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Rapid: Selbe Probleme gegen LASK wie im Europacup [Spiel-Analyse]

Das Topspiel der 4. Bundesligarunde konnte der LASK für sich entscheiden. Rapid Wien hatte große Schwierigkeiten mit der starken Defensive der Linzer und konnten sich nur wenige Torchancen erspielen.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer + +

Am vierten Spieltag der Admiral Bundesliga empfing der LASKin Pasching den SK Rapid Wien. Beide Mannschaften waren vor der Partie in der Liga ungeschlagen und konnten ihre Spiele davor gewinnen. Die Linzer siegten in der Runde davor klar mit 5:1 gegen den WAC und die Wiener konnten sich am Donnerstag mit einem 2:0-Sieg in der Verlängerung für das Playoff der UEFA Conference League qualifizieren. Aufgrund der - laut eigenen Angaben - Doppelbelastung rotierte Cheftrainer Ferdinand Feldhofer ordentlich. Nur Niklas Hedl, Martin Koscelnik und Marco Grüll verblieben in der Startelf. Yusuf Demir, Maximilian Hofmann und Patrick Greil fielen angeschlagen aus.  Bei den Linzern gab es keine große Rotation. Peter Michorl ersetze Hyun-seok Hong, der unter der Woche zu KAA Gent wechselte, in der Startelf.

 

LASK: Gute Defensive und starkes Pressing

Die Gastgeber starteten in der Defensive in einer 4-1-4-1-Formation. Der Plan der Linzer gegen den Ball war in den Anfangsminuten sofort klar erkennbar. In einem Mittelfeldpressing leitete beziehungsweise lenkte Marin Ljubicic als einzige Spitze den Spielaufbau der Wiener auf den Flügel. Das bedeutet, dass er den ballführenden Innenverteidiger in einem Bogenlauf anlief und den ballfernen Abwehrspieler in den Deckungsschatten stellte. Die Mittelfeldreihe stand zudem sehr eng, wodurch Rapid entweder nur auf den Flügel spielen konnte oder den hohen Ball nach vorne. Auch im Zentrum agierten Linzer sehr mannorientiert. Das heißt, dass die Mittelfeldstaffelung der Wiener von den Gastgebern gespiegelt wurde.

Abbildung 1: Pressing der Linzer

Besonders in der ersten Halbzeit funktionierte das Pressing der Linzer sehr gut. Die Hütteldorfer mussten immer wieder den Ball hoch aufstellen und fanden nur selten flache spielerische Lösungen aus der ersten Aufbaulinie. Kamen die Wiener in die gegnerische Hälfte oder in das letzte Drittel, so konnten sie sich kaum in Abschlusspositionen bringen. Die Strafraumverteidigung der Mannschaft von Didi Kühbauer brachte Rapid ins Verzweifeln. Das spiegelte sich auch in den xG-Werten wider. Die Gäste hatten in der Halbzeit einen Wert von 0,21. Im Vergleich dazu hatte der LASK einen Wert von 3,06. Nur in offensiven Umschaltphasen oder in der zweiten Halbzeit konnte Rapid sich besser in das letzte Drittel spielen. Wo lag jedoch das Problem bei den Gästen und wieso konnte sie nicht das Pressing der Linzer überspielen?

 

Rapids Probleme im Ballbesitz

Die Feldhofer-Elf begann in einem 4-2-3-1, wobei sich die Positionen im Ballbesitz öfters änderten, sodass sich beim Aufbau in der eigenen Hälfte eine 2-1-4-3-Formation ergab. Das bedeutet, dass die Außenverteidiger auf die Höhe der Mittelfeldspieler schoben und Aleksa Pejic den Sechserraum alleine besetzte. Allerdings kam es auch immer wieder zu dynamischen Bewegungen von der Achterposition von Moritz Oswald.

Jedoch gab es vor allem in den ersten 20 bis 30 Minuten große Probleme bei Rapid, um das Pressing der Linzer zu überspielen. Es gab zwei ersichtliche Probleme, die auch am Donnerstag in der Qualifikation für die Conference League ersichtlich waren. Zunächst einmal war es die Körperposition und das Blickverhalten der Aufbauspieler. Als Beispiel eine Szene mit Michael Sollbauer, der nach einem Abstoß den Ball bekam.

Abbildung 2: Körperorientierung von Sollbauer

Sollbauer bekam im Spielaufbau den Ball und hatte zwar eine offene Körperstellung, jedoch orientierte er sich mit dem ersten Kontakt gleich auf den rechten Flügel. Das bedeutet, dass er aufgrund der Körperposition nur auf die rechte Seite oder einen vertikalen Pass in den rechten Halbraum spielen konnte. Dadurch nahm er sich die Option über die beiden Sechser die Seite zu wechseln beziehungsweise auch die zweite Pressinglinie mit einem diagonalen Ball zu überspielen. Des Weiteren war seine Vororientierung und sein Blickverhalten mit dem Ball auffallend. Bevor Sollbauer den Ball bekam, schaute er zweimal diagonal in die Tiefe und wusste somit sofort, was er als nächste machen könnte. Auch während der Ballmitnahme blickte er nochmal auf, jedoch auch nur auf die rechte Seite und verpasste daher den Moment, in dem sich Horvath von Pejic wegbewegt und der Pass auf beide Sechser theoretisch möglich gewesen wäre. Das bedeutet, dass nicht nur die Körperposition, sondern auch das Blickverhalten einzelner Spieler dafür sorgen, ob man erfolgreiche Ballbesitzphasen hat oder nicht. In der Anschlussaktion spielte Sollbauer auf den Flügel. LASK konnte ballnah Überzahl schaffen und gewann daraufhin einen Einwurf.

 

Auffällige Abwesenheiten im Rapid-Spiel

Was fiel noch auf? Es werden für den Kader und die individuellen Stärken der Spieler zu wenige Seitenverlagerungen gespielt. Vor allem gegen Gegner wie den LASK oder NK Neftci, die sehr ballnah verschieben, können diagonale Bälle gut funktionieren, um das Pressing zu überspielen. Nur wurde dies aus der Sicht von Rapid zu wenig ausgenützt. In einer kurzen Phase ab der 25. Minute spielte Rapid zwei bis drei hohe Seitenverlagerungen aus der ersten Aufbaulinie auf den Flügel. In diesen Ballbesitzphasen kam Rapid auch öfters in die gegnerische Hälfte oder sogar in das letzte Drittel. Es fehlte nur noch der letzte Pass, der einen Spieler in eine gute Abschlussposition brachte. Zudem belegte auch die Statistik, dass genau in diesem Zeitabschnitt die Wiener weniger hohe Pässe spielten. Das heißt, dass aus der ersten Aufbaulinie viel weniger hohe Bälle in die Spitze gespielt worden sind.

Mit gleich drei bis vier Spielern, die am Flügel sehr gerne 1-gegen-1-Situationen suchen, wäre es vorteilhaft, diese auch so oft wie es geht in diese Aktionen hineinzubekommen. Mit Demir, Kühn und Grüll sind gleich drei Spieler im Kader der Wiener, die in 1-gegen-1-Situationen oft erfolgreich sind und auch immer wieder solche Aktionen suchen. Auch beim UECL-Quali spiel war es zu sehen, dass, nachdem Demir in die Partie gekommen war und Rapid anfing mehr Seitenverlagerungen zu spielen, sie viel öfters und kontrollierter in die Nähe des gegnerischen Strafraumes kamen.

 

LASKs Matchplan geht auf

Zurück zum Wochenende: Gegen das hohe 4-2-3-1-Pressing der Hütteldorfer hatten die Linzer im Spielaufbau einige Varianten, um sich Chancen herauszuspielen.

Abbildung 3: Pressind der Hütteldorfer

Im Spielaufbau gingen die Linzer in eine 2-3-2-3-Staffelung, wobei Peter Michorl als Achter sich sehr frei bewegte. Das bedeutet, dass er sich einige Male höher bewegte und auch Tiefenläufe startete oder sich als zweiter Sechser anbot. Michorl und Sascha Horvath, die sich als Achter oder Zehner im Ballbesitz bewegte, starteten in die Tiefe, wenn der Außenverteidiger den Ball bekam, um einen möglichen diagonalen tiefen Pass zu erhalten. Das heißt, bekam der erste Breitengeber am Flügel den Ball, lief beispielsweise Michorl aus seiner Achterposition in die Tiefe. Durch die Positionierungen in der letzten Linie ergab sich auch eine Lücke zwischen den Außen- und Innenverteidigern der Wiener. Ljubicic hatte die zwei zentralen Abwehrspieler gebunden und Thomas Goiginger sowie Keito Nakamura die Außenverteidiger am Flügel. Somit ergab sich eine Lücke, in die vor allem Michorl einige Male hineinlief.

Dribbelte der Innenverteidiger im Ballbesitz den freien Raum vor sich an, so gab es bei den Linzern zwei Abläufe. Stand der Flügelspieler breit, so bewegte sich der Stürmer oder Achter in den Halbraum entgegen und war für einen vertikalen Pass anspielbar. Wurde der Pass gespielt, so versuchten die Linzer mit dem Prinzip über den dritten Mann den Ball weiter auf den Flügel zu spielen.

Abbildung 4: Vertikaler Pass auf den Stürmer

In der Szene (Abbildung 4) kam Ljubicic entgegen und versuchte mit dem ersten Kontakt Nakamura gleich in die Tiefe zu schicken. Allerdings gab es auch den Ablauf, in dem der Flügelspieler den Halbraum besetzte und selber für vertikalen Pass anspielbar war (Abbildung 4). Vor allem Nakamura bewegte sich gerne in den linken Halbraum, wodurch auch Rene Renner einige Male sich am Flügel höher positionieren konnte. Auf der anderen Seite gab es mit Goiginger einen Flügelspieler, der eher am Flügel blieb.

Abbildung 5: Vertikaler Pass in den Halbraum

Zwar hatten die Linzer einen Plan und klare Abläufe, jedoch muss man nicht außer Acht lassen, dass auch sie oft zu einem hohen Ball als Mittel um das Pressing zu überspielen gegriffen haben. Zwar wurde Alexander Schlager sehr oft in die Ballbesitzphase auch miteingebunden, jedoch kam es trotzdem einige Male zu hohen Bällen als die Gäste gut attackierten.

 

Fazit

Didi Kühbauer schaffte es vor allem defensiv, die Linzer sehr gut einzustellen. Das Pressing funktionierte gut und Rapid konnte nur selten mit flachen spielerischen Lösungen das Pressing überspielen. Zudem erkannte man in der ersten Halbzeit den Matchplan der Linzer und auch einige Abläufe im Ballbesitz. Außerdem nutzten die Gastgeber ihre Großchancen und erzielten bereits in der ersten Halbzeit das 2:0.

Die Hütteldorfer rotierten stark, wodurch die Spieler es schwer haben werden sich einzuspielen und einen richtigen Spielfluss zu kommen. Zudem hatten sie große Probleme im Ballbesitz und konnten sich nur selten in das letzte Drittel einspielen beziehungsweise in Abschlusspositionen bringen. Jedoch muss noch erwähnt werden, dass auch in der zweiten Halbzeit die Linzer sehr wenig für das Spiel gemacht haben und die Partie selbst nur noch sehr viel von Umschaltmomenten und wenig langen Ballbesitzphasen geprägt war. Die Baustellen sollte Feldhofer, angebliche Doppelbelastung hin oder her, beheben, um offensiv mehr Möglichkeiten zu haben.

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