Es ist ein krasser Kontrast zwischen dem beschaulichen FAC und dem aufstrebenden FC Blau-Weiß Linz, dem sich Mitja Mörec gegenübersieht.
Der mediale Trubel in der ADMIRAL Bundesliga ist deutlich höher als jener in der ADMIRAL 2. Liga. So begehrt wie aktuell war Mörec als Gesprächspartner in seiner Trainer-Karriere noch nie.
Der 41-Jährige nimmt das gelassen, wirkt genauso entspannt und besonnen, wie immer. "Ich werde Mitja Mörec bleiben, das ist mir extrem wichtig", betont der Neo-Bundesliga-Trainer.
Darüber, wie bei Blau-Weiß unter ihm spielen soll, was er von seinem Team sehen will und die Kaderpolitik wurde zuletzt mehr als genug berichtet. Bei 90minuten schildert Mörec, was ihn zu dem werden ließ, der er ist, was ihn antreibt und was er am Anfang seiner Trainerlaufbahn unterschätzt hat.
90minuten: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Job! Wie fühlt es sich an, erstmals Cheftrainer in der Bundesliga zu sein?
Mitja Mörec: Vielen Dank. Es fühlt sich sehr, sehr geil an. Das war mein großes Ziel und ich werde alles tun, um diese große Chance zu nützen.
90minuten: Wann gab es den ersten Kontakt und wie schnell war für Sie klar, dass Sie das machen wollen?
Mörec: Der erste Kontakt war vor circa drei Wochen, da haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Ich habe mit Sportdirektor Christoph Schösswendter ein sehr, sehr gutes Gespräch geführt und schon ein gutes Gefühl bekommen. Ich habe mich auf das Gespräch vorbereitet, die Mannschaft analysiert und schnell erkannt, dass das eine sehr spannende Aufgabe sein kann.
Das neue Stadion, die tolle Kulisse, die Fans und die Mannschaft. Das macht Blau-Weiß Linz besonders und geil.
90minuten: Gab es im Sommer auch andere Optionen, oder war Blau-Weiß Linz rasch die klare Nummer eins?
Mörec: Der Sommer war sehr, sehr ruhig und dann ist das Angebot von Blau-Weiß Linz gekommen. Ein erster Kontakt, ein zweiter Kontakt – und dann war für mich klipp und klar: Das muss ich machen.
90minuten: Sie haben die Gespräche mit Christoph Schösswendter schon angesprochen. Was hat außerdem den Ausschlag für Blau-Weiß Linz gegeben?
Mörec: Natürlich war das wesentlich. Mir hat imponiert, wie er den Verein vorgestellt hat und wie die Ziele für die Zukunft sind. Das Menschliche war auch ein Faktor. Wir haben uns gleich "gecatcht". Dazu kommen natürlich das neue Stadion, die tolle Kulisse, die Fans und die Mannschaft. Das macht Blau-Weiß Linz besonders und geil. Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe.

90minuten: Sie waren davor drei Jahre beim FAC und das sehr erfolgreich. Wie schwer ist Ihnen der Abschied vom FAC gefallen?
Mörec: Das war sehr, sehr emotional. Ich habe den Verein (Blau-Weiß Linz, Anm.) gebeten, noch beim letzten Testspiel dabei sein zu dürfen. Nach dessen Ende habe ich mich verabschiedet und ich hätte nie im Leben gedacht, dass es so schwer sein würde. Ich konnte das, was ich vorbereitet hatte, kaum aussprechen. Der FAC hat mir die Chance gegeben, als Trainer zu beginnen und mich weiterzuentwickeln. Danke an den FAC für die Zusammenarbeit, ich wünsche dem Verein nur das Beste.
90minuten: Das Medieninteresse wird in der Bundesliga nun deutlich größer sein. Verändert das auch, wie Sie auftreten oder kommunizieren wollen?
Mörec: Ich werde Mitja Mörec bleiben, das ist mir extrem wichtig. Ich werde versuchen, mit euch (den Medien, Anm.) sehr ehrlich zu kommunizieren und respektvoll zu sein. Ich erwarte natürlich, dass ihr das genauso macht. Bisher hat das gut geklappt, wir haben ein gutes Verhältnis.
Ich kann auch sehr emotional und laut sein
90minuten: Sie wirken immer sehr ruhig, aufgeräumt und strukturiert. Wie würden Sie sich als Trainer-Persönlichkeit beschreiben?
Mörec: Genau so. Ich bin sehr detailliert und strukturiert. Ich versuche, meine Mannschaft bestmöglich vorzubereiten. Ich möchte gegenüber Schiedsrichtern, Gegnern und Trainern stets respektvoll sein. Es stimmt, dass ich ruhig bin, aber ich kann auch sehr emotional und laut sein. Man muss immer gut einschätzen, was die Mannschaft und der Verein brauchen.
90minuten: Als Spieler waren Sie in vielen Ländern tätig. Unter anderem in Bulgarien, Israel, Vietnam und Kasachstan. Wie hat Sie das als Mensch geprägt?
Mörec: Das hat mich sehr geprägt. Ich habe aus dieser Zeit sehr viel mitgenommen und gelernt. Ich konnte viele Kulturen und Sprachen kennenlernen und zahlreiche Kontakte knüpfen. Wir alle wissen, wie wichtig das im Fußball ist. Ich versuche tagtäglich, diese Erfahrungen in meine Arbeit einzubringen – sei es in der Spielvorbereitung als auch während der Spiele. Sie hilft mir auch, Spieler in gewissen Situationen zu verstehen.
Ich war kein Übertalent und habe mir alles erarbeitet
90minuten: Hat es Erlebnisse gegeben, die bis heute einen Einfluss auf Ihre tägliche Arbeit haben?
Mörec: Im Nationalteam zu spielen, war natürlich etwas Besonderes. Wenn man das erste Mal auf der Mittellinie steht und die Hymne hört und mitsingt, ist das speziell. Auch die Vizemeister-Saison mit dem FAC zählt dazu. Das erste Bundesligaspiel gegen Rapid wird sicher auch ein Highlight für mich sein.
90minuten: Ihre Karriere haben Sie in Ihrer Heimat Slowenien gestartet. Was hat Ihnen Ihre Heimat mitgegeben, das Sie bis heute mit sich tragen?
Mörec: Vor allem diese Bodenständigkeit. Immer realistisch und demütig zu bleiben. Ich war kein Übertalent und habe mir alles erarbeitet. Auch als Trainer war das so.
90minuten: Auch Ihre erste Station nach der Spielerkarriere war in Ihrer Heimat, bei Ihrem Jugendverein NS Mura, allerdings als Sportdirektor. Was hat Sie dann doch ins Trainerfach gezogen?
Mörec: Mir war nach der Spielerkarriere klar, dass ich im Fußball bleiben möchte. Aber mir war noch nicht klar, in welcher Rolle. Dann habe ich das Angebot aus Mura bekommen. Ich habe mich in diesem Projekt wiedergefunden. Es hat auch gut geklappt, denn wir sind aufgestiegen. Ich war immer bei den Spielen und Trainings dabei und da habe ich gesehen, dass das (Sportdirektor, Anm.) vielleicht doch nicht das ist, was ich will. Ich konnte dann in Dubai in der Akademie der AC Milan erste Erfahrungen sammeln. Da hat es "klick" gemacht und daraufhin habe ich mich entschieden, als Trainer zu arbeiten.
Ich habe diese ehrlichen Gespräche mit Spielern am Anfang meiner Karriere tatsächlich ein wenig unterschätzt. Die sind oft unangenehm. Aber es hat sich gezeigt, dass nur das der richtige Weg ist.
90minuten: Was treibt Sie als Trainer an? Ist es dieses Entwickeln?
Mörec: Ja, genau. Einerseits die Entwicklung als Trainer. Dass man sich immer wieder neue Sachen anhört oder anschaut und versucht, etwas zu implementieren, was mit der Spielidee zusammenpasst. Andererseits arbeitest du immer mit verschiedenen Charakteren, da musst du auch immer ein Psychologe sein. Man versucht immer, Spieler nicht nur sportlich, sondern auch menschlich weiterzuentwickeln. Das ist etwas, das mir richtig Spaß macht. Ich habe diese ehrlichen Gespräche mit Spielern am Anfang meiner Karriere tatsächlich ein wenig unterschätzt. Die sind oft unangenehm. Aber es hat sich gezeigt, dass nur das der richtige Weg ist.
90minuten: Bei Ihrer Vorstellung ist auch das Thema Werte zur Sprache gekommen. Unter anderem ist da eben Ehrlichkeit, aber auch harte Arbeit Thema gewesen. Welche Werte sind Ihnen in der Arbeit mit den Spielern besonders wichtig?
Mörec: Genau das. Ich glaube, dass Blau-Weiß Linz schon in den letzten zwei bis drei Jahren seine Erfolge erreicht hat, weil man hart gearbeitet hat. Das sind auch meine Werte. Das war auch beim FAC so, nur so können wir etwas erreichen. Das wird bei Blau-Weiß Linz genauso sein. Es geht um Disziplin, harte Arbeit, zu versuchen, sich jeden Tag weiterzuentwickeln. Die ehrliche Kommunikation erwarte ich natürlich auch von den Spielern und dass wir versuchen, gemeinsam unsere Ziele zu erreichen.
90minuten: Was würden Spieler über Sie sagen, wenn sie ehrlich gefragt würden: "Was ist Mitja Mörec für ein Typ?"
Mörec: Ich glaube, dass sie über mich sagen würden, dass ich ein ehrlicher Mensch bin, der immer offen ist. Ich sage immer wieder: Mensch geht vor Spieler. Und wie wir schon gesagt haben: Disziplin, harte Arbeit. Sie würden wohl auch sagen, dass ich sehr detailverliebt bin und gleichzeitig aber Freiräume lasse, in denen die Spieler selber Entscheidungen treffen sollen.
Immer ehrlich zu sein
90minuten: Kommen wir langsam zum Schluss. Was ist für Sie das schönste Gefühl im Trainerjob?
Mörec: Wenn man sieht, dass die Mannschaft das umsetzt, was man von ihr erwartet, und sich Spieler weiterentwickeln. Und natürlich Siege und drei Punkte. Denn das ist es, wofür wir alle arbeiten.
90minuten: Was war der beste Rat, den Sie je bekommen haben und wie setzen Sie ihn heute um?
Mörec: Immer ehrlich zu sein.
90minuten: Wenn wir in einem Jahr wieder sprechen – worauf würden Sie dann mit Stolz und Freude zurückblicken wollen?
Mörec: Wenn wir wieder dastehen und am Ende in den Top sechs sind. Aber noch einmal: Unser oberstes Ziel ist der Klassenerhalt.