass, wenn der eine oder andere Führungsspieler fehlt, unser Spiel anders ist. Sie sind nicht so leicht zu ersetzen, das kann man so sagen.

 

90minuten.at: Was kann man da gruppentaktisch machen?

Thalhammer: Es geht um eine gute Trainings- und Belastungssteuerung sowie ein gutes Monitoring. So kann man das gut steuern. Im ersten und zweiten Slot ist uns das gut gelungen.

 

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