"Wir sollen so Fußball spielen, dass wir erfolgreich sind. Der Teamchef sucht sich seine Spieler aus und weiß, was er ihnen zutrauen kann. Ich habe alle Spiele unter Koller gesehen. Da waren einige grandiose Spiele dabei. Aber in vielen Begegnungen sind sie nicht offensiver aufgetreten als jetzt."
90minuten.at: Sie sagten zuletzt: Das Nationalteam hat seinen Weg gefunden. Welcher Weg ist das?
Das Trainerteam und die Mannschaft haben sich gefunden. Zu Marcel Koller war eine große Vertrauensbasis da, alle mussten sich an neue Betreuer gewöhnen. Wir haben zwölf Spiele absolviert, es wurde viel probiert.
90minuten.at: In den Testspielen agierte das Nationalteam mutiger, in den Pflichtspielen sehr vorsichtig.
Zu dem Schluss kann man kommen. Aber wird hatten vom Personellen her in den Testspielen eine andere Situation. Ein Beispiel: Prödl hat im Herbst nicht gespielt, Baumgartlinger war lange verletzt, Arnautovic war ständig angeschlagen. Ich glaube nicht, dass wir aufgrund der Pflichtspiel-Situation weniger mutig gespielt haben.
90minuten.at: Das heißt: Wenn einige Spieler ausfallen, muss man vorsichtiger spielen?
Nein. Aber die Spieler waren nicht in derselben Verfassung wie in den Testspielen. Es spielt da die Fitness, die Form, die Spielpraxis mit. Mit der Niederlage in Bosnien haben wir nicht gerechnet. Aber ich würde ihre These, dass wir vorsichtiger gespielt haben, nicht unterschreiben.
90minuten.at: Es war offensichtlich, dass man vorsichtiger gespielt hat.
Wir sollen so Fußball spielen, dass wir erfolgreich sind. Der Teamchef sucht sich seine Spieler aus und weiß, was er ihnen zutrauen kann. Ich habe alle Spiele unter Koller gesehen. Da waren einige grandiose Spiele dabei. Aber in vielen Begegnungen sind sie nicht offensiver aufgetreten als jetzt.
90minuten.at: Bei der Niederlage gegen Bosnien trat Österreich schon sehr vorsichtig auf. Es ist ja nicht daran gescheitert, weil man 17 Chancen vergeben hat.
Ich weiß nicht, ob wir zu vorsichtig waren. Wir waren an diesem Tag einfach nicht gut genug. Es haben Abläufe nicht gepasst, wir haben Fehler gemacht, die wir davor nicht gemacht haben. Es war das erste Bewerbsspiel.
90minuten.at: Macht das einen Unterschied in der Herangehensweise: Pflichtspiel oder Testspiel?
Für uns nicht, aber vielleicht war in den Freundschaftsspielen bei den Gegnern eine andere Herangehensweise. Viele unserer Testspielgegner hatten den Fokus: Vorbereitung auf die WM. Für uns waren das ganz wichtige Spiele.
90minuten.at: Sie haben uns einmal gesagt: Sie denken sehr ähnlich über den Fußball wie Foda.
Ich denke, dass man aus einer guten Organisation heraus spielen muss, um erfolgreich zu sein. Das verbindet uns definitiv. Aus den Möglichkeiten, die wir haben, müssen wir das Beste machen. Das versuchen wir.
90minuten.at: Aber mehr als eine halbwegs gute Organisation in der Defensive sah man in den Nations League-Spielen nicht. In der Offensive war das sehr mau.
Ja, aber das hatte mit Problemen der Offensivspieler zu tun. Wir hatten Sabitzer fast nie, Arnautovic und Burgstaller waren permanent angeschlagen. Das Spiel nach vorne hängt schon mit der Fitness und der aktuellen Verfassung der Offensivspieler zusammen.
90minuten.at: Franco Foda betonte, dass es für die Offensivspieler viele Freiheiten gibt und wenig klar koordinierte Abläufe.
In der Defensive haben wir alle unsere Abläufe. Nach vorne ist es ganz normal, dass sie ihre Freiheiten haben.
90minuten.at: Es ist doch nicht normal, dass man in der Offensive keine Abläufe hat, oder?
Natürlich haben wir Abläufe, aber im letzten Drittel geht es schon um Kreativität und Inspiration. Das wollen wir den Spielern nicht nehmen. Wir wollen nicht komplett nach Schablone spielen, aber natürlich gibt es Laufwege. Wir wollen dorthin kommen, dass Spieler wieder individuelle Lösungen finden, die nicht in ihren vorgefertigten Abläufen festhängen. Wenn ein Gegner dort steht, ist der Ablauf vorbei. In der Offensive geht es viel um Kreativität.
Auf Seite 2 des Interviews mit Peter Schöttel sprechen wir über das taktische Phänomen des „Foda-Lochs“ und ob es die Aufgabe des Sportdirektors ist, den Trainer auch aus taktischer Sicht zu inspirieren oder zu lenken.