Nikolas Polster war vergangene Saison der Durchstarter schlechthin bei Bundesliga-Überflieger WAC.
Überrascht über eine derart gute Saison war auch der kürzlich 23 Jahre alt gewordene Torhüter selbst: "Dass es gleich so einschlägt, habe ich mir natürlich nicht vorstellen können. Mit der Einstellung bin ich auch nicht hingegangen, dass wir da um den Meistertitel mitspielen."
Ausgebildet wurde Polster bei Rapid. 2020 folgte der Wechsel zum LASK. Bei den Juniors OÖ sammelte er dann auch seine ersten Einsatzminuten im Profifußball - nämlich in LigaZwa. Nach weiteren Leihstationen bei Vorwärts Steyr und Horn hielt er 2024 bereits bei 65 Einsätzen in der ADMIRAL 2. Liga.
"Ohne dem wäre es nicht so schnell gegangen, dass ich Bundesliga-Torhüter bin. Diese Zeit in der 2. Liga hat auf jeden Fall viel Selbstvertrauen gegeben", so Polster, der im Juli 2024 für 500.000 Euro vom LASK ins Lavanttal wechselte. "Und dann ist es natürlich besser gelaufen als gedacht beim WAC."
Cupsieger in der ersten Saison
Kurz zusammengefasst: Polster löst Lukas Gütlbauer bereits in der 3. Runde als Nummer eins im WAC-Tor ab und brilliert fortan mit starken Leistungen. Auch im UNIQA ÖFB-Cup, der letztendlich sogar gewonnen wurde.
Auf den Weg zum sensationellen Cup-Titel musste man im Halbfinale den LASK ausschalten. Held des Abends war Polster, der den letzten Elfmeter von Samuel Adeniran parierte. Auch im Achtelfinale gegen Austria Klagenfurt konnte er zum Matchwinner avancieren, indem er den letzten und entscheidenden Elfmeter von Jannik Robatsch hielt.

Angesprochen auf sein Geheimnis beim Parieren von Elfmetern sagt er: "Die Schützen werden schon im Vorhinein analysiert, aber ich entscheide dann eher nach meinem Gefühl. Ich schaue, wie läuft er an, wo schaut er hin. Auch versuche ich, in die Köpfe hineinzukommen."
Party bis das Dach brannte
Im Finale des ÖFB-Cups konnte man sich letztlich mit 1:0 gegen Hartberg durchsetzen. Gefeiert wurde selbstverständlich. "Bis das Stadion gebrannt hat (Alle Hintergründe >>>), war es relativ lustig. Danach ist die Party leider etwas gecrasht worden. Ein paar sind noch geblieben, ein paar sind heimgefahren."
Auf die Frage, in welcher Gruppe er dabei war, sagte er: "Ich bin noch bisschen geblieben. Alle Freunde und Familie sind ja gekommen und dann habe ich noch ein bisschen die Zeit mit denen genossen."
"Da kommen schon viele Emotionen hoch"
Von einem Highlight ging es danach rasch zum nächsten. Im Juni wurde Nikolas Polster erstmals ins Nationalteam berufen. "Am Tag der Pressekonferenz wurde ich in der Früh vom Teammanager angerufen und verständigt, dass ich dabei bin. Da kommen dann schon viele Emotionen hoch."
Den Auftakt der WM-Quali absolvierte er mit den ebenfalls nominierten Torhütern Patrick Pentz, Tobias Lawal und Co-Neuling Nicolas Schmid. "Das sind alle drei Top-Tormänner. Wir haben ein richtig gutes Niveau gehabt. Das macht richtig Spaß mit dem Gspusi, dem Torwarttrainer", sagt der 23-Jährige.
Ein Highlight war es auch, die Stars des ÖFB-Teams kennenzulernen. "Man freut sich schon, wenn man dann mit den ganz großen Namen wie Arnautovic, Sabitzer und Laimer trainieren kann. Mit denen am Platz zu spielen, ist richtig cool."
Rangnick hat zum Geburtstag gratuliert
Nach den Siegen gegen Rumänien und San Marino stuft der Torhüter die Chancen auf eine Qualifikation für die WM 2026 als realistisch ein: "Mit der Mannschaft und der Qualität ist die Gruppe machbar. Mein Ziel ist es, mich in der Nationalmannschaft zu etablieren, die Quali zu schaffen und dann am besten nächstes Jahr zur WM zu fahren."
Auch über Teamchef Rangnick hat er nur Positives zu vermelden: "Menschlich ist er top. Er hat mir auch zum Geburtstag gratuliert. Da habe ich mich sehr gefreut."
Bei Klub-Trainer Didi Kühbauer kommt er ebenso ins Schwärmen: "Sie wissen beide genau, was sie tun. Rangnick ist bisschen anders mit seiner Red-Bull-DNA, aber jeder hat seine eigenen Ideen."
Blick auf die kommende Saison
Trotz eines realistischen Blicks auf die kommende Saison bleibt der Anspruch hoch – sowohl individuell als auch im Team. "Mein Ziel ist es natürlich, verletzungsfrei zu bleiben, mich international zu beweisen und auf einer anderen Plattform zu zeigen, was ich alles kann", sagt der 23-jährige Schlussmann.
"Ich glaube jetzt nicht, dass wir nochmal so eine Saison haben werden, wo wir um den Titel mitspielen, aber das Ziel ist es, oben dabeizubleiben und die Großen zu ärgern", sagt der Neo-Nationalspieler.
Der Keeper hat auch feste Pläne für die Zukunft: "Die nächsten Jahre ist es schon klar das Ziel, ins Ausland zu gehen und in einer Top-Fünf-Liga zu spielen."
"Ein großer Traum wäre natürlich die Premier League, aber auch die spanische Liga wäre von der Spielkultur sehr reizvoll."
"Fühle mich Rapid noch sehr verbunden"
Auch eine Rückkehr zu seinem Jugendklub Rapid, wo er elf Jahre lang spielte, schließt der Torhüter nicht aus: "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht richtig cool wäre, nochmal dort zu spielen. Ich fühle mich mit Rapid immer noch sehr verbunden und vielleicht ergibt es sich noch einmal, dort spielen zu dürfen."
Besonders großen Respekt hat er vor einem slowenischen Torhüter: "Mein Vorbild ist eigentlich immer Jan Oblak gewesen. Seine Art imponiert mir sehr, weil er ein sehr ruhiger Torwart ist, der nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber er hat auch eine unglaubliche Ausstrahlung. Das gefällt mir sehr."