Regis Wunsch: Mit Stabilität zurück ins Licht
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Regis Wunsch: Mit Stabilität zurück ins Licht

SW Bregenz hat katastrophale Monate hinter sich, Trainer Regi Van Acker weiß, wo er ansetzen muss. Offensiv wird es aber weiterhin.

Während des Interviews versagt ein Scheinwerfer, Regi Van Acker sitzt im Dunkeln, die Lichter sind ausgegangen. "Das ist ja wie bei uns in der Rückrunde", sagt er und lacht. 

Der Bregenzer Trainer ist zum Saisonstart der ADMIRAL 2. Liga bestens gelaunt, den katastrophalen Saisonendspurt 2024/25 scheint er verdaut zu haben. Neun Spiele in Folge verloren die Schwarz-Weißen da, und machten eine bis dahin mehr als ordentliche Spielzeit damit fast schon vergessen. 

"Neun Niederlagen in Folge, das habe ich in meinem Leben noch nie mitgemacht", sagt Van Acker, der in 70 Lebensjahren doch das eine oder andere im Fußball erlebt hat. "Das ist Wahnsinn."

Spektakulär in jeder Hinsicht

Die Gründe dafür hat der Coach bereit. "Wir haben jede Woche probiert zu gewinnen, aber wir haben vielleicht zu offensiv gedacht", sagt Van Acker. In der Hinrunde habe das gut funktioniert. 52 Tore erzielte sein Team in der gesamten Saison, und stellte damit die viertbeste Offensive der ganzen Liga.

Nach 22 Runden stand Bregenz sogar auf Rang drei, hatte 32 Gegentore kassiert. In den restlichen acht Runden kamen aber 25 Gegentore dazu, was in Rang zehn resultierte.

Im Regen stehen gelassen: Bregenz kassierte im Frühjahr Pleite um Pleite
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Im Regen stehen gelassen: Bregenz kassierte im Frühjahr Pleite um Pleite

Möglicherweise sei die Mentalität da ein bisschen verloren gegangen, sagt Van Acker. Vielleicht habe man sich "gedacht, dass wir gerettet sind und es jetzt einfach wird." Zudem rotierte er in der Mannschaft nach dem früh fixierten Klassenerhalt ordentlich, statt Routinier Franco Flückiger rückte Felix Gschossmann ins Tor, bisherige Ergänzungsspieler bekamen ihre Chancen.

Oft waren Partien mit Bregenzer Beteiligung spektakulär, wie das abschließende 3:5 gegen Kapfenberg. Manchmal sei es dem Spektakel zu viel gewesen, gibt Van Acker zu: "In der Rückrunde war es ein negatives Spektakel."

Die Erwartungen hätten sich nach dem Herbst hochgeschraubt. "Und du weißt: Bregenz ist schwarz-weiß. Wenn man gewinnt, denkt man sofort an Bundesliga und Champions League. Wenn man verliert, ist man sofort in der Regionalliga."

Der Frühling 2025 sei eine Lehre, die man mitnehmen müsse. "Diese Rückrunde hat mich enorm genervt, das muss vorbei sein. Wir brauchen jetzt noch mehr Stabilität." 

Zum Auftakt der Saison 2025/26 gab es ein 1:1 gegen Rapid II, das die Niederlagenserie immerhin nicht zweistellig werden ließ. Auswärts in St. Pölten folgte eine verdiente 2:4-Niederlage. Im Heimspiel gegen den FAC Wien soll am Freitag (ab 18:00 Uhr im LIVE-Stream>>>) der langersehnte Ligasieg her.

Gleiche Platzierung, aber der Output stellt zufrieden

Zwei Jahre nach dem Aufstieg in die ADMIRAL 2. Liga stehen für Bregenz zwei zehnte Plätze zu Buche, vor allem wegen zweier kolossal verpatzter Rückrunden. "Wenn man sich die Platzierung anschaut, war es die gleiche wie im Jahr davor. Aber ich denke schon, dass das Spiel viel besser war, dass wir etwas gezeigt haben", sagt Van Acker. 

Der Staff habe gute Arbeit geleistet, dass man Spieler verkaufen könne, sei in der ADMIRAL 2. Liga schließlich nicht so einfach. Marcel Monsberger ging zum FC Vaduz, im Winter transferierte man Angreifer Renan nach Brasilien. Kooperationsspieler Djawal Kaiba kam bereits im Spätherbst abhanden, und kickte fortan für Altach in der Bundesliga.

Neues Bregenz: Am Transfermarkt tat sich einiges
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Neues Bregenz: Am Transfermarkt tat sich einiges

"Mit unserem Budget können wir uns nicht mit Klubs wie Ried oder Admira vergleichen", weiß Van Acker. "Aber wir entwickeln uns weiter. Unser Budget ist ein bisschen größer geworden, wir probieren, uns spielerisch weiterzuentwickeln, uns als Verein weiterzuentwickeln."

Erfahrung und Offensive

Mit den Aktivitäten von Sportdirektor Predrag Zivanovic zeigt sich der Coach zufrieden, auf die zehn Abgänge - darunter auch auf Stammkräfte des vergangenen Jahres - wurde reagiert. Man habe Spieler geholt, die zur spielerischen Vision passen würden. "Wir haben attraktive Spieler geholt", sagt der Belgier. Damit meint er Kicker, die spielerische Lösungen suchen, statt Bälle lang zu schlagen.

Levan Eloshvili (27, Kapfenberg), Dragan Marceta (25, SV Horn), Johannes Schriebl (23/Lafnitz) und der Liechtensteiner Nationalspieler Simon Lüchinger (22) kamen für das Zentrum, auch in der Offensive rüstete Bregenz nach.

Atsushi Zaizen (23) kam vom GAK, "mit ihm habe ich Schnelligkeit vorne", sagt Van Acker. Daniel Nussbaumer (25) wechselte von Admira Wacker, dieser habe viel Erfahrung, "er ist ein sehr intelligenter Spieler". Damian Maksimovic (20) und Tamar Crnkic (19) kamen aus Altach, sie hätten Zukunft, "aber müssen erst die Liga kennenlernen".

Lichtblick? Für Van Acker und Co. soll wieder die Sonne scheinen
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Lichtblick? Für Van Acker und Co. soll wieder die Sonne scheinen

Mit Yannick Cotter (23) wurde ein Flügelspieler geholt, der im Juve-Nachwuchs spielte. Torhüter Kilian Kretschmer (24) kam aus Stripfing und schnappte Gschossmann das Einserleiberl weg. "Wir haben sicher Spieler geholt, die die Liga kennen, die die Erfahrung in die Mannschaft mitbringen", zeigt sich Van Acker zufrieden.

Die Richtung passt

Bessere Resultate als in der Vorsaison wolle er einfahren, sagt Van Acker. Was er auch will: "Unseren Fußball spielen, das ist wichtig." Man dürfe auch nicht vergessen, dass man im Cup bis ins Viertelfinale gekommen sei, dort gegen den späteren Sieger WAC ausschied. "Für einen Zweitligisten ist das schon etwas. Wir probieren, wieder diese Richtung einzuschlagen."

Was er sich heuer wünsche? "Stabilität", sagt Van Acker. Das sei seit seiner Rückkehr an den Bodensee sein Wunsch gewesen. "Ich wollte von Anfang an, dass dieser Verein nicht nur sportlich, sondern in allen Bereichen wieder Stabilität bekommt. Ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind." 

Das Licht bei der Interviewstation ist da schon längst wieder an. Leuchtet auch Bregenz bald wieder hell?

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