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Reinhard Herovits: "Es gibt jetzt keine Schuhschachtelbuchhaltung mehr"

Nach knapp zwei Jahrzehnten bei der Bundesliga verabschiedet sich Reinhard Herovits Ende September. Im Interview lässt er die Zeit Revue passieren - inklusive Anektoden über Rechnungen in Schuhschachteln, Hannes Kartnig auf Ibiza und einem Rapid-Titel vor 5.000 Fans.

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Der scheidende Bundesliga-Vorstand Reinhard Herovits im 90minutenFM Fußballjournal über …

 

… die größte Errungenschaft der letzten Jahre: „Der Reformprozess war sicherlich eines der größten Projekte in den letzten 18 Jahren. Aber wenn ich an die Lizenzierung denke, waren die Anforderungen bei weitem niedriger als jetzt. Das hat sich bis 2010 gezogen. Mittlerweile gibt es verantwortungsvolles Handeln bei den Klubs. Auch die wirtschaftliche Gesundung der Liga war wichtig. Es gab wirtschftliche Probleme, hätten die Klubs uns damals nicht Gelder zurück gegeben, wären wir Insolvenz-gefährdet gewesen.“

… die noch immer nicht allerorts gute Infrastruktur: „Mit der 2013 gestarteten Infrastruktur-Offensive haben wir notwendige Schritte gesetzt. Das geht aber auch nicht von heute auf Morgen. Es macht aber auch den Charme der Liga aus, dass nicht alle Stadien UEFA-tauglich sind. Es gehört zu Österreich, dass nicht alle Stadien gleich aussehen. Ich kenne viele Stadien in Deutschland, wenn man das Vereinswappen nicht sieht, weiß man nicht, welcher Verein da spielt. Aber es gibt Luft nach oben.“

"Die Fälle Tirol, die beiden Grazer Insolvenzen, die waren notwendig. Anfang der 2000er waren die Klubs als Vereine organisiert, viel war ehrenamtlich. Es gibt jetzt keine Schuhschachtelbuchhaltung mehr. " - Reinhard Herovits

… den Kompromiss in der 2. Liga: „Es war wichtig, die Anforderungen in der zweiten Liga zu senken. Der Platz für 20 Profiklubs ist in Österreich nicht gegeben. Klubs wie Vorwärts Steyr kommen mit den gesenkten Anforderungen viel besser zurecht. Austria Salzburg war gleich im ersten Jahr insolvent! Jetzt ist es 'lebbarer' geworden. Es sind alle von uns gesteckten Ziele aufgegangen.“

... die dritte Leistungsstufe bei der Reform: „Die Regionlligen fallen nicht in den Kompetenzbereich der Liga. Aber die Pyramide ist zu breit, es gibt zu viele Klubs in den ersten drei Ligen. Ich finde es suboptimal, dass die dritte Leistungsstufe aufgrund des Föderalismus unterschiedlich strukturiert ist. Sowohl der ÖFB, als auch die Landesverbände waren aber beim Ligareformprozess Stakeholder. Ich bin mir sicher, dass sich da etwas tun wird.“

… die Stimmung in der Bundesliga: „Man muss das über einen längeren Zeitraum sehen. Es ist normal, dass jeder Klub Eigeninteressen hat. In den letzten zwei Jahrzehnten hat es sich aber verbessert.“

… frühere finanzielle Probleme: „Das Bewusstsein hat sich gebessert. Die Fälle Tirol, die beiden Grazer Insolvenzen, die waren notwendig. Anfang der 2000er waren die Klubs als Vereine organisiert, viel war ehrenamtlich. Es gibt jetzt keine Schuhschachtelbuchhaltung mehr. Gesetzliche Notwendigkeiten und vermehrte Prüfunden tragen auch dazu bei, dass der Fußballsport fundierter wird."

 

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