Der 7. Juni 2025 wird Christian Schaider noch lange im Gedächtnis bleiben. In Minute 87 des letzten Saisonspiels gegen Schwaz drischt Marinko Sorda einen Freistoß in die Maschen, wenige Minuten später ist es amtlich: Austria Salzburg ist zurück im Profifußball.
"Da sind alle Dämme gebrochen", erinnert sich Schaider bei 90minuten an den emotionalen Abend im Max-Aicher Stadion.
Für ihn gehe damit "ein kleiner Kindheitstraum" in Erfüllung - sein Blick verrät, wieviel ihm das tatsächlich bedeutet. Denn Schaider ging mit der Austria in den vergangenen acht Jahren durch alle Höhen und Tiefen.

Seit 2017 steht er an der Seitenlinie - zu einer Zeit, als Austria Salzburg am Boden lag. Auf den Zwangsabstieg nach der Insolvenz 2016 folgte ein sportlicher Rückfall in die Salzburger Liga.
Unter oft schwierigen Bedingungen führte Schaider den Klub zurück in den Profifußball, zum zweiten Mal seit der Neugründung. "Das nach so langer Zeit zu schaffen, ist für mich persönlich natürlich etwas Großartiges", sagt er.
Sein Weg ist der Weg des Vereins. Und beide haben nie aufgehört, daran zu glauben.
Die Fans - Rückgrat des Vereins
Auch die Fans brennen auf die neue Saison. Für sie ist die Rückkehr in den Profibereich mehr als ein sportlicher Erfolg. Es ist die Belohnung für unermüdliche Treue.
Nach der Insolvenz griff der violette Anhang tief in die eigene Tasche und rettete den Klub (einmal mehr) vor dem Kollaps. Ohne sie wäre dieser Moment nie möglich gewesen.
"Die letzten Saisonspiele waren immer ausverkauft, die Euphorie war riesig", beschreibt Schaider.
Uns ist klar, wo wir herkommen. Wir wissen, dass es für uns sehr, sehr schwer werden wird
Speziell vor dem letzten Spiel gegen Schwaz wurde das deutlich sichtbar: Die Staatsbrücke im Herzen der Stadt erstrahlte ganz in violett und weiß. Ein halbes Dutzend Austria-Fahnen schmückte das Bauwerk. "Hoffentlich geht es so weiter, denn das ist auch wichtig für den Verein", zählt Schaider voll auf die violetten Fans.
Zwischen Aufbruch und Realität
Die Stimmung ist euphorisch, doch die sportliche Einschätzung bleibt realistisch. "Uns ist klar, wo wir herkommen. Wir wissen, dass es für uns sehr, sehr schwer werden wird", sagt Schaider. Das oberste Ziel lautet Klassenerhalt. "Mehr darf’s immer sein", ergänzt er mit einem Lachen.
Ein erster Dämpfer kam bereits im UNIQA ÖFB-Cup, wo man sich Regionalligist ASKÖ Oedt geschlagen geben musste. Sportdirektor Roland Kirchler sprach von einem "verdienten Sieg" für die Oberösterreicher - ein früher Warnschuss vor dem Liga-Start.
Ein Team mit Herz - und Kalkül
Um für LigaZwa gerüstet zu sein, hat man den Kader mit mehreren Spielern, die schon einiges an Profi-Erfahrung mitbringen, verstärkt. Darunter auch Akteure wie Luca Meisl, Tolga Günes und Denizcan Cosgun, die auf eine verletzungsreiche Vergangenheit zurückblicken.

"Zunächst ist für uns wichtig, dass Spieler bezahlbar sind", erklärt Schaider nüchtern. Aber das ist nicht der einzige Grund. Die Austria setzt bewusst auf Regionalität: "Wir haben 14 Salzburger im Kader. Auch die Neuzugänge stammen aus Salzburg oder angrenzenden Bundesländern."
Um die Gesundheit der verletzungsgeplagten Neuzugänge müsse man sich keine Sorgen machen: "Der Fitnesszustand, den sie jetzt haben, ist sehr, sehr gut. Die Verletzungen sind alle ausgeheilt. Sie bringen richtig Qualität in die Mannschaft - und das ist der ausschlaggebende Punkt."
Schaider glaubt sogar, dass gerade diese Spieler einen emotionalen Mehrwert mitbringen: "Wenn man so eine zweite Chance bekommt, ist man mit Herz beim Verein. Das kann uns noch einmal einen Push geben."
Keine finanziellen Abenteuer mehr
Auch abseits des Rasens ist die Austria besser aufgestellt als in der Vergangenheit. Durch den Aufstieg konnten neue Sponsoren gewonnen werden. Die braucht es, damit die Zweitklassigkeit keine Eintagsfliege bleibt.
Ein erneutes Fiasko wie damals wird es sicher nicht geben
"Der Verein hat in den letzten acht Jahren sehr viel richtig gemacht. Der Vorstand hat extrem professionell gearbeitet", lobt Schaider die Vereinsführung.
Finanziell sei man stabil - und vor allem vorsichtig: "Wir schlagen nicht über die Stränge. Das war die letzten acht Jahre unser oberstes Credo und das ist es auch in dieser Saison".
Die Austria hat ihre Lektion gelernt: "Ein erneutes Fiasko wie damals wird es sicher nicht geben". Lieber backt man kleinere Brötchen.
Neue Liga, neue Denkweise
Taktisch und organisatorisch muss sich das Team weiterentwickeln, um im Profifußball zu bestehen. "Es muss alles noch ein Stück professioneller werden", erklärt Schaider. Das betreffe nicht nur die Trainingsplanung und Inhalte, sondern auch die Vorbereitung auf Gegner, inklusive intensiverer Videoanalyse.
Mit dem Liga-Start gegen Bundesliga-Absteiger Austria Klagenfurt beginnt für die Violetten das neue Kapitel. Für Schaider ist es ein Moment der Erfüllung: "Das erste Mal als Trainer in der 2. Liga auf der Bank zu sitzen, ist sicher ein besonderes Gefühl."
Für mich als Trainer geht es in jedem Spiel um drei Punkte. Die Emotionalität überlasse ich den Fans und wir konzentrieren uns auf unseren Job
Noch emotionaler wird es vermutlich in Runde sechs, wenn es zum Derby gegen FC Liefering kommt - ausgerechnet in der Red Bull Arena. "Liefering ist für die Fans eine emotionale Geschichte", weiß auch Schaider.
Er selbst bleibt sachlich: "Für mich als Trainer geht es in jedem Spiel um drei Punkte. Die Emotionalität überlasse ich den Fans und wir konzentrieren uns auf unseren Job."
Trotzdem ist die Vorfreude spürbar: "Es werden sicher viele Zuschauer da sein. Auf den Rängen wird es heiß hergehen. Die Rivalität, die damals entstanden ist, wird in jedem Spiel da sein. Egal ob es jetzt gegen 'RB groß' geht oder gegen Liefering."
Der Moment zählt - und was daraus wird
Spätestens im Liefering-Spiel wird sich zeigen, wie gut Austria Salzburg den Übergang gemeistert hat, sportlich wie mental. Denn bei aller Sentimentalität ist Schaider bewusst:
"Wir sind jetzt in einem Business, wo Siege zählen."
Am liebsten gleich gegen Liefering.