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Roland Schmid: "Ich erkenne unter Didi Kühbauer keine nachhaltige Verbesserung“

Roland Schmid spricht im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at über den steinigen Weg zur Zulassung zur Präsidenten-Wahl, die Gründe für die sportliche Misere in Hütteldorf, warum Rapid in den vergangenen Jahren seiner Ansicht nach zu überheblich agiert hat und warum Michael Tojner nicht als klassischer Investor gesehen wird.

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++ 90minuten.at-Exklusiv ++ Das Gespräch führte Michael Fiala

 

Roland Schmid ist der Herausforderer von Martin Bruckner (>> siehe Interview hier) im Kampf um das Amt des Rapid-Präsidenten. Der erfolgreiche Unternehmer hat einen langen, beschwerlichen Weg hinter sich, bis das Wahlkomitee schlussendlich die fusionierte Liste Schmid/Grüneis zugelassen hat. Für die Rapid-Mitglieder heißt das nun: Die Qual der Wahl. Die Konzepte beider Listen sind unterschiedlich. Schmid setzt vor allem auf die sportliche Erneuerung, ihm ist die Entwicklung der vergangenen Jahre zu wenig.

Das Interview findet in Schmids Büro bei seinem Unternehmen ImmoUnited in bester Lage im ersten Bezirk statt. Seine Rapid-Liebe ist dabei nicht zu verkennen: Die Wand im Büro ziert ein großes Rapid-Graffiti, auch eine künstlerische Installation am Gang wurde auf grün umgefärbt. Das Gespräch, das rund eine Stunde dauern wird, beginnt …

 

90minuten.at: Auch an Sie gleich zu Beginn wie bei Martin Bruckner die Frage: Erklären Sie mir in wenigen Sätzen: Warum sollte ein Rapid-Mitglied am 25. November Ihrer Liste die Stimme geben und nicht Martin Bruckner?

Roland Schmid: Weil wir ein Konzept erstellt haben, das sich auf vier Kernthemen reduziert. In den ersten beiden Punkten stellen wir den Sport in den Vordergrund. „Alles für den Sport“ ist bei Rapid sehr wichtig. Wir sind bei Rapid ein Fußballverein und kein Wirtschaftsbetrieb. Ich bin überzeugt, dass unser Team die richtigen Inhalte hat, den Sport in den Vordergrund zu stellen. Dafür brauchen wir mehr Geld für die Akademie und den Nachwuchs. Wir setzen auch auf eine bessere Gesprächskultur zu den Stakeholdern von Rapid. Unser Team traut sich zudem zu, Geld, das für Rapid speziell im Nachwuchs wichtig ist, aufstellen zu können.

90minuten.at: Bevor wir über die Details zu Ihren Plänen und Ihrem Konzept sprechen, würde ich gerne ein wenig darüber reden, wie die Fusion der beiden Listen zustande gekommen ist. Ursprünglich wollten Sie ja bereits mit Robert Grüneis gemeinsam antreten. Doch das hat sich dann zerschlagen. Warum?

Roland Schmid: Robert Grüneis war ursprünglich als Vizepräsident in meiner Liste vorgesehen, weil für Rapid der Kontakt zur Stadt sehr wichtig ist. Die Stadt ist mit Wien Energie Hauptsponsor, wir stehen mit dem Stadion auf einem Wiener Standort und wir bekommen Förderungen von der Stadt. Es ist dann zur Trennung gekommen, weil wir uns über die Personalbesetzung im Präsidium in Punkto Wirtschaft nicht einig waren. Darauf hat Grüneis beschlossen, eine eigene Liste zu machen. Rückwirkend war das toll, weil wir unabhängig voneinander starke Persönlichkeiten für unsere Teams gewonnen haben. Mit dem Druck vom Wahlkomitee bin ich mit Grüneis dann intensiv zusammengesessen. Das Wichtigste ist der Inhalt, dann kommen erst die Personen. Inhaltlich haben wir eine hohe Übereinstimmung gehabt und sind so wieder zusammengekommen mit der Konsequenz, dass Grüneis nicht mehr als Vizepräsident aufscheint, weil mir wichtig ist, dass ich keine Politik in der Vereinsführung haben möchte. Grüneis nimmt sich dem Thema Nachwuchs und Akademie an.

 

90minuten.at: Schlussendlich kam es dann zur Fusion. Man hat dann zum Beispiel gehört, dass es zu Ihrer ursprünglichen Liste keine Mehrheit im Wahlkomitee gegeben und man Ihnen die Aufgabe empfohlen hätte. Offiziell gab es damals ja den Wunsch des Wahlkomitees, nicht mit den Medien zu kommunizieren, weshalb zu diesen Gerüchten nie Stellung bezogen wurde.

Roland Schmid: Es war nicht nur der Wunsch des Wahlkomitees nicht zu kommunizieren, sondern es war definitiv so, dass man mich ausgeschlossen hätte, wenn ich es getan hätte. Der Druck des Wahlkomitees war hart, ich habe mich an alle Vorgaben gehalten. Ich möchte aber auch betonen, dass es aus inhaltlicher Sicht sehr hart war, diese Regeln einzuhalten. Ich kann aber natürlich nachvollziehen, dass das Komitee entsprechend den Satzungen versucht hat, eine geeinte Liste zu ermöglichen. Das kommt aus der Historie und ist durchaus sinnvoll. Das muss man in der Zukunft aber, egal wer gewinnt, verändern. Ziel muss es sein, kompetente Bewerbungen zuzulassen. Und alle drei Listen haben rückwirkend gesehen, dies erfüllt.

"Nachdem sich das Wahlkomitee einige Wochen Zeit genommen hat, nach den Hearings die Inhalte zu diskutieren, kam dann schon die Botschaft: Roland, das Ziel ist eine Liste, was müssen wir tun, dass du nicht antrittst. "

90minuten.at: Aber gab es jetzt Signale vom Wahlkomitee in Ihre Richtung, dass Sie die Bewerbung zurückziehen sollen?

Roland Schmid: Ganz, ganz klare Signale.

 

90minuten.at: Mit welcher Begründung?

Roland Schmid: Ich spreche hier offen: Es war von Anfang an beim Wahlkomitee eine Tendenz zur Liste Bruckner herauszuhören. Nachdem sich das Wahlkomitee einige Wochen Zeit genommen hat, nach den Hearings die Inhalte zu diskutieren, kam dann schon die Botschaft: Roland, das Ziel ist eine Liste, was müssen wir tun, dass du nicht antrittst. Dieser Druck war schon sehr groß und das sollte in Zukunft anders ablaufen.

 

90minuten.at: Was hat dann schlussendlich zur Fusion geführt? Man hätte ja auch darauf bestehen können, die eigene Liste durchzubringen? Oder war es so eindeutig vom Wahlkomitee, dass man mit der Liste Schmid nicht durchkommen wird?

Roland Schmid: Nein, so klar war es nicht. Ich verstehe es, dass man eine Liste erzwingen wollte. Das war ja auch der Grund, warum sich alle Listen am 26. Oktober an einen Tisch gesetzt und gesprochen haben. Und da war schnell klar, dass es inhaltlich mit Bruckner nicht geht – menschlich ist Martin Bruckner ein toller Mensch. Grüneis und Schmid haben rasch festgestellt, dass es inhaltlich passt und man zusammengehen kann. Uns war dann klar, dass es keinen Sinn macht, den Mitgliedern mehr oder weniger zwei Mal die gleichen Inhalte zur Wahl zu stellen.

 

90minuten.at: Was dann aufgefallen ist: Als am Montag (28. Oktober) die Entscheidung, dass beide Listen antreten dürfen, fix war, wurde von Ihrer Pressestelle das Konzept von Grüneis verschickt. Ist das authentisch, schließlich werden Sie in diesem Konzept nicht einmal namentlich erwähnt?

Roland Schmid: Sie sprechen mir aus der Seele. Das ist ein formales Problem gewesen, weil die Konzepte ja vom Wahlkomitee bewertet wurden und wir mussten uns für eines von beiden entscheiden. Wir konnten keine Mischform aussenden. Nach dem das sportliche Konzept von Grüneis ausformulierter und in Zahlen genauer war, haben wir uns dazu entschieden, jenes von Grüneis zu übernehmen. Es war vom Wahlkomitee ungeschickt, sogar das Team im Konzept war falsch. Da waren plötzlich Leute in den Medien, die längst nicht mehr dabei waren.

"Wir haben Didi Kühbauer jetzt seit vorigem Jahr und ich erkenne im sportlichen Bereich unter ihm keine nachhaltige Verbesserung. Das ist das Rapid-Problem: Es kommt die Euphorie nach dem Cup-Spiel gegen Salzburg, wo man Rapid kämpfen gesehen hat und dann verlieren wir gegen St. Pölten gegen den Tabellenletzten." - Roland Schmid

90minuten.at: Kommen wir zum finalen Konzept, dem Grüneis-Konzept, speziell zum sportlichen Bereich. Ein zentraler Slogan lautet: „Alles für den Sport.“ Was fehlt denn dem SK Rapid aus sportlicher Sicht?

Roland Schmid: Erfolg. Und das nicht erst seit 11 Jahren, sondern wenn man die Cup-Spiele auch dazu rechnet, seit 24 Jahren. Ich weiß, dass hier Maßnahmen getroffen worden sind. Es gibt einen neuen Sportdirektor, der gute Arbeit macht und noch ein bisschen Zeit braucht. Aber bleiben wir bei der Trainerposition: Wir haben Didi Kühbauer jetzt seit vorigem Jahr und ich erkenne im sportlichen Bereich unter ihm keine nachhaltige Verbesserung. Das ist das Rapid-Problem: Es kommt die Euphorie nach dem Cup-Spiel gegen Salzburg, wo man Rapid kämpfen gesehen hat und dann verlieren wir gegen St. Pölten gegen den Tabellenletzten. Sportlich gibt es viel zu tun. Wir erkennen hier noch keine Tendenz, dass das nachhaltige Konzept funktioniert. Bei Barisic braucht es eben noch ein bisschen Zeit, um das zu beurteilen. Da wollen wir einhaken. Es muss ein Konzept erstellt werden, wofür Rapid überhaupt steht.

 

90minuten.at: Stellen Sie Didi Kühbauer damit in Frage?

Roland Schmid: Überhaupt nicht. Ich vertraue dem jetzigen Sportdirektor. Was die Trainerfrage oder Spieler betrifft – das wird immer der Sportdirektor entscheiden und nicht der Präsident. Allerdings wünschen wir uns eine Art Rapid-Katalog, in dem definiert ist, wofür wir stehen, welche Werte wichtig sind, was wir spielerisch sehen, welche Philosophie wir sehen wollen …

 

90minuten.at: .. hat Rapid derzeit eine Spielphilosophie, die man auf dem Platz erkennt?

Roland Schmid: Ich kenne und erkenne keine.

 

90minuten.at: So etwas würden Sie als Präsident vom Sportdirektor dann einfordern?

Roland Schmid: Ganz wichtig, ich glaube es muss jeder bei Rapid, und damit meine ich nicht nur Spieler oder Trainer, wissen, wofür Rapid steht und wie man auftreten will. Trainer und Spieler müssen zu Rapid passen und nicht umgekehrt.

 

90minuten.at: Es ist generell ja immer eine Herausforderung für einen Klub, wenn man mit dem Sportdirektor die höchste sportliche Position in einem Klub bestellt, die sportliche Kompetenz im Präsidium sicherzustellen, um diese Person auch adäquat auswählen zu können ..

Roland Schmid: Es muss eine Arbeitsgruppe geben, die das Rapid-Konzept bzw. das Rapid-Papier erstellt. Das muss in einem Team passieren, natürlich mit dem Sportdirektor, mit kompetenten Leuten aus dem Rapid-Umfeld, möglicherweise aber auch externen Personen. Zoran Barisic steht jetzt nicht zur Diskussion, das ist mir wichtig zu sagen, aber ich denke jetzt weit in die Zukunft, wenn es wieder mal zu einer Bestellung des Sportdirektors kommen sollte. Wenn ein neuer Geschäftsführer kommen sollte, muss man wissen, was dieser für das Unternehmen tun muss. Wir müssen das auch wissen.

 

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