Christoph Kobald über Austria-Rückkehr: "Ist ein sehr großer Wunsch"

Christoph Kobald über Austria-Rückkehr: "Ist ein sehr großer Wunsch"

Seit sieben Jahren spielt Christoph Kobald in Deutschland, beim KSC stieg er zuletzt wieder zum Leistungsträger auf. Mit 90minuten spricht er über seine Zukunft, die Saison und die Wiener Austria.

Zwei Ligaspiele hat Christoph Kobald beim Karlsruher SC in der Saison 2024/25 noch vor sich. Ob die gemeinsame Reise dann - nach sieben Jahren - weitergeht ist offen, stand jetzt läuft der Vertrag des Innenverteidigers aus.

Dass der Weg irgendwann nach Österreich zurückführen soll, ist für den 27-Jährigen klar. Hier war er zuletzt für Wiener Neustadt, davor für Ritzing und vor allem lange für den Nachwuchs der Wiener Austria aktiv.

90minuten hat Kobald einen Tag nach der Partie gegen Jahn Regensburg erreicht. Gegen den Tabellenletzten reichte es für ein 2:2-Remis. Wie geht es dem ÖFB-Legionär nach dem Spiel?

Christoph Kobald: Wir hätten natürlich gerne gewonnen. Heute hatten wir schon Training, am Tag nach dem Match steht Regeneration auf dem Plan, zum Beispiel auf dem Rad oder mit Massagen. Am Tag darauf haben wir dann frei.

90minuten: Die Saison ist schon fast vorbei, in der Tabelle werdet ihr zwischen Platz sieben und neun landen. Bist du damit einigermaßen zufrieden?

Kobald: Wenn man es realistisch sieht, können wir damit eigentlich zufrieden sein. Natürlich war nach der Hinrunde die Chance da, noch einmal oben anzugreifen. Am Ende ist der Abstand zu den Spitzenplätzen aber auch nicht sehr groß, sondern in Reichweite. Das ist sicher nicht schlecht.

Ohne Druck wäre es ja auch sehr langweilig.

Kobald über den Druck in der 2. Bundesliga

90minuten: Das zeichnet die 2. Bundesliga ja auch aus - die Vereine liegen sehr knapp beisammen, auch das Niveau ist relativ ausgeglichen. Übt das Druck auf dich als Spieler aus?

Kobald: Ja, schon ein bisschen. Aber ohne Druck wäre es ja auch sehr langweilig.

90minuten: Mit Blick auf deine Saison muss man eigentlich sagen, dass es erst ab Mitte Februar gut gelaufen ist, dafür dann aber gleich sehr gut. Was ist dein persönliches Fazit zu 2024/25?

Kobald: Am Anfang lief es nicht so gut, muss ich ehrlich sagen. Meine Teamkollegen haben ihre Sache echt gut gemacht, ich habe wenig gespielt. Dann hat sich eine Schambeinentzündung echt lange gezogen, ich musste mich zurückkämpfen. Die Umstellung des Systems hat mir im Frühjahr wirklich gut getan und auch der Mannschaft sehr geholfen. 

90minuten: Ihr spielt jetzt mit einer Dreierkette…

Kobald: Genau. Ich habe das System noch aus Österreich gekannt und wusste, dass mir das sehr gut liegt. Wir hatten davor Probleme in der Defensive, ohne die wir in der Liga noch mehr hätten erreichen können. Die Entscheidung des Trainers hat uns gut getan und kam mir definitiv entgegen.

Ich kann ich mir eine Verlängerung gut vorstellen. Jetzt liegt der Ball eigentlich beim KSC.

Christoph Kobald

90minuten: Neben dem Sportlichen musst du dich auch mit deiner Zukunft beschäftigen, dein Vertrag beim KSC läuft - nach aktuellem Stand - mit Ende Juni aus. Ist es denkbar, dass du in Karlsruhe bleibst?

Kobald: Ja! Wir sind in Gesprächen mit dem KSC.

90minuten: Bis jetzt hast du bei jeder Gelegenheit gesagt, dass du dir gut vorstellen kannst, deinen Vertrag zu verlängern. Ist das immer noch so?

Kobald: Ich bin ja nicht ohne guten Grund für sieben Jahre bei einem Verein. Es gibt viele positive Argumente für den KSC. Natürlich muss man nach so langer Zeit überlegen, ob man noch einmal etwas anderes ausprobieren will. Aber nachdem es in den letzten Monaten für mich nicht so schlecht gelaufen ist, kann ich mir eine Verlängerung gut vorstellen. Jetzt liegt der Ball eigentlich beim KSC. 

90minuten: Der KSC hat seine sportliche Führung erst vor kurzem umgebaut. Mit Mario Eggimann hat ein ehemaliger Spieler die Rolle als Sportgeschäftsführer übernommen. Ist das ein Grund dafür, dass sich der Prozess derzeit zieht?

Kobald: Ich habe mich auch mit den bisherigen Verantwortlichen schon das ein oder andere Mal ausgetauscht, eigentlich hat immer alles gepasst. Mit dem neuen Sportgeschäftsführer fängt man zwar teilweise von vorne an, aber auch mit ihm hat es positive Gespräche gegeben. Er möchte klarerweise seine Ideen umsetzen, das ist am Anfang sicherlich nicht einfach. 

90minuten: Gibt es einen Zeitpunkt, bis zu dem du gerne Klarheit hättest?

Kobald: Die Saison läuft nicht mehr lange, in den nächsten ein oder zwei Wochen sollte schon etwas passieren.

Diese Frage stelle ich mir auch oft. Damals hat es einfach nicht sein sollen.

Kobald über den verpassten Durchbruch bei der Austria

90minuten: Du hast schon gesagt, dass du grundsätzlich gerne beim KSC bist. Was macht den Verein für dich aus?

Kobald: Wir verstehen uns in der Kabine sehr, sehr gut. In der Mannschaft gibt es viele starke Personen und Charaktere. Letztes Jahr sind bei einem kleinen Umbruch mehrere Führungsspieler weggefallen, wir haben aber immer zusammengehalten. Es ist ein Traditionsverein, die Fangemeinschaft ist riesig, im neuen Stadion ist da schon viel Wucht dahinter.

90minuten: In Österreich hast du damals fast deine ganze Ausbildung bei der Wiener Austria gemacht, erst mit 19 Jahren hast du den Verein verlassen. Gibt es einen Grund, warum es nie für einen Durchbruch gereicht hat?

Kobald: Diese Frage stelle ich mir auch oft. Vor neun oder zehn Jahren war die Situation in Österreich bei vielen Vereinen schon noch einmal eine andere: Der Hype um junge Spieler war nicht so groß, bei der Wiener Austria haben viele größere Kaliber gespielt. Das hat sich inzwischen geändert. Damals hat es einfach nicht sein sollen.

90minuten: Hast du deine Zeit bei der Austria trotzdem positiv in Erinnerung? Du hast damals unter Andy Ogris und mit vielen späteren Bundesligaspielern bei den Young Violets trainiert…

Kobald: Die Zeit war sehr lehrreich und hat mich geprägt. Es ist leider einfach so, dass nicht jeder dort zum Profi werden kann. Manche erwischen den Weg, der geradeaus geht, andere gehen halt um zwei Ecken.

90minuten: Verfolgst du die Austria noch näher oder bist du davon schon zu weit weg?

Kobald: Ich verfolge die Bundesliga generell, weil ich viele Spieler noch persönlich kenne. Die Austria ist ruhiger geworden und spielt wieder erfolgreich Fußball, das macht sie schon attraktiver.

Es ist ein sehr großer Wunsch, weil ich es gerne beweisen würde, dass ich es zwar nicht auf dem direkten Weg, aber am Ende doch geschafft habe.

Kobald über ein verspätetes Austria-Debüt

90minuten: Dann bietet sich die Frage fast an - Kannst du dir vorstellen, dein Debüt in Violett vielleicht noch nachzuholen?

Kobald: Auf jeden Fall. Es ist ein sehr großer Wunsch, weil ich es gerne beweisen würde, dass ich es zwar nicht auf dem direkten Weg, aber am Ende doch geschafft habe. 

90minuten: Auch sportlich ist eine Rückkehr nach Österreich oder Wien also schon ein Thema?

Kobald: Natürlich. Ich habe in Wien viele Freunde und Familie, deswegen wird das auf jeden Fall wieder meine Heimat werden - oder ist es ja eigentlich immer noch.

90minuten: Blicken wir noch einmal kurz zurück, 2018 hast du dich für den Wechsel zum KSC - damals in der 3. Liga - entschieden. Das ist ein Schritt, der für viele andere Österreich nicht wirklich funktioniert hat. Wie hast du die ersten Monate in Deutschland in Erinnerung?

Kobald: Es war schon eine relativ große Umstellung für mich. Man kommt von Wiener Neustadt, einem kleinen Verein in Österreich, nach Deutschland, wo so viele Menschen hinter einem Verein stehen. Mir war klar, dass es nicht gleich Klick machen kann und ich sofort Fuß fassen werde. Ich habe mir gesagt: 'Okay, ich genieße das hier und schaue, wie es sich entwickelt'. Ein bisschen Glück hat auch dazu gehört, aber das ist ja immer so. 

Ich hätte zu St. Pölten wechseln können, die damals in der Bundesliga waren

Kobald hätte 2018 auch eine spannende Alternative zum KSC gehabt

90minuten: Der Sprung von Wiener Neustadt zum KSC war groß, das hast du schon angesprochen. Wie hat sich der Transfer damals entwickelt?

Kobald: Die Saison 2017/18 mit Wiener Neustadt war ja sehr erfolgreich, obwohl uns das vorher nicht wirklich zugetraut wurde. Ich habe Woche für Woche Gas gegeben und hatte viel Spaß, bei einem von vielen positiven Spielen saß dann Oliver Kreuzer [Anm: Von 2016 bis 2023 Sportgeschäftsführer des KSC] auf der Tribüne. Er hat den Transfer dann eingefädelt.

90minuten: Hättest du damals schon Alternativen gehabt, um vielleicht auch in Österreich den Schritt zu einem größeren Verein zu machen?

Kobald: Ich hätte zu St. Pölten wechseln können, die damals in der Bundesliga waren. Sonst war die Auswahl nicht allzu groß, aber der Kontakt zum KSC kam auch relativ früh.

90minuten: Bist du insgesamt zufrieden damit, wie es für dich bis jetzt in Deutschland gelaufen ist?

Kobald: Ja. Wenn man kurz überlegt: Ich habe über 140 Spiele für den KSC gemacht, über 120 davon in der 2. Bundesliga. Das kann man nicht schlecht reden. Außerdem bin ich über die Zeit hier schon noch einmal erwachsener geworden.

90minuten: Du musst dir derzeit Gedanken über deine Zukunft machen, vielleicht auch in den kommenden Wochen noch. Du bist 27 Jahre alt und hast noch einige Jahre im Profifußball vor dir. Gibt es bestimmte Ziele, die du in deiner Karriere noch erreichen möchtest?

Kobald: International zu spielen, wäre schon cool. Auch in einer ersten Liga möchte ich noch spielen. So jung bin ich auch nicht mehr, es kommt auch immer darauf an, wie es mir körperlich geht. Aber das sind schon Ziele, die ich im Kopf habe.

90minuten: Vielen Dank für das Gespräch!


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