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Ein Armutszeugnis für Franco Foda [Spielanalyse Niederlande vs Österreich]

Nach der Euphorie gegen Nordmazedonien, folgte am Donnerstag die Ernüchterung gegen die Niederlande. Ein komplett unterlegenes ÖFB-Team ist mit der 0:2 Niederlage dabei noch gut bedient. Doch wie konnte dieses Spiel eigentlich so schief gehen?

++ 90minuten.at Exklusiv - eine Spielanalyse von Momo Akhondi ++

 

Der Sieg gegen Nordmazedonien (>> siehe Analyse) war nicht nur keine Eintagsfliege, man kann die gute Leistung auch nicht schmälern, indem man den Gegner schlechtredet. Zu ordentlich präsentierten sich die Mazedonier gegen die Ukraine, zu lange hielten sie das Spiel halbwegs offen. Auch Franco Foda konnte im ersten Gruppenspiel glänzen. Die Umstellung auf eine Dreierkette fruchtete, Alaba blühte als zentraler Innenverteidiger auf, konnte etwaige Konterversuche der Mazedonier über 90minuten.at im Keim ersticken. Nach dem 1:1 krankte das Offensivspiel und Foda konnte es durch seine Wechsel und Umstellungen noch einmal beleben und Österreich gewann schlussendlich souverän 3:1. Franco Foda hat sich für seine Coaching-Leistung einen Einser verdient, über das Sternchen lässt sich diskutieren.

Wenn man die Leistung des Trainerteams gegen die Niederlande nach dem Schulnotensystem bewerten will, kommt man an einem klassischen „Fetzen“ nicht vorbei (>> Fodacast - "Eine glatte 5" anhören). So gut Foda noch auf Nordmazedonien eingegangen ist, die Anpassungen für die Niederlande, die (fehlenden) Umstellungen und Wechsel waren insgesamt „nicht genügend“.

"So gut Foda noch auf Nordmazedonien eingegangen ist, die Anpassungen für die Niederlande, die (fehlenden) Umstellungen und Wechsel waren insgesamt „nicht genügend“. " - Momo Akhondi

Startaufstellung und Ausrichtung

Das ÖFB-Team startete mit der gleichen Aufstellung wie vier Tage zuvor gegen Nordmazedonien. Einzige Ausnahme: Michael Gregoritsch durfte nach seinem wichtigen Treffer am Sonntag diesmal von Beginn an starten, Sasa Kalajdzic musste dafür auf die Bank. Dies änderte jedoch nicht viel am Spiel der Nationalmannschaft. Unterschiede konnte man höchstens in der individuellen Qualität der einzelnen Spieler ausmachen. Während Kalajdzic sich sehr gerne fallen lässt, um am Spielaufbau teilzunehmen und als Ablagenspieler Verbindungen in die Offensive herzustellen, wollte man mit Gregoritsch wohl konstanter die gegnerischen Innenverteidiger binden. Was Gregoritsch außerdem auszeichnet ist seine Kopfballstärke und obwohl Kalajdzic alles andere als kopfballschwach ist, hält sich Gregoritsch öfter in der gefährlichen Zone auf und stellt dadurch eine direktere Bedrohung für den Gegner dar.  Insgesamt musste man diesen Wechsel nicht unbedingt verstehen, konnte aber als Belohnung für Gregoritsch nach seiner Leistung im ersten Spiel gewertet werden.

Die Österreicher agierten erneut mit drei Innenverteidigern mit David Alaba als zentralen Strategen. Das, obwohl die Österreicher gegen Mazedonien erst die Überhand gewinnen konnten, als Alaba und Hinteregger die Position tauschten. Als linker Verteidiger in der Dreierkette kommt David Alaba vor allem offensiv viel besser zur Geltung und im Vorfeld der Partie wurde diese Variante für die Startaufstellung heiß diskutiert. Dass Foda sich dagegen entschied David Alaba als linken Innenverteidiger aufzubieten lag wohl an Martin Hinteregger. Hinteregger zog mit seiner Mannschaft Eintracht Frankfurt in der deutschen Bundesliga diese Saison gegen den VfL Wolfsburg den Kürzeren, Stürmer bei den Wolfsburgern war dabei ein gewisser Wout Weghorst der zwei Tore erzielen konnte. Zentraler Innenverteidiger bei den Frankfurtern? Martin Hinteregger. Weghorst ist trotz seiner Körpergröße sehr beweglich und baut immer wieder schwer zu verteidigende diagonale Lauffinten ein welche Hinteregger in der Liga einfach nicht verteidigt bekommen hat. So, oder so ähnlich, durften auch die Gedanken von Foda sein, als er beschloss Alaba erneut zentral einzusetzen.

"Vor allem Dragovic füllte seine Rolle als „Rausrücker“ eher zaghaft aus." - Momo Akhondi

Im eigenen Ballbesitz kam Marcel Sabitzer immer wieder auf die linke Achterposition und komplettierte das (Ex-)RedBull Mittelfeld mit Xaver Schlager auf der Sechs und Konrad Laimer rechts. Gleichzeitig rückte Christoph Baumgartner eine Reihe nach vorne und agierte fast als zweiter Stürmer neben Gregoritsch. Diese Baumgartner-Rolle ist schon gegen Nordmazedonien nicht wirklich aufgegangen, trotzdem wiederholte Foda diese Aufstellung. Interessanter wurde es allerdings, wenn die Holländer den Ball hatten und die Österreicher ins Pressing mussten.

 

Hohes Pressing, aber wohin?

Im Pressing agierten die Österreicher in einem 5-2-3, Sabitzer rückte zu den Stürmern nach vorne und egalisierte den Spielaufbau der Holländer numerisch. Diese spielten nämlich ebenso mit drei Innenverteidigern und das waren nicht irgendwelche Innenverteidiger. Rechts spielte Inter-Verteidiger De Vrij, zentral Juve-Legionär De Ligt und links Veteran Blind. Mit Sabitzer, Gregoritsch und Baumgartner versuchten die Österreicher hier eine Gleichzahl herzustellen.

Dahinter mussten dadurch Schlager und Laimer große Räume beackern und sichern, dementsprechend wurden sie immer abwechselnd von einen der drei Innenverteidiger unterstützt. Immer wenn die Holläder Gefahr liefen im Mittelfeld eine Überzahl herzustellen, sprich einen dritten Gegenspieler zu Schlager und Laimer zu bringen, rückte entweder Dragovic, Alaba oder Hinteregger nach vorne, um das wieder auszugleichen. Vor allem Dragovic füllte seine Rolle als „Rausrücker“ eher zaghaft aus. Nachdem die Niederlande im eigenen Pressing nicht unähnlich agierten, war vor allem der direkte Vergleich zu De Vrij beeindruckend. Wenn Sabitzer entgegenkam, um am Spiel der Österreicher teilzunehmen, hatte er stets De Vrij im Rücken und dieser agierte in der Manndeckung sehr forsch. Auf der Gegenseite war Dragovic gegen seinen Mitspieler oft zögerlich und lähmte das Pressing der Österreicher dadurch merklich.

Bild 1: Dragovic muss auf Depay herausrücken

Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Offensivabteilung des ÖFB-Teams ein mörderisches Tempo im Pressing hinlegen konnte – vor allem in der Anfangsphase des Spieles.

Bild 2: Österreich presst hoch, De Roon weicht aus und stellt Schlager vor Probleme.

Sabitzer, Baumgartner und Gregoritsch attackierten den Gegner früh, hoch und mit hohem Tempo. Dahinter schoben Laimer und Schlager ebenfalls früh hoch und unterstützen die Stürmer, wo es ging. Hinten war es hingegen Alaba der dafür sorgte, dass die letzte Linie der Österreicher in der ersten Halbzeit hochstand und sich nicht nach hinten drücken ließ. Aber die schiere Intensität im Pressing war nicht genug, um die Holländer an diesem Abend zu knacken.

Man muss anerkennen, dass es sich hierbei nicht um Ajax Amsterdam handelt, welche vor 7 Jahren unter dem jetzigen Bondscoach Frank de Boer gegen Red Bull Salzburg in seine Einzelteile zerlegt wurde. Die Spieler von Oranje besitzen eine bemerkenswerte Pressingresistenz und das hohe Pressing ist inzwischen ein oft benutztes und altbekanntes Mittel. Vor allem Frenkie De Jong und Martin de Roon sind hierbei klassiche „Pressingbrecher“. Situationen in denen eigentlich ein Ballgewinn erfolgen sollte, werden vom Barca-Strategen spielend leicht gelöst. De Roon hingegen weicht immer wieder auf die Seiten aus um die Zuordnung der Österreicher im Pressing komplett über den Haufen zu werfen. Mit Unterstützung der spielerisch ebenso starken Blind, De Ligt und mit kleinen Abstrichen De Vrij konnten die Holländer auch starke Pressingphasen der Österreicher überstehen.

Erschwerend kam hinzu, dass nicht immer offensichtlich war, welchen genauen Plan die Österreicher im Pressing verfolgen. Wollte man den Gegner in die Mitte locken, indem man die Passoptionen nach außen zumacht? Oder wollte man viel eher das Zentrum vermeiden und den Gegner frühzeitig auf die Außenbahn zwingen?

Man konnte immer wieder Ansätze von beidem erkennen, aber nie wurde einer der beiden Grundideen konsequent verfolgt.

Bild 3: Baumgartner presst von außen nach innen – wahrscheinlich, weil auf der Außenbahn Blind und nicht Außenverteidiger Aanholt steht.

Bild 4: Sabitzer will nicht, dass Holland über den ausweichenden de Roon auf die Außenbahn kommt.

In dieser Situation weicht der Sechser der Holländer, Martin de Roon auf die Außen aus, Sabitzer geht mit und stellt seinen Körper verkehrt zum Gegner, damit signalisiert er dem Gegner ganz klar: „Spiel durch die Mitte“. Ob dies so geplant war, oder durch das unangenehme Ausweichen von De Roon erzwungen wurde ist nicht klar. Jedoch war es für den Rest der Mannschaft durchaus schwer die ganzen Laufwege der Offensivabteilung in das Pressing einzubinden.

Bei einem etwaigen Lenken in die Mitte muss die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Manövers gestellt werden. Die Holländer hatten in der Mitte nicht nur trotz Ausweichens ein numerisches Übergewicht, sondern mit Frenkie De Jong eben auch den entscheidenden qualitativen Vorteil. Der Weg zum Tor ist aus dem Zentrum heraus kürzer und die direkte Gefahr für das Tor höher. Dementsprechend fruchtlos waren die Versuche den Gegner in die Mitte zu locken. Ob geplant oder nicht.

 

Abstimmung nicht klar ersichtlich

Wurde der Gegner jedoch auf die Außen gezwungen war auch hier die Abstimmung als Außenstehender nicht klar ersichtlich. Für gewöhnlich wäre es üblich, dass Außenverteidiger auf Außenverteidiger pressen, sprich wenn Dumfries an den Ball kommt wird dieser von Ulmer gepresst, auf der Gegenseite presst Lainer seinen Gegenspieler Van Aanholt. Und auch wenn das immer wieder so vorkam, gab es immer wieder Situationen, in denen die Holländer über die Außen spielten, jedoch Martin de Roon (rechts) und Daley Blind (links) ausweichen konnten, um den Ball auf der Seite zu bekommen. Ulmer und Lainer standen dabei zu tief und konnten (durften?) dadurch nicht ins Pressing eingreifen. Stattdessen war es einer der beiden Sechser Schlager oder Laimer, welcher auf die Außenbahn ging. Das passierte eben, weil die holländischen Sechser von Haus aus auch immer wieder auswichen und es den beiden Sechsern extrem schwer machten die Stellung zu halten.

Waren die Sechser erst einmal durch ihren Gegenspieler aus dem Zentrum herausgelockt, pressten sie dann auch Vollgas bis an die Seitenlinie durch. Das ohnehin schon schwache Zentrum wurde dadurch weiter geschwächt.

Bild 5: De Roon lockt Schlager auf die Außenbahn, Ulmer ist hier gar nicht zu sehen.

Alles in allem war das Pressing der Österreicher alles andere als schwach oder zurückhaltend, ganz im Gegenteil. Es wurde jedoch mit Fortdauer der Partie zu einem Problem, vor allem weil sich die Österreicher verausgabten. Einerseits agierten manche Akteure im Pressing schlichtweg zu zögerlich (Stichwort Dragovic), andererseits war durch die spielerische Leichtigkeit und Pressingresistenz der Holländer das Pressing insgesamt schlichtweg viel zu aufwändig, um über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten werden zu können. Im Laufe des Spieles wurde es dementsprechend auch zur eigenen Sicherheit ein wenig nach hinten geschraubt und zeitweise sogar zu einem 5-3-2 umgeändert.

 

Sorgenkind Ballbesitz: Wie soll man Tore erzielen?

Das größte Sorgenkind der Österreicher bleibt nach wie vor der Ballbesitz. Überraschenderweise war es den Österreichern selbst gegen Holland nicht vergönnt über Konter gefährlich zu werden. Stattdessen hatten die Österreicher bemerkenswerte 53% Ballbesitz. Natürlich hängt der Ballbesitz auch von der Herangehensweise des Teams ab, aber nicht nur. Der österreichische Tormann Bachmann hat sehr viele Bälle einfach ausgeputzt und nicht zu einem Mitspieler gebracht, trotzdem hatten die Österreicher öfter den Ball als der haushohe Favorit.

Dadurch waren jedoch auch wieder alle Defizite des österreichischen Ballbesitzspiels offensichtlich: einerseits war der Spielaufbau in den ersten zwei Reihen zwar zielführend, jedoch nicht gerade effizient. Andererseits fehlte es den Österreichern schlichtweg an Tiefe, was gegen drei Innenverteidiger dieses Kalibers nun einmal essentiell ist.

Wie bereits erwähnt, holten die Österreich im Spielaufbau Marcel Sabitzer zurück ins Mittelfeld. Dies war bereits gegen Nordmazedonien der Fall, doch die Holländer konnten dieses Manöver dank Martin de Roon viel besser verteidigen. Bei Angriffen über die linke Seite konnte man sich mit Sabitzer, Hinteregger, Schlager und Ulmer zwar immer wieder durchkombinieren, am Ende dieser Ballstafetten fehlte jedoch oft die passende Strafraumbesetzung. Sprich Ulmer war immer wieder durch, hatte dann aber keine Anspielstation. Gregoritsch ist zwar kopfballstark, war aber von den drei Innenverteidigern kaltgestellt. In der letzten Konsequenz fehlte es Andreas Ulmer auch an Durchschlagskraft und Geschwindigkeit, um an seinem Gegenspieler vorbeizukommen. Oft war also bei Ulmer Endstation.

Auf der rechten Seite kam das ÖFB-Team jedoch gar nicht mal so weit. Wenn Dragovic einen Angriff initiieren wollte, fehlte es ihm schlichtweg an Unterstützung. Die Österreicher schoben kaum auf die rechte Seite wo der Ball war und hatten dadurch nie eine Überzahl am Feld. Weder auf der rechten Angriffsseite noch im zentralen Mittelfeld noch im Angriff. Man hat sich mit der zu breiten Positionierung quasi an allen Ecken und Ende selber geschwächt und den Holländern das Verteidigen erleichtert.

Bild 6: Fehlende Verbindungen beim ÖFB, wohin spielen?

Leicht zu verteidigen waren dabei auch die Angriffe im letzten Drittel. Die Innenverteidiger De Vrij, De Ligt und Blind mussten zwar immer wieder herausrücken, um die scharfen Pässe von Alaba und Hinteregger in den Zwischenlinienraum zu verteidigen, hinter ihnen war aber zumeist wenig Betrieb.

Wie wir auf 90minten.at schon mehrfach beschrieben haben, fehlt es in der Offensive schlichtweg an Spielern welche einerseits Geschwindigkeit haben und andererseits den Ball in die Tiefe bzw. in den Lauf gespielt haben wollen. Wenn beispielsweise De Ligt hinter sich keine Sorgen haben muss, dass ein Sprinter einen Ball in die Tiefe fordert und vielleicht sogar erläuft, dann kann er sich voll und ganz darauf konzentrieren die (sehr guten) Pässe von Alaba und Hinteregger in den Zwischenlinienraum zu verteidigen.

Dies gilt aber auch in die andere Richtung! Wenn ein Gegner nur mit hohen Bällen hinter die Verteidiger operiert, dann ist es für den Innenverteidiger irgendwann auch sehr leicht sich darauf zu konzentrieren, weil er weiß, dass keine Flachpässe zwischen den Linien ankommen werden. Um eine starke Defensive wie jene von Holland zu knacken, müsste man den Innenverteidigern abwechselnd beide Aufgaben stellen, um diese aus der Reserve zu locken. Das gelang den Österreichern gar nicht. Erschwerend kam hinzu, dass sich die beiden Stürmer Gregoritsch und Baumgartner gänzlich uneinig waren, wer sich jetzt fallen lassen soll. Nicht selten kamen beide dem Ballführenden entgegen und die Tiefe war erst recht nicht besetzt. Man hatte den Verdacht, beide vermeiden die Tiefe...

Bild 7: Baumgartner und Gregoritsch bieten sich im gleichen Raum an.

Bild 8: der Klassiker, de Roon nimmt Sabitzer aus dem Spiel – Keine Gefahr für die holländische Tiefe.

Was hätte man anders machen können?

Nachdem diese Analyse jetzt etabliert hat, dass der Matchplan von Franco Foda insgesamt nicht genügend war, sollte es an dieser Stelle der Analyse jetzt Verbesserungsvorschläge geben, aber das ist gar nicht so einfach. Ein kurzer Blick auf die Bank zeigt, dass Franco Foda wohl tatsächlich „die Besten“ aufgeboten hat. Im Gegensatz zu den letzten Jahren spielten diese Spieler auch noch auf sinnvollen und gut gewählten Positionen. Auch abseits des Kaders gibt es wohl kaum grobe Missstände im Kader und kaum Spieler, welche zu Unrecht übergangen wurden. Wenn man also personell nachbessern will, sind die Optionen beschränkt.

Ein Wechsel, der personell Sinn gemacht hätte, wäre ein anderer Spielertyp auf der linken defensiven Außenbahn. Vor allem weil das ÖFB-Team sich über die linke Seite am besten durchsetzen konnte, wäre ein Spielertyp wie Valentino Lazaro wohl besser geeignet als Andi Ulmer, dem es an der notwendigen Geschwindigkeit und der technischen Finnesse im eins gegen eins fehlte. Lazaro hingegen ist wohl einer der wenigen, wirklich schnellen Spieler, die der ÖFB im Kader hat. Auch im Dribbling und im eins gegen eins hat Österreich kaum einen Spieler, der das Niveau von Lazaro hat. Er hätte Dumfries wohl das Leben hart gemacht und auch mehr Bälle in den Strafraum gebracht als Ulmer. Gegen den Ball ist Lazaro dank Red Bull Schule und halbjährigen Aufenthalt bei Marco Rose absolut pressingfit.

"Zu guter Letzt, die Tiefe: der einzige Spielertyp im ÖFB-Kader der am ehesten einen Stürmer mit Tiefgang verkörpert ist Karim Onisiwo." - Momo Akhondi

Ein weiterer Punkt war die absolute Unterlegenheit im Zentrum, Schlager und Laimer sind als Spielertypen qualitativ zu ähnlich, zudem waren die beiden schlichtweg numerisch unterlegen. Hier hätte Franco Foda einerseits mit Florian Grillitsch einen anderen Spielertypen bringen können, andererseits bei Angriffen über rechts Christoph Baumgartner instruieren können, das unterlegene Mittelfeld zu verstärken und so Überladungen in dieser Zone herzustellen. Grillitsch hätte hingegen mit seiner spielerischen Eleganz und seiner Pressingresistenz das österreichische Gegenstück zu Frenkie de Jong darstellen können.

Zu guter Letzt, die Tiefe: der einzige Spielertyp im ÖFB-Kader der am ehesten einen Stürmer mit Tiefgang verkörpert ist Karim Onisiwo. Und selbst wenn der Mainz-Legionär bei weitem kein Fix-Starter im Team sein sollte, ist es ein Spieler, der eine andere Note in das Spiel der Österreicher hätte bringen können. Karim Onisiwo möchte den Ball eben in die Tiefe gespielt bekommen, ist auf den ersten Metern sehr schnell und zeichnet sich über seine athletische und physische Spielweise aus, genau das was den Österreichern an diesem Abend gefehlt hat. Es war kaum überraschend, dass die Österreicher nach seiner Einwechslung gleich ihre größte Torchance des Abends vorfinden konnte. War Onisiwo also ein klarer Fall für die Startelf? Nein, doch man hätte ihn früher, sogar schon zur Halbzeit bringen können.

Fazit

Franco Foda hat seinen Job nicht gut erfüllt. Als Teamchef ist er dafür verantwortlich aus seiner Mannschaft die letzten Prozentpunkte herauszukitzeln. Das ist ihm nicht gelungen. Man muss jedoch auch zugestehen, dass den Österreichern an diesem Abend eben nicht nur diese paar Prozentpunkte gefehlt haben. Zu groß war die qualitative Diskrepanz zwischen dem ÖFB-Team und der Oranje. Die Entscheidung das gleiche System wie gegen Nordmazedonien erneut zu bringen, mag zwar vernünftig sein, und hätte bei einem weniger unglücklichen Spielverlauf auch für eine Überraschung sorgen können, spätestens nach dem 0:1 waren diese Hoffnungen jedoch begraben. Dass der Teamchef trotzdem bis zur 62. Minute wartete, um irgendwas personell umzustellen ist ein Armutszeugnis. 

Nun hängt alles an der Partie gegen die Ukraine. Und es ist zu erwarten, dass wir auch da die Mannschaft mit mehr Ballbesitz sein werden. 

 

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