WAC und der Österreicher-Topf: Erfüllt sich Kühbauers Wunsch?
Foto © GEPA

WAC und der Österreicher-Topf: Erfüllt sich Kühbauers Wunsch?

Noch ist nicht final geklärt, wie der WAC-Kader für die Saison 2025/26 aussehen wird. Weitere Transfers sind möglich und von Trainer Didi Kühbauer erwünscht.

Unter der Führung von Didi Kühbauer ist der Wolfsberger AC in die Erfolgsspur zurückgekehrt, auch wenn der Saisonauftakt aktuell noch nicht nach Wunsch verläuft. Der vierte Tabellenplatz aus dem Vorjahr und die damit verbundene Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation spült Geld in die Vereinskasse - ein möglicher Einzug in die Gruppenphase und lukrative Spielerverkäufe könnten sie noch monatelang klingeln lassen.

Es wäre also alles angerichtet für einen Schritt, den Didi Kühbauer schon vor Monaten gegenüber 90minuten angedeutet hat: Ein Ausstieg aus dem Österreicher-Topf.

Den hätte sich Kühbauer eigentlich schon in der Vorsaison gewünscht: "Hinten raus war es für mich schon schwierig, weil ich den einen oder anderen ausländischen Spieler herausnehmen musste, der es sich verdient gehabt hätte, im Kader zu stehen." Zwar hätten es die Spieler verstanden, für einen Trainer sei es - Stichwort Leistungsprinzip - aber trotzdem eine unangenehme Situation.

Kaderpolitik

Rund drei Millionen Euro hat der WAC über die letzten drei Jahre aus dem Österreicher-Topf eingenommen, mehr als die meisten anderen Vereine. Wesentlich mitverantwortlich dafür waren Talente wie Thierno Ballo, Nikolas Veratschnig, Adis Jasic, Ervin Omic - sie haben den Verein inzwischen verlassen oder fallen altersbedingt aus der Sonderförderung für U22-Spieler.

Mit Tobias Gruber und Neo-Österreicher Erik Kojzek, der seine Staatsbürgerschaft inzwischen erhalten hat, stehen aktuell nur zwei junge Spieler im Kader, denen ebendiese zugutekommen würde. Sollte der 19-jährige Stürmer Kojzek fit bleiben und wie vorgesehen eine größere Rolle einnehmen können, wäre er in Kombination mit den Neuzugängen Fabian Wohlmuth, Marco Sulzner und Rene Renner vielleicht ein Grund, am Topf festzuhalten. Unbedingt sinnvoll ist das aber nicht, zumal Kojzek bereits jetzt mit einer Ellenbogenverletzung pausieren muss.

Die Kaderplanung in Wolfsberg orientiert sich seit Jahren in eine andere Richtung. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Berater David Dahan kommen regelmäßig neue junge Spieler aus Israel oder Afrika zu den Kärntnern (90minuten hat berichtet >>>). Inklusive Neuzugang Adama Dramé stehen aktuell acht Legionäre als Teil der ersten Mannschaft unter Vertrag. Einige weitere beginnen die Saison in der zweiten Mannschaft. Das Legionärslimit hat der WAC in der Saison 2024/25 in 29 von 32 Spielen voll ausgeschöpft.

Legionäre im WAC-Kader:

Name

Nationalität

Chibuike Nwaiwu

Nigeria

Cheik Mamadou Diabaté

Elfenbeinküste

Adama Dramé

Elfenbeinküste

Boris Matic

Serbien

Emmanuel Agyemang

Ghana

Dejan Zukic

Serbien

Donis Avdijaj

Kosovo

David Atanga

Ghana

Auswirkungen auf den WAC

Selbst wenn Didi Kühbauer die Rollen von Jasic und Omic vollumfänglich mit ÖFB-Spielern nachbesetzen würde, gäbe es aller Voraussicht nach finanzielle Einbuße zu verzeichnen. Austria Klagenfurt hat den Österreicher-Topf in der Vorsaison nicht voll ausgeschöpft, mit der SV Ried kommt ein zusätzlicher Teilnehmer am Österreicher-Topf nach oben - ein Teil der Einnahmen ist damit sowieso weg. 

Diese Minuten müsste der WAC 2025/26 im Österreicher-Topf ersetzen:

Spieler

Minuten

U22

Maximilian Ullmann

2.621

Nein

Adis Jasic

1.960

Ja

Ervin Omic

1.069

Ja

Thomas Sabitzer

441

Nein

Jonathan Scherzer

180

Nein

Pascal Müller

1

Ja

Gesamt:

6.272

/

Zwischen rund 650.000 und 850.000 Euro gäbe es 2025/26 wohl zu holen. Ein größerer Anteil ist nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich. Sollte der WAC am Österreicher-Topf festhalten, wäre man jedenfalls stark von der Konkurrenz und Erik Kojzeks Einsatzzeiten abhängig. 675 Bundesligaminuten hat der junge Stürmer in seiner Debütsaison absolviert, alleine um den Verlust von Ervin Omic aufzufangen, müsste er rund 400 Minuten drauflegen.

Auch wenn der erste Spieltag alleine noch nicht allzu aussagekräftig ist, unterstreicht er diesen Punkt: Ohne Kojzek läge der WAC im Österreicher-Topf-Ranking auf dem sechsten von acht Plätzen, mit dem 19-Jährigen auf dem dritten.

Win-Win

Am 14. August spielen die Wolfsberger das Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde der Europa League. Im Bestfall hat man bereits danach ein Ligaphasen-Ticket gebucht, ansonsten gäbe es Ende August eine zweite Chance. Sollte der Aufstieg gelingen, winken auf einen Schlag Europacup-Einnahmen in Höhe von drei bis vier Millionen Euro. Naheliegend wäre, dem Beispiel des SK Rapid aus der Vorsaison zu folgen: Der WAC erfüllt zum Ligastart und bis Ende August die Bedingungen des Österreicher-Topfes. Sollte die Europacup-Qualifikation gelingen, zieht man danach einen Schlussstrich.

Sollte es so kommen, wäre allen Seiten geholfen: Die verbliebenen Österreicher-Topf-Teilnehmer könnten mehr Geld unter sich aufteilen. Didi Kühbauer würde man in einem herausfordernden Herbst einige Kopfschmerzen abnehmen und die Rotation erleichtern. 


Kommentare